Weidlingauer Bürgerspitalwald 1
Das in den Quellen meist Weidlingauer oder Wurzbach(tal)er Wald oder Forst genannte Objekt liegt in der Katastralgemeinde Hadersdorf, ist aber nicht mit dem Hadersdorfer Bürgerspitalwald und auch nicht mit dem 1386 an das Spital gelangten Weidlingauer Bürgerspitalwald 2 zu verwechseln. Der gegenständliche Wald wurde bereits im Jahre 1315 dem Bürgerspital übertragen.[1]
Der Schenker kam aus einer der Gründerfamilien des Spitals: Es war der schon erwähnte Greif, der gemeinsam mit mit seiner (zweiten) Frau Offmey und seinen Kindern "ain holtz und ain leihten mit ainem wieseflech da ze Aw" schenkte. Die Schenkung dieses Waldstücks wurde am 15. Juni 1315 groß inszeniert. Alles, was in der Bürgerschaft Wiens Rang und Namen hatte, war anwesend und bezeugte den Schenkungsakt: Bruder Heinrich von dem Heiligen Kreuz zur Zeit Bürgerspitalmeister, Ulrich Kaplan Unserer Frauen auf der Stetten (Maria am Gestade), der Priester Weygant, Konrad der Hubmeister, Ulrich bei den Brüdern (Minderbrüdern), Wolfger von Au, Stadtrichter Heinrich der Chrannest, Herbort auf der Seul, Niclas von Eslarn, Bürgermeister Niclas Poll, Heinrich von der Neiz, Herr Andre, Herr Herman der Rudolfin Sohn, Stephan Chriegler und andere. Auch wenn der Wald keine allzu große Ausdehnung hatte, so war er aufgrund des symbolischen Kapitals – er war von einem der bedeutendsten Wohltäter des Spitals unter Mitwirkung der obersten Bürgerschicht, den Amtsträgern vom Bürgermeister, über den Stadtrichter und Hubmeister bis hin zur Geistlichkeit geschenkt worden – der bedeutendste aller Wälder.[2]
Lage
Der Wald lässt sich nordwestlich des Ortskerns von Weidlingau lokalisieren. Die Grenze bildet einerseits der Wurzbach im Westen und andererseits der nächste, parallel dazu laufende Graben, der in den Wurzbach mündet. Die Wiese lag vermutlich in jenem Bereich des Wurzbachtals, in dem der Bach mit relativ geringem Gefälle fließt, bevor er die letzten 50 bis 100 Meter ins Wiental steil abfällt. Dieser Bereich ist heute größtenteils verbaut. An der unteren Begrenzung dieses Waldes fährt heute die Westbahn. Das Gelände steigt von der Wiese zuerst moderat an. Das ist wohl der Bereich, der in der Urkunde als "leihten" bezeichnet wird. Der Wald selbst zieht sich sehr steil zwischen den beiden Gräben auf einen Höhenrücken (Augustinerwald) zwischen Wiental und Mauerbachtal hinauf. Im landesfürstlichen Waldbuch von 1572 ist er irrtümlich unter "Sanct Iheronime holtz" beschrieben.[3]
Zumindest zwei Grenzsteine aus dem 17. Jahrhundert markieren heute noch seine Grenzen im Norden am Hühnersteig.
Grenzsteine
Siehe auch:
Quellen
- Wiener Stadt- und Landesarchiv, Bürgerspital, Urkunde Nr. 34
- Wiener Stadt- und Landesarchiv, Kartographische Sammlung, P1, 1049
- AT-OeStA/FHKA SUS HS 0086: Ausmarchung des Wienerwaldes vom 12. März 1572 fol. 95v
Literatur
- Christoph Sonnlechner: Bürger und Wald. Überlegungen zur Nutzung von Wiener Bürgerspitalwäldern im Mittelalter. In: Jahrbuch des Vereins für Geschichte der Stadt Wien 66 (2010), S. 223-255
- Christoph Sonnlechner: Verwaltung von Natur. Ressourcenmanagement und das geschriebene Wort in spätmittelalterlichen und frühneuzeitlichen Grundherrschaften. In: Vom Nutzen des Schreibens. Soziales Gedächtnis, Herrschaft und Besitz im Mittelalter. Hg. von Walter Pohl und Paul Herold. Wien: Verlag der Österreichischen Akademie der Wissenschaften 2002, S. 375-394
Einzelnachweise
- ↑ Wiener Stadt- und Landesarchiv, Bürgerspital, Urkunde Nr. 34
- ↑ Christoph Sonnlechner: Bürger und Wald. Überlegungen zur Nutzung von Wiener Bürgerspitalwäldern im Mittelalter. In: Jahrbuch des Vereins für Geschichte der Stadt Wien 66 (2010), S. 223-255, hier 231
- ↑ AT-OeStA/FHKA SUS HS 0086: Ausmarchung des Wienerwaldes vom 12. März 1572 fol. 95v