Eigenheimsiedlung Wolfersberg
48° 12' 38.57" N, 16° 14' 46.65" E zur Karte im Wien Kulturgut
Eigenheimsiedlung Wolfersberg, (14., Siriusweg, Neptunweg, Merkurweg, Venusweg, Marsweg, Jupiterweg, Uranusweg, Saturnweg, Grenzweg, Anzbachgasse, Edenstraße), errichtet in zwei Bauphasen (1920-1924; 1933-1938) ohne architektonisches oder gestalterisches Konzept.
Wilde Siedlung
Wilde Siedler und Holzsammler begannen nach dem Ersten Weltkrieg mit willkürlichen Rodungsarbeiten im Bereich Wolfersberg, Rosental, Halterbachtal. Die Siedler organisierten sich bereits 1919 in einer Bewegung namens "Verein für Innenkolonisation" ("Inko") und erzwangen vom städtischen Landwirtschaftsamt gegen den Willen des Forstministeriums die Namhaftmachung eines Siedlungsraumes innerhalb der Stadtgrenze. Bis 1924 entstanden so auf 616 Parzellen Einfamilienhäuser, Doppel- und Reihenhäuser, deren genaue Anzahl und Lage heute nicht mehr mit Sicherheit feststellbar ist.
Eigenheimsiedlung der Gesiba
In Zusammenhang mit der Eigenheimsiedlung auf dem Wolfersberg ist erstmals die Aktion "Wachsende Häuser", welche die Gesiba organisiert hatte, nachzuweisen. Dabei handelte es sich um die Vergabe von Krediten für die Errichtung von "Kernhäusern", die später in Eigenregie oder nach Maßgabe der finanziellen Mittel erweitert werden konnten. Die ersten dieser Häuser entstanden am Marsweg, am Edenstraße und in der Anzbachgasse.
Werdende Siedlung im schwarzen Wien
Während des Austrofaschismus wurde im schwarzen Wien das Konzept der Eigenheimsiedlungen in dieser Form nicht weiter verfolgt. Vielmehr kaufte die Gemeinde Wien ab 1934 selbst Grundstücke am 14., Wolfersberg an, um ehemalige SiedlerInnen mit der Bereitstellung billiger Grundstücke für den Eigenheimbau zu unterstützen. Von 1934 bis 1938 wurde mit Mitteln aus dem Wiener Assanierungsfonds die Errichtung von villenartigen Einfamilienhäusern in den privatisierten Siedlungen gefördert. 1936 wurden zusätzlich der Kanal- und Straßenbau mit einem nicht rückzahlbaren Betrag vom Kuratorium des Fonds finanziert. Das Gartenstadtkonzept der Wiener Bürgerschaft orientierte sich durchwegs an bürgerlichen Wohnkonzepten. Das ehemalige Schutzhaus (Anzbachgasse 89) wurde von den Franziskanern übernommen und behelfsmäßig als Notkirche adaptiert.
Siehe auch
Quellen
Literatur
- Klaus Novy / Wolfgang Förster: Einfach bauen. Genossenschaftliche Selbsthilfe nach der Jahrhundertwende. Zur Rekonstruktion der Wiener Siedlerbewegung. Wien: Picus 1991, S. 125, 136 f.
- Magistrat der Stadt Wien [Hg.]: Wien im Aufbau. Band: Der Wiener Assanierungsfonds. Wien: Magistrat 1937, S. 64, Übersichtsplan
- Magistrat der Stadt Wien [Hg.]: Wien im Aufbau. Band: Die Kanalisation der Stadt Wien. Wien: Magistrat 1937, S. 10
- Magistrat der Stadt Wien [Hg.]: Wien im Aufbau. Band: Wohnungs- und Siedlungswesen. Städtischer Grundbesitz. Wien: Magistrat 1937, S. 13
- Andreas Suttner: Das schwarze Wien. Bautätigkeit im Ständestaat. Wien: Böhlau 2017
- Helmut Weihsmann: Das Rote Wien. Sozialdemokratische Architektur und Kommunalpolitik 1919-1934. Wien: Promedia 2002, S. 334 f.