Wienflussprojekt von Theodor Geiger
Zwischen 1870 und 1878 legte der Zivilingenieur Theodor Geiger mehrere Projekte zur Regulierung des Wienflusses vor die sich allerdings in den wesentlichen Punkten glichen. Die Eckpunkte waren einerseits die Schaffung einer Bahnlinie vom Stadtzentrum nach Tulln die im Flussbett der Wien verlaufen sollte und andererseits die Ableitung der Wienhochwässer über die Liesing in den Donaukanal. Auch die Überdachung des Wienflussbettes bis nach Schönbrunn, mit unterirdisch geführter Bahnlinie und einem Prachtboulevard nach Pariser Vorbild wurde hier erstmals vorgeschlagen. Der damals zurecht ungeliebte Fluss sollte nach seiner Idee also komplett aus dem Zentrum der Stadt verschwinden.
Das Hauptargument war stets die Verbesserung der sanitären Situation rund um den Wienfluss, doch gab es nach Geiger noch etliche andere Vorzüge die für sein Projekt sprachen: Spülung der Kanäle und dadurch Einsparungen der Kosten für die Kanalräumung, die Reduktion der Sterberate, die Beseitigung vieler Verkehrshindernisse, die Einsparung von Brücken und Uferschutzbauten, die Auffüllung des Überschwemmungsgebietes bei St. Veit, die Behebung der Versandung und Eisstöße bei der Einmündung in den Donaukanal, die Erleichterung der Konstruktion des Sammelkanals längs des Donaukanals, die Schönbrunner Avenue und die Ermöglichung der Bahnlinie. Damit nicht genug so würde sein Projekt auch die Nahrungsmittelversorgung verbessern, zur Verschönerung der Hauptstadt beitragen, die Bautätigkeit anregen, die Immobilienwerte steigern und nicht zuletzt Arbeitsplätze schaffen.
Trotz all dieser von ihm vorgebrachten Vorzüge und obwohl er sein Projekt mit leichten Änderungen im zwei Jahres Takt dem Gemeinderat vorlegte, gelangte es schließlich nicht zur Ausführung. Es war allerdings keine reine Utopie und seine Umsetzung wurde zeitweise ernsthaft erwogen. Viele Vorschläge und Aspekte seiner Planung sollten schließlich auch in das ausgeführte Projekt einfließen.