Schwarzes Wien
Bezeichnung
Die Bezeichnung "Schwarzes Wien" entstand in Umkehrung zu Selbstbezeichnung des Roten Wien. Schwarz war die politische Kennfarbe der Christlichsozialen Partei und damit der späteren HauptprotagonistInnen des Dollfuß-/Schuschnigg-Regimes.
Bundesunmittelbare Stadt Wien
Die Errichtung des diktatorischen Dollfuß-/Schuschnigg-Regimes nach den Februarkämpfen und die Durchsetzung der Einheitspartei Vaterländische Front als Monopolorganisation führten zum schnellen Fall des Roten Wien. Im März 1934 kam es zur Auflösung des demokratisch gewählten Gemeinderates und zur Verhaftung des sozialdemokratischen Bürgermeisters Karl Seitz. Die Bundeshauptstadt wurde zur bundesunmittelbaren Stadt degradiert und damit die Stellung als eigenes Bundesland entzogen. Das schwarze Wien existierte bis zum sogenannten Anschluss an Hitler-Deutschland am 13. März 1938.
Auf Grundlage einer berufsständisch-autoritären Wiener Stadtverfassung wurde an Stelle des Gemeinderates am 1. April 1934 die Wiener Bürgerschaft installiert. Engelbert Dollfuß ernannte den Bundesminister für soziale Verwaltung Richard Schmitz, der als Regierungskommissär für Wien eingesetzt war, am 6. April 1934 zum Wiener Bürgermeister.
Als neuer Bürgermeister verortete sich Schmitz in der Tradition Karl Luegers. Kernpunkte seiner autoritären Herrschaft waren die Rekatholisierung der Wiener Bevölkerung, eine konservative Familienpolitik und eine katholische Fürsorgepolitik. Die Errungenschaften des Roten Wien, allen voran die Schulreform Otto Glöckels und das kommunale Wohnbauprogramm, wurden zu Fall gebracht. Der Gemeindebau sollte durch eine privatwirtschaftlich ausgerichtete Assanierungspolitik Richtung Verkehrsstadt verschoben werden.
Karte Bautätigkeit im schwarzen Wien
Siehe auch
Literatur
- Gertrude Enderle-Burcel: Mandatare im Ständestaat 1934–1938. Biographisches Handbuch der Mitglieder des Staatsrates, Bundeskulturrates, Bundeswirtschaftsrates und Länderrates sowie Bundestages. Wien: Dokumentationsarchiv des Österreichischen Widerstandes 1991
- Herbert Lackner, Architektur: Das "schwarze Wien", im Profil (2. Mai 2017)
- Wolfgang Maderthaner: Von der Zeit um 1860 bis 1945. In: Peter Csendes / Ferdinand Opll (Hg.): Wien. Geschichte einer Stadt. Band 3: Von 1790 bis zur Gegenwart. Wien, Köln, Weimar: Böhlau 2006, S. 440-499
- Janek Wasserman: Black Vienna. The Radical Right In The Red City, 1918–1938. Ithaka, NY: Cornell Univ. Press 2014.
- Andreas Suttner: Das schwarze Wien. Bautätigkeit im Ständestaat. Wien: Böhlau 2017
- Emmerich Talos: Das austrofaschistische Herrschaftssystem – Österreich 1933–1938. Wien, Berlin, Münster: Lit-Verlag 2013.
- Emmerich Talos / Wolfgang Neugebauer [Hg.]: Austrofaschismus. Politik-Ökonomie-Kultur 1933–1938. Wien: Lit-Verlag 2014