Zum langen Keller
48° 12' 15.01" N, 16° 20' 53.77" E zur Karte im Wien Kulturgut
Langer Keller (7., Burggasse 67; Konskriptionsnummer Neubau 234; „Zum heiligen Martin").
Der in den Jahren 1683-1703 amtierende Schottenabt Sebastian Faber (* 1637, † 24. April 1703) ließ Ende des 17. Jahrhundert, in den Jahren nach der Zweiten Osmanenbelagerung (1683), in der späteren Vorstadt Neubau (auf Schottengrund) einen langen Keller für Stiftszwecke graben und über diesem ein Haus zur Versorgung pensionierter Stiftsdiener errichten. 1690 überließ das Stift der Gemeinde St. Ulrich das Gebäude, die hier ein Grundarmenhaus einrichtete, das 1737 vergrößert wurde. 1758 kam das Gebäude in Staatsbesitz. Maria Theresia wandelte den Langen Keller in eine allgemeine Versorgungsanstalt um, doch sollten Stiftsangestellte und Arme von St. Ulrich bevorzugt berücksichtigt werden.
1771 schenkte Johann Leopold Graf Unverzagt der Anstalt einen Grund zur Errichtung einer dem heiligen Martin geweihten Kapelle (Weihe 26. September 1772, Altarbild „Heiliger Martin").
Um die Mitte des 19. Jahrhunderts war eine Kommission zur Erkenntnis gelangt, dass dieses Haus nicht mehr den modernen Ansprüchen einer Versorgungsanstalt genügte. Gemäß den Überlegungen sollten die Pfründner nach der Auflassung in das Versorgungshaus am Alserbach überführt werden. Am 17. Dezember 1853 wurde im Rahmen der Räumung und Auflassung des Versorgungshauses Langenkeller und der Übergabe dieses Hauses in die freie Verfügung des Schottenstifts über die Ausgleichung des zweifelhaften Eigentums und der Besitzverhältnisse verhandelt. Das Schottenstift akzeptierte die unentgeltlichen Abtretung eines Teils der Grundfläche, auf dem ein Zinshaus erbaut werden sollte, zur Straßenerweiterung der Gemeinde Wien abzutreten, wodurch die Hermanngasse als Verbindung zwischen Burggasse und Kandlgasse entstand.
Der Abbruch des Versorgungshauses erfolgte 1854.
Literatur
- Das Versorgungshaus Langenkeller und die Capelle desselben (1822)
- Die 50jährige Jubelfeier der Kapelle zum heiligen Martin an dem Versorgungshause Langenkeller ... nebst kurzer Geschichte dieser Armenanstalt und ihrer Kapelle (1822)
- Sylvia Friedl, Die Versorgungshäuser in der Wiener Kommunalpolitik (Gemeinderat, Gemeindeverwaltung 1848–1900) (ungedruckte Diplomarbeit Unviersität Wien)
- Gustav Gugitz: Bibliographie zur Geschichte und Stadtkunde von Wien. Hg. vom Verein für Landeskunde von Niederösterreich und Wien. Band 3: Allgemeine und besondere Topographie von Wien. Wien: Jugend & Volk 1956, S. 292
- Wilhelm Kisch: Die alten Straßen und Plätze von Wiens Vorstädten und ihre historisch interessanten Häuser. (Photomechan. Wiedergabe [d. Ausg. v. 1895]). Cosenza: Brenner 1967, Band 3, S. 451
- Wolfgang Mayer: VII. Neubau. Wien [u.a.]: Jugend & Volk 1983 (Wiener Bezirkskulturführer, 7), S. 7
- Hans Rotter: Neubau. Ein Heimatbuch des 7. Wiener Gemeindebezirkes. Wien: Deutscher Verlag für Jugend und Volk 1925, S. 43 f.
- Martin Scheutz, Der "blaue Herrgott". Das nicht-bürgerliche Versorgungshaus "Alserbach" als Zentralanstalt der Wiener Versorgungshäuser im 19. Jahrhundert. In: Orte der Verwahrung. Die innere Organisation von Gefängnissen, Hospitälern und Klöstern seit dem Spätmittelalter. Hg. von Gerhard Ammerer / Arthur Brunhart / Martin Scheutz / Alfred Stefan Weiss. Leipzig 2009, S. 269–293 (Geschlossene Häuser. Historische Studien zu Institutionen und Orten der Separierung, Verwahrung und Bestrafung Bd. 1)
- Karl Weiß: Geschichte der öffentlichen Anstalten ... für die Armenversorgung in Wien. (1867), S. 172, 253 ff.