Zum roten Krebs (Apotheke)
Krebs, Zum roten (1, Lichtensteg 4), Schild einer neben dem Haus "Zur Wildgans" gelegenen Apotheke.
Der Name wurde bald auf das Haus übertragen. Dieses wird erstmals 1327 erwähnt (Krebsen- oder Ziegelhaus). Die Apotheke war von 1548 bis zur Zeit Karls VI. die vornehmste Wiens und belieferte auch den Hof mit Medikamenten. Im 15. Jahrhundert befand sich die Krebsenapotheke im Haus Konskriptionsnummer 622 am Alten Roßmarkt (neben dem ab 1370 nachweisbaren Schilcherbad [Konskriptionsnummer 623]); der erste mit Sicherheit feststellbare Besitzer der Apotheke "Ad rubrum cancrum" (Zum roten Krebs) ist Anton Robitz (1578-1593), frühere Besitzer können nur erschlossen werden (wobei zu berücksichtigen ist, daß sich unklare Abgrenzungen gegenüber der Apotheke „Zur goldenen Krone" ergeben). Um 1624 wurde die Apotheke von Zacharias Pfand auf den Hohen Markt transferiert, wo sie bis 1690 im Haus Konskriptionsnummer 523 (1, Hoher Markt 12, Teil 1 [laut Perger, WGB 4]) und danach bis 1783 im Haus Konskriptionsnummer 524 (1, Hoher Markt 12, Teil J [ebenfalls laut Perger]) untergebracht war (ab 1712 im Besitz der Familie de Pauli, der ab 1770 auch das Haus gehörte). 1637 kamen Haus und Apotheke in den Besitz von Johann Ludwig Gebhardt (der auch Senior war), dem 1656 Johann Arnold Häring, 1675 Wenzel Augustin Lavin, 1708 Daniel Leopold Fockhy (ein Sohn von Bürgermeister Daniel Fockhy) und 1712 Christoph Joseph Lorenz de Pauli folgten. 1751 wurde das Aussehen der Apotheke in de Paulis Auftrag von Salomon Kleiner in einer Stichfolge festgehalten. 1754 übernahm Paulis Sohn Ignaz Gabriel di Pauli von Enzebühl die Apotheke (er war Äußerer Rat und Senior), 1782 scheint sein Enkel Anton di Pauli Edler von Enzebühl als Besitzer auf. 1783-1802 befand sich die Apotheke nochmals im Haus Konskriptionsnummer 523 (etwas später vielleicht im Haus Konskriptionsnummer 522); als erste Apotheke Wiens besaß sie schon 1796 ein homöopathisches Dispensatorium. 1802 wurde sie vom späteren Gremialvorsteher Joseph Gerold (einem Verwandten di Paulis und des Haus blieb allerdings weiterhin im Besitz der Familie de Pauli, die es 1836 mit dem Schmerhäusel zusammenbauen ließ. Eine 1861 vom Apotheker Carl Spitzmüller ins Auge gefaßte Transferierung in die Gegend der Ruprechtsstiege kam nicht zustande. 1887 wurde die Apotheke ins Palais Sina (1, Hoher Markt 8) verlegt. 1955 erfolgte wegen des durch Kriegsschäden erzwungenen Abbruchs des Sinapalais die Übersiedlung auf den heutigen Standort.
Literatur
- Felix Czeike: Die Apotheke „Zum roten Krebsen". In: Wiener Geschichtsblätter. Wien: Verein für Geschichte der Stadt Wien 1946 - lfd., Band 28,1973, S. XVII;
- Felix Czeike: Die Apotheke „Zum roten Krebsen". In: Wiener Geschichtsblätter. Wien: Verein für Geschichte der Stadt Wien 1946 - lfd., Band 36,1981, S. LI f.
- Felix Czeike: Die Apotheke „Zum roten Krebsen". In: Wiener Geschichtsblätter. Wien: Verein für Geschichte der Stadt Wien 1946 - lfd., Band 43,1988, S. 14 ff.
- Das „Wiener Apothekenviertel". In: Wiener Geschichtsblätter. Wien: Verein für Geschichte der Stadt Wien 1946 - lfd., Band 41,1986, S. XXX f.
- Kurt Ganzinger: Zur Geschichte der Wiener Apotheke „Zum roten Krebs". In: Österreichische Apotheker-Zeitung (ÖAZ) (1987), S. 1048 f.
- Kurt Ganzinger: Salomon Kleiners Entwurfserie aus der Apotheke „Zum roten Krebs" in pharmaziehistorischer Sicht. In: Wiener Geschichtsblätter. Wien: Verein für Geschichte der Stadt Wien 1946 - lfd., Band 42,1987, S. 96 ff.
- Gregor Martin Lechner: Salomon Kleiners Entwurfserie zur Roten Krebsen-Apotheke in Wien. In: Wiener Geschichtsblätter. Wien: Verein für Geschichte der Stadt Wien 1946 - lfd., Band 42,1987, S. 81 ff.
- Leopold Hochberger / Joseph Noggler: Geschichte der Wiener Apotheken. Im Auftrag des Wiener Apotheker-Hauptgremiums. Wien: Wiener Apotheker-Hauptgremium 1919 (Geschichte der Apotheken und des Apothekenwesens in Wien, 2), S. 27 ff.
- Anton Mayer [Red.]: Geschichte der Stadt Wien. Hrsg. vom Altertumsverein zu Wien. Band 6: Vom Ausgange des Mittelalters bis zum Regierungsantritt der Kaiserin Maria Theresia, 1740. Wien: Holzhausen 1918, S. 281
- Felix Czeike: Joseph Gerold. In: Österreichische Apotheker-Zeitung (ÖAZ) 18 (1964), S. 778 ff.
- Richard Perger: Der Hohe Markt. Wien [u.a.]: Zsolnay 1970 (Wiener Geschichtsbücher, 3), S. 121
- Johann Evangelist Schlager: Alterthümliche Ueberlieferungen von Wien aus handschriftenlichen Quellen. Wien 1844, S. 94
- Wilhelm Kisch: Die alten Straßen und Plätze von Wiens Vorstädten und ihre historisch interessanten Häuser. (Photomechan. Wiedergabe [d. Ausg. v. 1883]). Cosenza: Brenner 1967, Band 1, S. 47
- Alt-Wien. Monatsschrift für Wiener Art und Sprache. Wien: Dirnböck 1891-1900. Band 4,1895, S. 180 ff.