Mahnmal gegen Krieg und Faschismus

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Mahnmal gegen Krieg und Faschismus (1998)
Daten zur Erinnerung
Art des Erinnerns Denkmal
Status existiert
Gewidmet
Datum vonDatum (oder Jahr) von
Datum bisDatum (oder Jahr) bis
Stifter*inStifterin oder Stifter  Stadt Wien
Art des/der Stifter*inArt der Stifter*in oder des Stifters  Stadt Wien
Architekt
Standort Straßenraum
Ortsbezug Deportations- oder Todesort
Bezirk 1
Historischer Bezug Nationalsozialismus
Thema der Erinnerung Etablierung, Befreiung, Krieg
Gruppe GegnerInnen, NS-Opfer generell, Jüdinnen und Juden
Geschlechtsspezifik Beide
Wien Geschichte WikiIdentifier/Persistenter URL zur Seite  21824
GNDGemeindsame Normdatei
WikidataIDID von Wikidata
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RessourceUrsprüngliche Ressource  Felix Czeike: Historisches Lexikon Wien, POREM
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Letzte Änderung am 3.08.2018 durch DYN.krabina
BildnameName des Bildes Mahnmal gegen krieg und faschismus.jpg
BildunterschriftInformation, die unterhalb des Bildes angezeigt werden soll Mahnmal gegen Krieg und Faschismus (1998)
  • 1., Helmut-Zilk-Platz

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48° 12' 16.56" N, 16° 22' 8.01" E  zur Karte im Wien Kulturgut

Das Mahnmal gegen Krieg und Faschismus (1) befindet sich auf dem Helmut-Zilk-Platz, der von den Adressen Tegetthoffstraße 10, Augustinerstraße 8, Führichgasse 5 und Albertinaplatz 1 begrenzt wird. Es handelt sich um den südlichen Teil des Areals des 1945 zerstörten Philipphofs neben der Albertina.

Die Entstehungsgeschichte reicht bis 1971 zurück, als Alfred Hrdlicka mit Entwurfszeichnungen und Vorstudien begann. Im Jahr 1978 verhandelte die Stadt Wien mit Hrdlicka erstmals über die Errichtung eines "Antifaschismus"-Denkmals. Zunächst schlug der damalige Kulturstadtrat Helmut Zilk den Morzinplatz, wo sich die Gestapoleitstelle Wien befunden hatte, als Standort vor. Dieser wurde von Hrdlicka mit dem Verweis auf eine in Bau befindliche Tiefgarage und starken Autoverkehr abgelehnt. Schließlich einigten sich Zilk und Hrdlicka auf den heutigen Standort (damals Albertinaplatz). Der Wiener Gemeinderat beschloss am 30. September 1983 die Errichtung eines "Denkmals gegen Krieg und Faschismus"[1] am Albertinaplatz mit den Stimmen von SPÖ, ÖVP und FPÖ. Nach dem Vertragsabschluss mit Hrdlicka geriet die Realisierung bald ins Stocken. Ein Grund war die Ablehnung des Projektes in Teilen der Medien; so bezeichnete die "Neue Kronen Zeitung" das Mahnmal als "Stein-Monstrum"[2].

Während der Debatte um die Kriegsvergangenheit des Bundespräsidentschaftskandidaten Kurt Waldheim im Jahr 1986 verschärfte sich auch der Streit zwischen Denkmalbefürwortern und Denkmalgegnern. ÖVP und FPÖ positionierten sich nun gegen das Denkmal, während SPÖ und Grüne dafür eintraten. Erst im "Bedenkjahr" 1988 (50 Jahre "Anschluss" Österreichs an NS-Deutschland) setzte die Stadt Wien die Realisierung auf die Tagesordnung. Obwohl nun auch das Bundesministerium für Wissenschaft und Forschung Einwände gegen den Bau des Denkmals auf dem Albertinaplatz erhob, gab Bürgermeister Helmut Zilk Ende Juli 1988 die Entscheidung bekannt, das Denkmal wie geplant auf diesem Platz aufzustellen. Anfang August begann der Bau und am 24. November 1988 wurde das noch unvollendete Denkmal enthüllt.

Die Inschrift einer anlässlich der Enthüllungszeremonie in den Boden eingelassenen Tafel lautet:

"Mahnmal gegen Krieg und Faschismus
von Alfred Hridlicka
Errichtet von der Stadt Wien
im Bedenkjahr 1988
An dieser Stelle stand der Philipphof,
der am 12. März 1945 bei einem Bomben-
angriff zerstört wurde. Hunderte Menschen,
die in den Kellern des Gebäudes Zuflucht
gesucht hatten, kamen dabei ums Leben.
Allen Opfern von Krieg und Faschismus
ist dieses Mahnmal gewidmet.

