Werner Faymann
Werner Faymann, * 4. Mai 1960 Wien, Politiker.
Biografie
Werner Faymann begann nach der Matura am Gymnasium Henriettenplatz 1978 ein Studium der Rechtswissenschaften an der Universität Wien, das er nicht beendete. Seit Schülertagen politisch engagiert, wurde er 1981 Landesvorsitzender der Sozialistischen Jugend und übte diese Funktion bis 1987 aus. In dieser Funktion gehörte er zu den Organisatoren eines "Anti-Papst-Festes" gegen den Besuch Johannes Paul II. im Jahre 1983. 1985 zog Faymann als damals jüngstes Mitglied in den Wiener Landtag und Gemeinderat ein und wurde Konsulent der Wiener Zentralsparkasse. 1988 wechselte er als Geschäftsführer und Landesvorsitzender zur Wiener Mietervereinigung.
1994 wurde Faymann im Zuge der Umbildung der Stadtregierung nach dem Amtsantritt von Bürgermeister Häupl zum Amtsführenden Stadtrat für Wohnbau und Stadterneuerung bestellt (1996 folgte die Umbenennung der Geschäftsgruppe in Wohnen, Wohnbau und Stadterneuerung). Er fungierte in dieser Position auch als Präsident des Wiener Bodenbereitstellungs- und Stadterneuerungsfonds (WBSF; später: Wohnfonds Wien) sowie als Vizepräsident des Wiener Wirtschaftsförderungsfonds (WWFF).
Anfang 2007 wechselte Faymann als Bundesminister für Verkehr, Innovation und Technologie in die Bundesregierung. Nachdem er bereits von Juni bis August 2008 geschäftsführender Vorsitzender der Sozialdemokratischen Partei Österreichs (SPÖ) gewesen war, wählte ihn der Bundesparteitag am 8. August 2008 zum Vorsitzenden der SPÖ. Nach der vorgezogenen Nationalratswahl im Herbst 2008 wurde der Wiener schließlich am 2. Dezember 2008 zum Bundeskanzler einer neuerlichen Koalition aus SPÖ und Österreichischer Volkspartei (ÖVP) ernannt. Zu den wichtigsten Ergebnissen seiner Kanzlerschaft zählt das Bankenhilfspaket in Folge der Weltfinanzkrise, das von allen großen Banken Österreichs in Anspruch genommen wurde. Darüber hinaus wurden zwei Großbanken (Kommunalkredit, Hypo Alpe Adria) verstaatlicht, um sie vor dem Bankrott zu bewahren, sowie die gemeinsame Obsorge im Familienrecht verankert. Im September 2015 entschied er in Abstimmung mit der deutschen Bundeskanzlerin Angela Merkel, entgegen den Bestimmungen des Dublin-Abkommens Flüchtlinge ohne Registrierung nach Österreich einreisen zu lassen.
Nach zunehmender innerparteilicher Kritik an seiner Person, vor allem nach der Niederlage des sozialdemokratischen Präsidentschaftskandidaten Rudolf Hundstorfer im ersten Wahlgang der Bundespräsidentschaftswahl im April 2016, trat Werner Faymann am 9. Mai 2016 von allen politischen Ämtern zurück. Danach wurde er als Lobbyist für die Wiener Städtische Versicherung tätig. UN-Generalsekretär Ban Ki-moon ernannte ihn im August 2016 zum Sonderbeauftragten zur Verhinderung von Jugendarbeitslosigkeit. Gemeinsam mit Matthias Euler-Rolle betreibt Faymann eine Beratungsfirma in Wien.
Quellen
Literatur
- Margaretha Kopeinig / Helmut Brandstätter: So kann Europa gelingen. Gespräche mit Werner Faymann, Sigmar Gabriel und Federica Mogherini. Wien: Kremayr & Scheriau 2014
Werner Faymann im Katalog der Wienbibliothek im Rathaus.