Singerstraße 30
48° 12' 22.04" N, 16° 22' 34.85" E zur Karte im Wien Kulturgut
1., Singerstraße 30 (Konskriptionsnummer 889), Seilerstätte 6.
Vorgängergebäude
Haus Stadt 889 / Singerstraße 30, Seilerstätte 6
1368 wird zum ersten Mal ein Haus auf diesem Grundstück urkundlich erwähnt. Aus einem Dokument des Jahres 1383 geht hervor, dass auf diesem Platz bis kurz zuvor zwei Häuser standen. Im Jahr 1566 befand sich hier ein einstöckiges Gebäude, 1664 sind zwei und 1795 vier Stockwerke verzeichnet. 1910 wurde das damalige Haus vom "Gremium der Hoteliers- und Pensionsinhaber in Wien" erworben. Aufgrund der Durchführungsverordnung zum Gewerbebundgesetz und eines Vertrages vom 15. März 1935 kamen vier Fünftel an die "Wiener Gast- und Schankgewerbezunft" und ein Fünftel an den "Gewerbeverband der Stadt Wien".
Haus Stadt 806 / Singerstraße 32, Seilerstätte 4
Die Geschichte dieses Hauses lässt sich bis ins Jahr 1371 zurückverfolgen. Nach 1482 fiel es einem Brand zum Opfer und wurde längere Zeit nicht wieder aufgebaut. Erst nachdem die Brandstätte 1534 verkauft worden war, entstand hier ein neues Gebäude. Zwischen 19. Jänner 1728 und 6. Mai 1729 gehörte es der "Armen Bürgerlade der Stadt Wien", der es der verstorbene Besitzer vermacht hatte. Laut Czeike (Felix Czeike: Historisches Lexikon Wien) wurde es im Jahr 1737 durch ein barockes Wohnhaus ersetzt, das nach seinem damaligen Besitzer, Severin Zacharias Hueber, "Huebersches Haus" genannt wurde. Um 1860 gehörte Wilhelmine Standhartner ein Teil des Gebäudes. Ihr Gatte, der musikbegeisterte Primararzt am Allgemeinen Krankenhaus Wien, Dr. Joseph Standhartner, wurde hier von Richard Wagner besucht. 1930 erwarb die Gemeinde Wien das bereits im Jahr 1795 als vierstöckig geführte Haus.
Neubau 1937/38
In der ersten Sitzung des Wiener Assanierungsfonds vom 5. November 1934, wurde der Neubau, neben zwei anderen Bauprojekten, mit Vorrang behandelt. Es kam aber erst in einer Sitzung im April 1937 zu einer Geldtransaktion an die "Union-Baumaterialien-Gesellschaft", die die beiden Gebäude 1937/1938 kaufte. Diese wurden noch im selben Jahr abgetragen und durch das heutige siebengeschossige Haus ersetzt. Das Wohnhaus steht jedoch auf einer deutlich verringerten Grundfläche, da vor allem die Singerstraße stark verbreitert wurde und trägt nur mehr die Anschriften Singerstraße 30 beziehungsweise Seilerstätte 6. In einer Wandnische im zweiten Stock befindet sich eine lebensgroße Madonnenfigur, die noch vom alten Hueberschen Haus Singerstraße 32 stammt.
Quellen
WStLA, Bürgerschaft, B9 – Kommissionen: 3. Kuratorium für den Assanierungsfonds
Literatur
- Bundesdenkmalamt [Hg.]: Dehio. Die Kunstdenkmäler Österreichs. Band: Wien. I. Bezirk – Innere Stadt. Wien: Berger Horn 2003, S. 859
- Paul Harrer-Lucienfeld: Wien, seine Häuser, Menschen und Kultur. Band 5, 1. Teil. Wien ²1955 (Manuskript im WStLA), S. 39-45
- Andreas Suttner: Das schwarze Wien. Bautätigkeit im Ständestaat. Wien: Böhlau 2017
- Helmut Weihsmann: Das Rote Wien. Sozialdemokratische Architektur und Kommunalpolitik 1919–1934. Wien: Promedia 2002, S. 165