Die feierliche Übergabe des vollendeten Mahnmals erfolgte am 21. Juni 1991. 2009, ein Jahr nach Zilks Tod, wurde der Standort des Mahnmals als Helmut-Zilk-Platz benannt.

Das Mahnmal gegen Krieg und Faschismus besteht aus mehreren Elementen. Das "Tor der Gewalt" (aufgestellt 1991) thematisiert in der linken Skulptur, "Hinterlandsfront", die Opfer nationalsozialistischer Verfolgung in Konzentrationslagern und Gefängnissen, in der rechten Figurengruppe wird der Tod der Soldaten an der Front dargestellt. Mit der Figur des "straßenwaschenden Juden" symbolisierte Hrdlicka die antisemitische Gewalt in Wien im März 1938, als Jüdinnen und Juden von Nationalsozialisten gezwungen wurden, mit Bürsten die Straßen von pro-österreichischen Parolen zu reinigen. Die Figur musste nachträglich mit einer Dornenkrone versehen werden, da sie immer wieder als Sitzgelegenheit verwendet wurde. Die Figur "Orpheus betritt den Hades" bezog Hrdlicka auf die Bombenopfer in den Kellern des Philipphofs. Den Abschluss des Ensembles bildet der "Stein der Republik", in den ein Teil der Unabhängigkeitserklärung der provisorischen Regierung vom 27. April 1945 eingemeißelt ist.

Seit der Errichtung entzündeten sich am Mahnmal viele Debatten. Kritisiert wurde, dass bestimmte Opfergruppen wie etwa die Homosexuellen unberücksichtigt blieben, das Mahnmal überhaupt Opfer des Nationalsozialismus mit Kriegsopfern gleichsetze, wodurch neuerlich ein österreichisches Opferkollektiv konstruiert und der Nationalsozialismus verharmlost werde. Besonders umstritten war die Figur des "straßenwaschenden Juden". Die Künstlerin Ruth Beckermann kritisierte die Plastik als eine symbolische Fortsetzung der Demütigung. Simon Wiesenthal lehnte eine figurale Darstellung von Nationalsozialismus und Antisemitismus ab.[3]. Aus den Debatten um den "straßenwaschenden Juden" entstand unter anderem die Diskussion um die Schaffung eines Mahnmals für die jüdischen Opfer des Nationalsozialismus, das im Jahr 2000 auf dem Judenplatz enthüllt wurde: Mahnmal für die österreichischen jüdischen Opfer der Shoah.

Die Kontroverse um Bedeutung und Sinn des Mahnmals schlug sich auch in den Erläuterungstafeln zum Mahnmal nieder. Neben der oben zitierten ursprünglichen Widmungstafel wurden von der Stadtverwaltung folgende Beschreibungen des Mahnmals gegeben:

Im Jahr 2015 ergänzte Ruth Beckermann das Mahnmal mit der temporären Installation "The Missing Image". Sie fügte der Figur des "straßenwaschenden Juden" die fehlenden Bilder der lachenden Zuschauer hinzu. Die Bilder stammen aus einem Filmclip, der im Österreichischen Filmmuseum gefunden wurde und eine Menge lachender Menschen zeigt, die zwei Juden zusehen, wie sie von der SA gezwungen werden, das Straßenpflaster zu reinigen.

Literatur

  • Ulrike Jenni [Hg.]: Alfred Hrdlicka, Mahnmal gegen Krieg und Faschismus in Wien. Graz: ADEVA 1992
  • Brigitte Pellar: Albertinaplatz. Wien: Europaverlag 1988
  • Ruth Beckermann: Unzugehörig. Juden und Österreicher nach 1945. Wien: Löcker Verlag 1989
  • Matti Bunzl: On the Politics and Semantics of Austrian Memory: Vienna’s Monument against War and Fascism. In: History & Memory, 7 (1996), 2, S. 7-40.
  • Cornelius Lehnguth: Waldheim und die Folgen. Der parteipolitische Umgang mit dem Nationalsozialismus in Österreich. Frankfurt/Main: Campus Verlag 2013
  • Rathauskorrespondenz, 07.12.1994, 18.02.1999, 26.01.2009, 05.12.2009
  • Dokumentationsarchiv des Österreichischen Widerstandes [Hg.]: Gedenken und Mahnen in Wien 1934-1945. Gedenkstätten zu Widerstand und Verfolgung, Exil, Befreiung. Eine Dokumentation. Wien: Deuticke 1998, S. 32f.

Links


Einzelnachweise

  1. Profil, 27.07.1988, S. 47
  2. Neue Kronen Zeitung, 24.01.1984, S. 13
  3. Siehe zur Debatte: Cornelius Lehnguth: Waldheim und die Folgen. Der parteipolitische Umgang mit dem Nationalsozialismus in Österreich. Frankfurt/Main: Campus Verlag 2013, S. 189