Volksfürsorge Jupiter
48° 12' 26.48" N, 16° 22' 43.06" E zur Karte im Wien Kulturgut
Die Volksfürsorge Jupiter (1., Stubenbastei 2) ist eine ehemalige, von 1869 bis zur Fusion im Jahr 1983 bestehende, Versicherung und „spiegelt einen Teil der österreichischen Versicherungsgeschichte im kleinen als Ergebnis zahlreicher Verschmelzungen und Bestandsübertragungen wider.“[1]
Vorgänger der Volksfürsorge
1869 gründeten einige sozial denkende Bürger in Wien den “Verein zur Ausstattung heiratsmäßiger Mädchen“, der unter der Patronanz von Erzherzogin Gisela, einer Tochter Kaiser Franz Josephs stand, und sich deshalb „Giselaverein Lebens- und Aussteuer-Versicherungsanstalt a.G.“ nennen durfte. 1890 wurde die „Allianz - Lebens- und Rentenversicherungs-Aktiengesellschaft“ gegründet, die sich auf kleinere Kapitalien spezialisierte. Die beiden Gesellschaften arbeiten eng zusammen und gehörten 1914 mit 758 Polizzen zu den bestfundiertesten Gesellschaften der Monarchie mit Zweigniederlassungen in Dresden und Prag. Nach 1919 gerieten beide Gesellschaften – wie alle Lebensversicherungs-Gesellschaften - in wirtschaftlich große Probleme, die eine Fusion zur „Allianz und Gisela-Verein Versicherungsgesellschaft“ notwendig machte, um durch gemeinsame Sparaktionen überleben zu können. Je 34 % der Aktien hielten die „Phönix“ und die Münchner Rückversicherungsgesellschaft, der Rest war Streubesitz. Nach dem Zusammenbruch der Phönix übernahm die Assucurazioni Generali das Aktienpaket, Mehrheitseigentümer war aber plötzlich eine tschechische Bankengruppe. Diese wurde 1938 von der „Volksfürsorge“, die im Besitz der Deutschen Arbeitsfront war, enteignet und eine neue Gesellschaft mit dem Namen “Ostmärkische Volksfürsorge Lebensversicherungs AG“ als Tochter des deutschen Volksfürsorge Hamburg Konzerns gegründet.[2]
Volksfürsorge
1945 ging der deutsche Anteil dieses Konzerns in die öffentliche Verwaltung der Republik Österreich über, die den Namen in „Österreichische Volksfürsorge (ehemalige Allianz und Gisela-Verein)“ änderte. Sie übergab nach Ende der öffentlichen Verwaltung die Aktienmehrheit 1966 an den Österreichischen Gewerkschaftsbund, der 40 % der Wiener Städtischen weiterverkaufte. Ab 1970 bot die Volksfürsorge neben Lebensversicherungen auch Unfall- und Kranken- sowie fast alle Sachversicherungen an und änderte den Namen in „Österreichische Volksfürsorge Allgemeine Versicherung“.[3]
Jupiter
Der Jupiter wurde 1869 als Sterbegeldverein in Wien gegründet. Er weitete seine Geschäftstätigkeit auf ganz Österreich auf und nahm dabei zahlreiche andere kleine Leichenvereine auf. Nach dem „Anschluss“ wurde er mit zwei großen Leichenkostenvereinen zum „Jupiter Versicherungsverein auf Gegenseitigkeit“ fusioniert. 1964 folgte ein Zusammenarbeitsvertrag mit der Wiener Städtischen und dem Wiener Verein.[4]
Zusammenschluss und Fusion mit Wüstenrot
1981 folgte ein Zusammenarbeitsvertrag mit der Volksfürsorge und 1983 eine Fusion zur „Volksfürsorge Jupiter Allgemeine Versicherungs AG“, an der die Wiener Städtische 90 % der Aktien hielt. 1987 verkaufte sie 45 % an die Bausparkasse Wüstenrot, der ÖGB hielt weiterhin die restlichen 10 %. 2001 wurde die „Volksfürsorge Jupiter“ mit der Wüstenrot Versicherungs AG verschmolzen, die inzwischen Mehrheitsaktionär und aufnehmendes Institut war. Die Wiener Städtische Allgemeine Versicherungs AG hält noch immer einen Aktienanteil von rund 31 %. Die neue Wüstenrot Versicherungs-AG bietet seither alle Sparten der Lebensversicherung sowie die Schaden-/Unfallversicherung und auch die Krankenversicherung an. Ihr Sitz ist Salzburg, sie besitzt in 1, Stubenbastei 2 eine Landesdirektion. Der Name „Volksfürsorge Jupiter“ bleibt im Rahmen der Mehrmarkenstrategie bestehen.[5]
Sitz der Gesellschaften
Der „Gisela-Verein“ hatte seinen Sitz am 1, Franz-Josefs-Kai 13, die „Allianz“ und die 1921 fusionierte Gesellschaft in 1, Helfersdorferstraße 1. Die Ostmärkische Volksfürsorge hatte ihren Sitz in 1, Wipplingerstraße 33. Nach der Fusion mit der Jupiter wurde das Haus 1, Stubenbastei 2 bezogen.
Literatur
- Peter Ulrich Lehner; Der Konzern der Wiener Städtischen – ein Wegbereiter des österreichischen Versicherungswesens. In: Wolfgang Rohrbach: Versicherungsgeschichte Österreichs. Band III: Das Zeitalter des modernen Versicherungswesens, Wien: A. Holzhausens Nfg. 1988, S. 1085-1086
- VJV 100 Jahre jung! 1890-1990. Wien: Eigenverlag 1990
- APA OTS Meldung 0015 Wüstenrot vom 10. April 2001
Referenzen
- ↑ Peter Ulrich Lehner; Der Konzern der Wiener Städtischen – ein Wegbereiter des österreichischen Versicherungswesens. In: Wolfgang Rohrbach: Versicherungsgeschichte Österreichs. Band III: Das Zeitalter des modernen Versicherungswesens, Wien: A. Holzhausens Nfg. 1988, S. 1085.
- ↑ VJV 100 Jahre jung! 1890-1990. Wien: Eigenverlag 1990, S. 12-20.
- ↑ Peter Ulrich Lehner; Der Konzern der Wiener Städtischen – ein Wegbereiter des österreichischen Versicherungswesens. In: Wolfgang Rohrbach: Versicherungsgeschichte Österreichs. Band III: Das Zeitalter des modernen Versicherungswesens, Wien: A. Holzhausens Nfg. 1988, S. 1085-1086.
- ↑ Peter Ulrich Lehner; Der Konzern der Wiener Städtischen – ein Wegbereiter des österreichischen Versicherungswesens. In: Wolfgang Rohrbach: Versicherungsgeschichte Österreichs. Band III: Das Zeitalter des modernen Versicherungswesens, Wien: A. Holzhausens Nfg. 1988, S. 1085-1086.
- ↑ APA OTS Meldung vom 10.4.2001.