Österreichisches Heldendenkmal
48° 12' 19.76" N, 16° 21' 46.46" E zur Karte im Wien Kulturgut
Österreichisches Heldendenkmal (1., Äußeres Burgtor). Das von Peter Nobile 1821-1824 erbaute neue Äußere Burgtor wurde 1933/1934 durch Rudolf Wondracek unter Beibehaltung der historischen Bausubstanz zu Ehren der Gefallenen des Ersten Weltkriegs zu einem Österreichischen Heldendenkmal umgestaltet. Dieses wichtigste Denkmal des Dollfuß-/Schuschnigg-Regimes wurde 1934 im Zuge einer Großveranstaltung durch Kardinal Innitzer eingeweiht.
Über der Durchfahrt entstand eine atriumähnliche Ehrenhalle zum Gedenken an die kaiserliche Armee (Namen der Feldherren und siegreichen Schlachten von 1643 [Nördlingen] bis 1918 [Asalone]); die Kunststeinschnitte „Geschichte der österreichisch-ungarischen Armee" sowie die Heiligen Michael und Georg stammen von Herbert Dimmel und Leopold Schmidt. Im nordöstlichen Teil des Burgtors wurde ein Altarraum errichtet (Gefallenen-Gedächtniskrypta; der Krieger in der Krypta (aus Untersberger Marmor), die Köpfe an der Ehrenstiege und die Wappen im Ehrenraum sind neben anderen Ausschmückungen Werke von Wilhelm Frass. 1965 schuf Robert Kramreiter im südwestlichen Flügel des Burgtors einen Weiheraum zum Gedenken an die Kämpfer für Österreichs Freiheit 1934-1945.
Da sich seit Jahrzehnten das Gerücht gehalten hat, dass sich unter der Skulptur des gefallenen Kriegers ein nationalsozialistisches Huldigungsschreiben des Bildhauers Wilhelm Frass befinden solle, wurde der Granitblock am 18. Juli 2012 gehoben. Dabei kam eine von einer Wachschicht umhüllte Metallhülse zutage. Entgegen allen Erwartungen enthielt diese nicht nur das sagenumwobene Schreiben von Frass selbst, sondern zur großen Überraschung der anwesenden Historiker, auch ein weiteres Schriftstück von einem Alfons Riedel, vermutlich ein Gehilfe von Frass. In diesem verfasste er, im Gegensatz zu seinem Chef, einen pazifistischen Aufruf. Er lautet: "Ich wünsche, daß künftige Generationen unseres unsterblichen Volkes nicht mehr in die Notwendigkeit versetzt werden, Denkmäler für Gefallene aus gewaltsamen Auseinandersetzungen von Nation zu Nation errichten zu müssen". Beide Schreiben wurden nach einer wissenschaftlichen Untersuchung dem Heeregeschichtlichen Museum zur Verwahrung übergeben. Die Krypta selbst wurde danach gesperrt.
Für die alljährliche Kranzniederlegung durch den Bundespräsidenten und die Bundesregierung am Nationalfeiertag wurde die Gedenktafel "Für die im Dienst und Einsatz verunglückten, verstorbenen und gefallenen Soldaten des Österreichischen Bundesheeres" an die Außenseite der Krypta verlegt.
Am 26. Oktober 2019 wurde diese Gedenktafel durch ein neues Denkmal in der Ehrenhalle oberhalb der Krypta eingeweiht. Die miteinander verbundene Platten aus Streckmetall symbolisieren einerseits das Zusammenwirken und die gelebte Gemeinschaft im Österreichischen Bundesheer und dessen Verankerung in der Gesellschaft. Andererseits veranschaulicht die unterschiedliche Neigung der Platten das breite Leistungsspektrum und die praktizierte Diversität innerhalb des Österreichischen Bundesheeres. Zentrales Element des Ehrenmales ist das Hoheitszeichen – ein weißes Dreieck, eingeschrieben in einem roten Kreis. Das Hoheitszeichen versinnbildlicht die gesellschaftliche Verantwortung des Österreichischen Bundesheeres sowie seine Aufgaben und Leistungen – militärische Landesverteidigung, Schutz der demokratischen Freiheiten und der staatlichen Einrichtungen, Hilfe bei Katastrophen sowie Friedenssicherungsoperationen im Ausland. "SICHERHEIT." – "EINSATZ." – "FRIEDE." – diese Begriffe auf dem Ehrenmal verweisen auf den Auftrag des Österreichischen Bundesheeres zur Wahrung von Frieden in demokratischer Freiheit. Durch das Denkmal werden jedoch die Namen der bedeutenden Heerführer, die hier verewigt sind, verdeckt.
Literatur
- Friedrich Achleitner: Österreichische Architektur im 20. Jahrhundert. Ein Führer. Band 3/1: Wien. 1. - 12. Bezirk. Salzburg: Residenz-Verlag 1990, S. 26 f.
- Wolfgang J. Bandion: Steinerne Zeugen des Glaubens. Die Heiligen Stätten der Stadt Wien. Wien: Herold 1989, S. 86 f.
- Bundesdenkmalamt [Hg.]: Dehio. Die Kunstdenkmäler Österreichs. Band: Wien. I. Bezirk – Innere Stadt. Wien: Berger Horn 2003, S. 465-467
- Gedenkschrift anlässlich der Weihe des österreichischen Heldendenkmales am 9. September 1934. Wien: Vereinigung zur Errichtung eines österreichischen Heldendenkmales 1934.
- Hanns Jäger-Sunstenau: Lorbeer am Äußeren Burgtor. In: Wiener Geschichtsblätter. Wien: Verein für Geschichte der Stadt Wien 42 (1987), S. 30 ff.
- Rolf M. Urrisk-Obertyński: Wien - 2000 Jahre Garnisonsstadt, Band 3 (Innere Stadt), Weishaupt-Verlag, Graz 2012, S. 156 und 372.
- Renate Wagner-Rieger [Hg.]: Die Wiener Ringstraße. Bild einer Epoche. Die Erweiterung der Inneren Stadt Wien unter Kaiser Franz Joseph. Band 4: Alois Kieslinger: Die Steine der Wiener Ringstraße. Ihre technische und künstlerische Bedeutung. Wiesbaden: Steiner 1972, S. 531 ff.
- Andreas Suttner: Das schwarze Wien. Bautätigkeit im Ständestaat. Wien: Böhlau 2017
- Helmut Weihsmann: Das Rote Wien. Sozialdemokratische Architektur und Kommunalpolitik 1919–1934. Wien: Promedia 2002, S. 183