Hütteldorfer Kirche
48° 12' 8.53" N, 16° 15' 23.18" E zur Karte im Wien Kulturgut
Hütteldorfer Kirche (14., Linzer Straße 424; Pfarrkirche „Zum heiligen [Apostel] Andreas"; Gedenktafel im rechten Seitenschiff [enthüllt 1964 anlässlich des 600. Todestags des Stifters Wernhard Schenk von Ried).
Die Kirche wurde 1881/1882 von Richard Jordan als neugotischer Ziegelsteinbau mit einem 43 Meter hohen Fassadenturm errichtet und am 9. November 1882 durch Fürsterzbischof Ganglbauer geweiht. Schräg gegenüber (Ecke Stockhammerngasse und Bergmillergasse) stand bis dahin inmitten des von einer Mauer umgebenen Friedhofs die alte, unscheinbare Andreaskirche (erstmals urkundlich erwähnt am 8. September 1356, im selben Jahr Abtrennung der Kirche von der Mutterkirche Penzing), die 1529 samt dem Pfarrhof von den Türken niedergebrannt wurde. Während die Kirche bald wiederhergestellt wurde, baute man den Pfarrhof erst 1550 auf. Beide Gebäude wurden 1683 neuerlich zerstört 1693, nach Wiederaufbau, erhielt die Kirche eine von Johann Sennep zu Emmersdorf gefertigte Orgel. 1701 predigte hier in der Fastenzeit Abraham a Sancta Clara. 1754 restaurierte man Kirche und Pfarrhof. 1782 kam der Hochaltar der aufgelassenen Kartäuserkirche Gaming hieher. Der Pfarre gehörten einst Mariabrunn, der Auhof, Weidlingau, Hadersdorf und ein Teil von Hainbach an; 1817 hatte die Pfarre Einnahmen von Häusern in Weinhaus, zählte 130 Grundholden, besaß 15 Joch Äcker, 95 Joch Wald und 46 Wiesen sowie Zehenteinnahmen (Körner-, Wein- und Satzzehent). 1873 wurde beschlossen, einen Neubau zu errichten (Grundsteinlegung 1881, Weihe 1882); die Einrichtung der alten Kirche wurde gänzlich vernichtet (nur der Hochaltar kam in die Kaiserjubiläumskirche bei der Reichsbrücke). 1919 löste die Gemeinde Wien den Kaiser als Patronatsherrn ab. Zu den Pfarrern gehörten die Weihbischöfe Josef Heinrich Braitenbücher und Franz Anton Marxer; 1823-1826 war der spätere Kardinal Othmar Rauscher hier Kaplan. Die Marmorkanzel schuf Alfred Balcarek (1959). An der linken Außenseite der Kirche befindet sich das Grabmal von Leopoldine Fürstin Liechtenstein († 1809); an der rechten Außenseite erinnert eine Gedenktafel an den Dichter Johann Michael Denis (Senior), einen Freund des damaligen Pfarrers; das Denkmal (Marmorbüste von Pilz) setzten ihm die Wiener Buchdrucker. Vor der Kirche steht ein Kriegerdenkmal (für das ein Hütteldorfer Modell stand), ihr gegenüber eine Dreifaltigkeitssäule (datiert 1713; errichtet anlässlich des Erlöschens der Pest). An der Stelle der alten Kirche und des sie umgebenden Friedhofs entstand ein öffentlicher Park. Die Pfarrwiese war bis zum Bau des Hanappi-Stadions (1980) an Rapid verpachtet.
Literatur
- Gottfried Scholz: Geschichte der Pfarre Hütteldorf. In: Wiener Dissertationen aus dem Gebiet der Geschichte 2. Wien 1964
- Hans Tietze: Die Denkmale der Stadt Wien (XI. - XXI. Bezirk). Wien: Schroll 1908 (Österreichische Kunsttopographie, 2), S. 84 f.
- Wolfgang J. Bandion: Steinerne Zeugen des Glaubens. Die Heiligen Stätten der Stadt Wien. Wien: Herold 1989, S. 297 f.
- Alfred Missong: Heiliges Wien. Ein Führer durch Wiens Kirchen und Kapellen. Wien: Wiener Dom-Verlag ³1970, S. 210
- Felix Czeike: XIV. Penzing. Wien [u.a.]: Jugend & Volk 1980 (Wiener Bezirkskulturführer, 14), S. 44
- Justus Schmidt / Hans Tietze: Dehio Wien. Wien: A. Schroll 1954 (Bundesdenkmalamt: Die Kunstdenkmäler Österreichs), S. 167
- Rudolf Geyer: Handbuch der Wiener Matriken. Ein Hilfswerk für Matriken-Führer und Familienforscher. Wien: Verlag d. Österr. Inst. für Genealogie, Familienrecht und Wappenkunde [1929], 89 (Sprengel), S. 267 f.
- Anton Mayer: Das Denis-Denkmal an der neuen Kirche in Hütteldorf. In: Berichte und Mitteilungen des Altertums-Vereines zu Wien. Band 22. Wien: Gerold 1883, S. 211 ff.