Auden Wystan Hugh, * 21. Februar 1907 York (Großbritannien), † 28. September 1973 Wien, britisch-amerikanischer Dichter.
Biografie
Im England der Dreißigerjahre war W. H. Auden eine führende Figur der politisch engagierten modernistischen Avantgarde (zusammen mit Christopher Isherwood, Louis MacNeice, Stephen Spender, u.a.). 1939 emigrierte er in die Vereinigten Staaten von Amerika, wo er sich in New York City niederließ. Für sein lyrisches Werk "The Age of Anxiety" ("Das Zeitalter der Angst") wurde er 1948 mit dem Pulitzer-Preis ausgezeichnet.
Ab 1948 verbrachte er gemeinsam mit seinem Lebensgefährten und künstlerischem Partner Chester Kallman die Sommermonate auf der italienischen Insel Ischia. Am 4. Oktober 1957 erwarben sie ein Haus im niederösterreichischen Kirchstetten, das in der Folge, neben New York, ein wichtiger Lebensmittelpunkt werden sollte. Bis zu Audens Tod verbrachten sie bis zu sechs Monate im Jahr in Österreich, wo Auden den größten Teil seines dichterischen Spätwerks schuf. 1966 wurde Auden mit dem Österreichischen Staatspreis für Europäische Literatur ausgezeichnet.
Kirchstetten war auch die Wahlheimat des aus Wien stammenden - und bis heute aufgrund seiner Positionierung im nationalsozialistischen Kulturbetrieb umstrittenen - Dichters Josef Weinheber. Diesem widmete Auden sein Gedicht "Joseph Weinheber" (1965), in dem Audens ambivalentes Verhältnis zu der Figur Weinheber wie überhaupt der Rolle Österreichs während des Nationalsozialismus zum Ausdruck kommt.
Wien wurde zu einem zentralen Punkt in Audens beruflichem Netzwerk in Österreich. In diesem hatte die Österreichische Gesellschaft für Literatur eine wichtige Funktion als Vermittlerinstanz inne, indem sie Auden im Rahmen von Lesungen und Symposien eine Plattform bot. Es war nach einer Lesung anlässlich der Publikation des zweisprachigen Bandes "Gedichte/Poems" am 28. September 1973 im Palais Pálffy, dass Auden im Hotel Altenburger Hof, Walfischgasse 5, verstarb.
Audens österreichisches Netzwerk umfasste auch die bis vor Kurzem kaum beachtete Zusammenarbeit mit bedeutenden österreichischen Literatinnen, wie Hilde Spiel und Herta Staub. Mit der walisisch-österreichischen Schriftstellerin Stella Musulin, die mit Janko Musulin verheiratet war und Auden unter anderem mit Friedrich Heer bekannt machte, verband Auden eine langjährige Freundschaft. Ihre Memoiren stellen eine wichtige biografische Quelle zur österreichischen Schaffensperiode des Dichters dar.
Quellen
Literatur
- Andreas Brunner: „I won’t go there“. W. H. Auden und Wien. In: Wien Museum Magazin, 21.09.2023 [Stand: 22.05.2024]
- Timo Frühwirth / Sandra Mayer: W. H. Auden in Kirchstetten. Selbsterfindung und überraschende Netzwerke. In: Der Standard, 10.11.2022
- Stella Musulin: Auden in Kirchstetten. In: 'In Solitude, for Company'. W. H. Auden After 1940. Hg. von Katherine Bucknell und Nicholas Jenkins. Oxford: Clarendon Press 1995, S. 207-233
- Murray G. Hall / Gerhard Renner: Handbuch der Nachlässe und Sammlungen österreichischer Autoren. Wien [ u.a.]: Böhlau 1992 (Literatur in der Geschichte, Geschichte in der Literatur, 23)
- Humphrey Carpenter: W. H. Auden. A Biography. London: George Allen & Unwin 1981
Wystan H. Auden im Katalog der Wienbibliothek im Rathaus.