Wilhelm Frass
Wilhelm Frass, * 29. Mai 1886 St. Pölten, † 1. November 1968 Wien (Zentralfriedhof, Gruppe 31A/1/4, Widmung ehrenhalber auf Friedhofsdauer [ Bürgermeister-Entschluß 16. Juli 1971], 2012 aberkannt), Bildhauer, Bruder des Rudolf Frass, Gattin Trude Radil.
Besuchte die Staatsgewerbeschule (1901-1903) und die Akademie der bildenden Künste (1904-1918 [Unterbrechung durch Kriegsdienst], Ausbildung unter anderem bei Hans Bitterlich und Edmund Hellmer), bezog mit seinem Bruder ein gemeinsames Atelier und wurde 1919 Mitglied der Secession (bis 1939, 1948-1950) beziehungsweise 1939 des Künstlerhauses. War 1934-1938 Präsident des Künstlerverbandes österreichischer Bildhauer und 1938-1945 Leiter der Hochschulklasse der Kunst- und Modeschule der Stadt Wien sowie Sachberater für Bildhauerkunst im Kulturamt. Schuf Bauplastiken für städtische Wohnhausanlagen und im Heldendenkmal (Umgestaltung des Äußeren Burgtors und Schaffung der beiden Adlertore neben dem Burgtor; Krieger in der Krypta, Köpfe an der Ehrenstiege, Wappen im Ehrenraum [1933/1934]).
Skulpturen am Zierbrunnen 13., Rottstraße 1 (1925), „Säule des Frohsinns" im Kindergarten Sandleiten (16., Sandleitengasse 43-51; 1929), Bronzejüngling am Falk-Grabmal (11., Zentralfriedhof; 1929), Skulpturen am Haus 3., Am Modenapark 7 (1930), Skulptur „Arbeiter" (22., Werndlgasse 11-19 beziehungsweise 14-18; 1931), Porträtrelief Carl von Auer-Welsbachs am Denkmal (9.; 1935), Votivpark-Plastik (9; 1955), Skulptur „Schreitender" (21., Karl-Seitz-Hof; 1951), Skulptur „Fruchtträgerin" (21., Prager Straße; 1958). Rompreis (1914), Reichel-Preis, Preis der Stadt Wien (1924), Professor (1928), Österreichischer Staatspreis für Plastik (1936), Goldene Medaille des Künstlerhauses (1942); südliches Staatsatelier, Krieau (2).
Im von Frass geschaffenen Denkmal des toten Soldaten in der Krypta am Äußeren Burgtor fand man 2012 ein dort schon länger vermutetes, in einer Blechkapsel eingeschlossenes Schriftstück. Dieses war von Frass, der damals illegales Mitglied der NSDAP war, bei der endgültigen Montage des Denkmals im Frühjahr 1935 in einer Mulde im Sockel deponiert worden. Frass gab darin seiner Hoffnung nach dem Anschluss Österreichs an das nationalsozialistische Deutschland "im Zeichen des Sonnenrades" Ausdruck. Gleichzeitig war es Frass' Mitarbeiter, dem Bildhauer Alfons Riedel gelungen, ein zweites Schriftstück mit pazifistischem Inhalt in die Kapsel zu legen, bevor diese eingemauert wurde.
Quellen
Literatur
- Das Jahrbuch der Wiener Gesellschaft. Biographische Beiträge zur Wiener Zeitgeschichte. Hg. von Franz Planer. Wien: F. Planer 1929
- Robert Teichl: Österreicher der Gegenwart. Lexikon schöpferischer und schaffender Zeitgenossen. Wien: Verlag der Österreichischen Staatsdruckerei 1951
- Hans Vollmer [Hg.]: Allgemeines Lexikon der bildenden Künstler des 20. Jahrhunderts. 6 Bände. München: Deutscher Taschenbuch-Verlag 1953-1962
- Kunst des 20. Jahrhunderts. Bestandskatalog der Österreichischen Galerie des 20. Jahrhunderts Wien. Band 1. Wien: Brandstätter 1993
- Hubert Adolph: Wilhelm Frass. Ein Beitrag zum Verständnis seines künstlerischen Schaffens. In: Mitteilung Österreichische Galerie 15 (1971), Nummer 59, S. 137 ff.
- Robert Weissenberger: Die Wiener Secession. Wien [u.a.]: Jugend & Volk 1971, S. 259
- Amtsblatt der Stadt Wien. Wien: Stadt Wien - Presse- und Informationsdienst, 08.06.1966