Wappenbrief
Wappenbrief, in Leoben ausgestelltes Privileg Friedrichs III. vom 26. September 1461, durch das die Stadt Wien das Recht erhielt, den kaiserlichen Doppeladler im Stadtwappen zu führen.
Die Ausstellung des Wappenbriefes erfolgte im Kontext der Auseinandersetzungen zwischen Friedrich III. und seinem Bruder, Erzherzog Albrecht VI.. Die Wiener hatten sich 1461 auf die Seite Friedrichs III. gestellt. Ihnen war es unter Bürgermeister Kristan Prenner gelungen, die Truppen von Albrecht VI., der Wien belagert hatte, am 12. August 1461 bei der Steinernen Brücke vor dem Stubentor abzuwehren. Kurz darauf überwarf sich die Stadt von neuem mit dem Kaiser und verlor dieses Privileg wieder. Erst nach dem Tod von Albrecht VI. im November 1463 kam es zu einer Aussöhnung mit Kaiser Friedrich III. So erhielt die Stadt 1464 das Recht zurück, das Doppeladlerwappen von 1461 zu führen. In dem mit dieser Jahreszahl bezeichneten großen, neuen Stadtsiegel ist allerdings dem Doppeladler das traditionelle Wiener Kreuzschild auf die Brust gelegt. Zum Zeichen der vollständigen Aussöhnung zwischen Kaiser und Stadt zogen die Wiener am 25. April 1465 in feierlicher Prozession zu Friedrich III. nach Wiener Neustadt.
Wappenbild
Im Wappenbrief von 1461 wird genau beschrieben, wie Stadtwappen auszusehen hat. Es wurde gewährt, dass die Stadt, die den "schilt mit dem guldein adler in dem swarczen veld, vorher loblich geprauhet und gefürt haben, nu hinfür zu ewigen zeiten denselben adler mit zwain haubten geziert mit iren dyademen und zwischen denselben haubten ain kaiserliche kron auch von gold in demselben swarczen veld des schildes, in insigeln, secreten, banyern, herhütten furn, anslahen und in allen ritterlichen und erbern sachen geprauchen mugen." Die Tinktur (Farben) waren umgekehrt (verwechselt) zu jenen des kaiserlichen Wappens, und zwar ein goldener Doppeladler auf schwarzer Tinktur. In der Praxis kombinierte die Stadt das Doppeladlerwappen mit ihrem traditionellen Kreuzschild, wobei beide entweder nebeneinander auftreten oder aber in der Form, dass der Kreuzschild dem Doppeladler auf die Brust gelegt wurde.
Beschreibung der Urkunde
Die Pergamenturkunde misst 56x28 cm, die Plica (umgeschlagener unterer Rand) 9 cm. Das Wappen ist als Miniatur mit Goldhöhungen ausgeführt. Das Formular des Textes und die Einteilung von Schrift und Wappenbild ist mit zahlreichen anderen Wappenbriefen des deutschsprachigen Raums vergleichbar. Zur Beglaubigung hängt an einer rot gedrehten Seidenschnur das ‚Sigillum maius ducale‘, das große Siegel des Herzogtums Österreich, das Friedrich III. im Gegensatz zum Majestätssiegel für das Reich seit 1460 als österreichischer Landesfürst gebrauchte. Da es eine Vorder- und eine Rückseite hat, wird es als Münzsiegel bezeichnet. Es zeigt auf der Vorderseite den Kaiser auf einem Thron sitzend, hält er Zepter und Reichsapfel in Händen, auf seinem Haupt trägt er die Kaiserkrone. Unten ist in rot das kaiserliche Sekret- oder Contrasiegel eingedrückt. Es weist einen gekrönten Schild mit Reichsadler sowie die gegeneinander gelehnten Schilde von Österreich und Steiermark auf. Auf der Rückseite ist der Kaiser auf einem Pferd reitend dargestellt.
Gedenken
An die Verleihung des Wappenbriefes erinnert eine Gedenktafel am MAK (1868) und ein in die Fassade des Regensburger Hofes integriertes Denkmal (1897).
Quellen
Literatur
- Hanns Jäger-Sunstenau: 500 Jahre Wappenbrief für die Stadt Wien. In: Jahrbuch des Vereins für Geschichte der Stadt Wien 17/18 (1961/62), S. 53 ff.
- Wiener Stadt- und Landesarchiv: Archivalien aus acht Jahrhunderten. Ausstellung des Archivs der Stadt Wien, Dezember 1964 - Februar 1965. Wien: Eigenverlag der Museen der Stadt Wien 1964 (Sonderausstellung des Historischen Museums der Stadt Wien, 15), S. 48 f.