Wilhelm Winternitz
Winternitz Wilhelm, * 1. März 1835 Josephstadt, Böhmen, † 22. Februar 1917 Wien 4, Gußhausstraße 14 (Zentralfriedhof, Israelitische Abteilung, erstes Tor, 52A/1/14), medizinischer Kliniker, Hydrotherapeut.
Nach Studium an den Universitäten Prag und Wien (Dr. med. 1857; Schüler von Joseph Skoda und Johann von Oppolzer) arbeitete er 1857-1859 als Sekundararzt an der k. k. Irrenanstalt in Prag und 1859-1861 als Korvettenarzt der Kriegsmarine.
Dann erlernte Winternitz die von Vinzenz Prießnitz (Prießnitzbrunnen) in Gräfenberg entwickelte physikalische Heilmethode der Kaltwassertherapie, die Winternitz naturwissenschaftlich zu begründen versuchte. 1865 konnte er sich mit der Abhandlung "Zur rationellen Begründung einiger hydrotherapeutischen Prozeduren" an der Universität Wien für Hydrotherapie habilitieren. 1873 war Winternitz Mitbegründer der Wiener Allgemeinen Poliklinik, an der er bis zu seinem Tod eine interne Abteilung leitete und dort auch erstmals eine hydrotherapeutische Station einrichten konnte.
1874 wurde er Dozent für innere Medizin, 1881 tit. ao. Prof., 1899 tit. o. Prof..
Seine Hauptwerke waren die "Vorlesungen über Hydrotherapie" (zwei Bände 1877-1880) und zahlreiche andere Monografien und Handbuch-Beiträge zur Hydrotherapie; Herausgeber der "Blätter für klinische Hydrotherapie".
Winternitz war Besitzer der Wasserheilanstalt in Kaltenleutgeben.
Literatur
- Ludwig Eisenberg: Das geistige Wien. Künstler- und Schriftsteller-Lexikon, Mittheilungen über Wiener Architekten, Bildhauer, Bühnenkünstler, Graphiker, Journalisten, Maler, Musiker und Schriftsteller. Wien: Daberkow 1889-1892
- Agathon Wernich / August Hirsch: Biographisches Lexikon der hervorragenden Aerzte aller Zeiten und Völker. Wien [u.a.]: Urban u. Schwarzenberg 1884-1888
- Julius Leopold Pagel [Hg.]: Biographisches Lexikon hervorragender Ärzte des neunzehnten Jahrhunderts. Berlin / Wien: Urban & Schwarzenberg 1901
- Constantin von Wurzbach: Biographisches Lexikon des Kaiserthums Österreich. Enthaltend die Lebensskizzen der denkwürdigen Personen, welche 1750 bis 1850 im Kaiserstaate und in seinen Kronländern gelebt haben. Band 57: Windisch-Grätz – Wolf. Wien: Verlag der typografisch-literarisch-artistischen Anstalt 1889
- Erna Lesky: Die Wiener medizinische Schule im 19. Jahrhundert. Wien [u.a.]: Böhlau 1965 (Studien zur Geschichte der Universität Wien, 6) , S. 336 ff.
- Wiener medizinische Wochenschrift 62 (1912), S. 2665 f.
- Wiener medizinische Wochenschrift 79 (1929), S. 1167 ff. (Denkmalenthüllung in Kaltenleutgeben)
- Alois Strasser [Hg.]: Fortschritte der Hydrotherapie. Festschrift zum vierzigjährigen Doctorjubiläum des Prof. Dr. W. Winternitz. Wien [u.a.]: Urban & Schwarzenberg 1897
- Die Feierliche Inauguration des Rektors der Wiener Universität für das Studienjahr 1917/1918. Wien: Selbstverlag der Universität 1917, S. 47 ff.
- Alois Strasser: Wilhelm Winternitz. Denkrede Poliklinik, 02.03.1917
- Wiener medizinische Wochenschrift 67 (1917), S. 491 ff.
- Münchner medizinische Wochenschrift 64 (1917), S. 385
- Wiener klinische Wochenschrift 18 (1905), Nr. 9,
- Wiener klinische Wochenschrift, 30 (1917), S. 347
- Deutsche medizinische Wochenschrift, 1917, S. 598
- Emmerich Deimer [Hg.]: Chronik der Allgemeinen Poliklinik in Wien. Im Spiegel der Medizin- und Sozialgeschichte. Wien: Göschl 1989, S. 45 ff.
- Medizinisch-chirurgisches Zentralblatt. Organ der praktischen Ärzte. Wien 1917, S. 8
- Patricia Steines: Hunderttausend Steine. Grabstellen großer Österreicher jüdischer Konfession auf dem Wiener Zentralfriedhof, Tor I und Tor IV. Wien: Falter-Verlag 1993, S. 212 (weitere Literatur).
- Wiener Zeitung, 23.02.1917.
- Willhelm Winternitz: Mein Anteil an der Entwicklung der Hydrotherapie zum klinischen Lehrgegenstande. In: Jahrbuch über Leistungen und Fortschritte auf dem Gebiet der physikalischen Medizin 1 (1908), S. 81 ff.