Margarete Jost
Margarete Jost, * 26. Mai 1916 Wien, † 15. Jänner 1943 Wien, Verkäuferin, Widerstandskämpferin.
Biographie
Margarete Jost wuchs mit zwei Schwestern in einer Arbeiterfamilie in der Wohnhausanlage Rabenhof im 3. Bezirk auf. Schon früh kam sie durch ihr Elternhaus mit sozialdemokratischen und marxistischen Ideen in Kontakt. Sozialisiert wurde sie auch in Vereinen und Organisationen, die der Sozialdemokratie nahestanden. Das sportliche Mädchen trat im Alter von sieben Jahren dem "Arbeiterturnverein" bei; von 1926 bis 1930 war sie bei den Kinderfreunden Mitglied. Margarete Jost, die sich zur Verkäuferin ausbildete, war bis 1934 in der Freien Gewerkschaft des Zentralvereins der kaufmännischen Angestellten aktiv. Ebenfalls 1934 trat sie der zu diesem Zeitpunkt bereits verbotenen KPÖ bei, wo sie unter anderem an Schulungen und Aktionen teilnahm, neue Mitglieder warb und vernetzte, Druckschriften verteilte und als Zellenkassiererin tätig war.
Ab 1938 fungierte sie als Verbindungsperson zwischen höheren Funktionären in Wien und Parteigenossen entlang der Südbahnstrecke in der Bezirksorganisation Baden. Sie war Bindeglied im Kommunikationsaustausch und sammelte Beitragsgelder ein, die festgenommenen Genossinnen und Genossen und deren Familien zugutekamen. Zudem verteilte sie antifaschistische Schriften der KPÖ, wie "Die rote Fahne", "Weg und Ziel" oder "Brief eines jungen Arbeiters an einen nationalsozialistischen Arbeitskameraden".
Margarete Jost wurde am 8. Februar 1941 verhaftet und in Untersuchungshaft in die Schiffamtsgasse im 2. Bezirk verbracht, wo sie unter anderem auf Antonia Bruha traf. Am 23. September 1942 wurde Margarete Jost wegen Vorbereitung zum Hochverrat zum Tode verurteilt und in die Todeszelle verlegt, die sich in den Kellerräumen unter der Frauenabteilung des Inquisitenspitals befand. Haftgenossinnen beschrieben Margarete Jost als mutige, aktive Frau, die auch im Gefängnis den Kampf gegen das Regime nicht aufgab und bis zuletzt darauf hoffte, dass ihr Schicksal durch das rechtzeitige Eintreffen der Roten Armee abgewendet werden würde. Briefe, die sie aus der Haft an ihre Eltern und ihren Verlobten schrieb, schwankten zwischen Optimismus und realistischer Einschätzung ihrer Situation. Alle Versuche ihrer Familie, eine Begnadigung zu erwirken, blieben erfolglos. Margarete Jost wurde am 15. Jänner 1943 hingerichtet.
1997 wurde im 3. Bezirk der Grete-Jost-Park nach ihr benannt. An ihrem früheren Wohnhaus in der Baumgasse 39 findet sich eine Gedenktafel, die an die Widerstandskämpferin erinnert. In der Gruppe 40 am Wiener Zentralfriedhof, wo in Schachtgräbern die am Wiener Landesgericht durch die NS-Justiz hingerichteten Frauen und Männer verscharrt wurden, wurde ein Gedenkstein für sie errichtet.
Quellen
Literatur
- Willi Weinert: "Mich könnt ihr löschen, aber nicht das Feuer". Biografien der im Wiener Landesgericht hingerichteten WiderstandskämpferInnen. Ein Führer durch die "Nationale Gedenkstätte" der Gruppe 40 am Wiener Zentralfriedhof, und zu Opfergräbern auf Wiens Friedhöfen. 4. neu bearb. u. erg. Auflage. Wien: Wiener Stern Verlag 2017, S. 157; S.159; S. 340
- Ilse Korotin [Hg.]: biografiA. Lexikon österreichischer Frauen. Band 2. Wien / Köln / Weimar: Böhlau Verlag 2016, S. 1520 f.
- Elke Krasny: Stadt und Frauen. Eine andere Topographie von Wien. Wien: Metroverlag 2008, S. 85
- Karin Berger: Der Himmel ist blau. Kann sein … Frauen im Widerstand. Österreich 1938−1945. Wien: Promedia 1985
- Wienbibliothek im Rathaus/Tagblattarchiv: Grete Jost [Sign.: TP-023149]
- Das rote Wien: Jost, Margarete [Stand: 12.12.2017]
- Dokumentationsarchiv des österreichischen Widerstandes: Margarete Jost [Stand: 12.12.2017]