Wasserbehälter Lainz
48° 9' 33.18" N, 16° 15' 17.91" E zur Karte im Wien Kulturgut
Wasserbehälter Lainz (13., Wittgensteinstraße 160).
Im Schwarzen Wien wurde in der Wittgensteinstraße 160 von 1935 bis 1938 der damals größte Wasserbehälter Wiens für die Hochquellenwasserleitung nach einem Entwurf des Stadtbauamtes errichtet. Der Wasserbehälter hat ein Fassungsvermögen von 144.000 m³. Ferner war dieser zum Zeitpunkt der Errichtung der größte Wasserbehälter Europas.[1] Gespeist wird der Behälter von der nahe gelegenen Übergangskammer Mauer, die sich am Ende der Zweiten Hochquellenleitung befindet.
Die wasserwirtschaftlichen Gründe für den Bau lagen zum einen in der Deckung von Verbrauchsspitzen und zum anderen im Bedarf nach längeren Zeitfenstern für Wartungsarbeiten an den Hochquellenleitungen, die eine zeitweise Außerbetriebnahme der Leitung voraussetzten.
Noch entscheidender für den Bau als die Versorgungssicherheit waren allerdings die politischen Hintergründe. Zur Bekämpfung der hohen Arbeitslosigkeit der 1930er-Jahre rief der austrofaschistische Ständestaat 1935 in Anlehnung an Deutschland die „österreichische Arbeitsschlacht“ aus. Die Bauindustrie spielte dabei eine zentrale Rolle. Im sogenannten „Frontabschnitt Wien“ der „österreichischen Arbeitsschlacht“ wurden große Infrastrukturprojekte mit hohem Bedarf an Arbeitskräften umgesetzt. Der Neubau der Reichsbrücke sowie der Bau der Höhenstraße stellen die prominentesten Beispiele des ständestaatlichen Bauprogramms in Wien dar.
Der Wasserbehälter Lainz war eines der ersten Bauprojekte der „österreichischen Arbeitsschlacht“, der als solches vor dem Hintergrund des rückläufigen Wasserverbrauchs der 1930er Jahre primär der Arbeitsbeschaffung und der propagandistischen Ausschlachtung durch das austrofaschistische Regime diente. Die Arbeit erfolgte dementsprechend großteils manuell, um möglichst viele Menschen beschäftigen zu können.
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Quellen
- Allgemeine Bauzeitung: Fachzeitschrift für die Interessen der Bau-Branche. Nr. 626, 25. Dezember 1937 Wien.
- „Frontabschnitt Wien“ der österreichischen Arbeitsschlacht 1935. In: Reichspost, 14.4.1935, S. 2-4.
Literatur
- Andreas Suttner: Das schwarze Wien. Bautätigkeit im Ständestaat. Wien: Böhlau 2017
- Herbert Matis, Dieter Stiefel: „Mit der vereinigten Kraft des Capitals, des Credits und der Technik...“ Die Geschichte des österreichischen Bauwesens am Beispiel der Allgemeinen Baugesellschaft – A. Porr Aktiengesellschaft. Band I:1869-1945. Wien: Böhlau 1994 S. 356f.
- Friedrich Achleitner: Österreichische Architektur im 20. Jahrhundert. Ein Führer in vier Bänden. Bd.III/3: Wien. 19.–23. Bezirk. St. Pölten – Salzburg: Residenz 2010, S. 387
- Bundesdenkmalamt [Hg.]: Dehio. Die Kunstdenkmäler Österreichs. Band: Wien X. bis XIX. und XXI. bis XXIII. Bezirk. Wien: Anton Schroll & Co. 1996, S. 264
- Magistrat der Stadt Wien [Hg.]: Wien im Aufbau. Band: Drei Jahre neues Wien. Wien: Magistrat 1937, S. 19 f.
Referenzen
- ↑ Andreas Suttner: Das schwarze Wien. Bautätigkeit im Ständestaat. Wien: Böhlau 2017, S. 74, 258