Prager Straße
48° 16' 39.90" N, 16° 23' 16.43" E zur Karte im Wien Kulturgut
Prager Straße (21., Floridsdorf, Großjedlersdorf II, Jedlesee, Strebersdorf), angelegt (1728-1735) als (Prager) Reichsstraße, (1875) nach der Zielrichtung Prag und mit der Am Spitz verlaufenden gleichnamigen Straße vereinigt; 1901 durch die Prager Reichsstraße verlängert. Ähnlich der Brünner Straße (im Fall von Großjedlersdorf und Stammersdorf) wurde auch die Prager Straße an den Ortskernen vorbeigeführt; Jedlesee wuchs erst allmählich über die Jeneweingasse wieder an die Prager Straße heran. Seit 19. Jänner 1912 fuhr durch die Prager Straße die von der Inneren Stadt ausgehende Straßenbahnlinie 32 (ab 29. September 1923 fuhr auch die Linie 132 bis Strebersdorf). Nach dem Bau der U6 nach Floridsdorf, 1996, wurde die Linie 26 als linksufrige Verbindung von Strebersdorf über Floridsdorf nach Kagran und Stadlau eingerichtet.
Pfarrzugehörigkeit bis 1938
Bis 1938 lag die Standesführung in Österreich in den Händen der konfessionellen Behörden. Die Geburts-, Ehe-, und Sterbematriken von katholischen Bewohnerinnen und Bewohnern wurden von der zuständigen Pfarre geführt.
- ab 1863: Pfarre Floridsdorf
- ab 1901: ungerade Orientierungsnummern (ONr.) 1-9 und gerade ONr. 2-10: Pfarre Floridsdorf; ungerade ONr. 31-87 und gerade ONr. 18-76: Pfarre Jedlersdorf; ungerade ONr. 99-145 und gerade ONr. 84-126: Pfarre Jedlesee; in Strebersdorf: Pfarre Stammersdorf
- ab 1907: ungerade ONr. 1-15 und gerade ONr. 2-20: Pfarre Floridsdorf; von der Nordwestbahn aufwärts (ungerade ONr. ab 33 und gerade ONr. ab 42): Pfarre Jedlesee; in Strebersdorf: Pfarre Stammersdorf
Gebäude
- Nummer 8: Zwischen 1942 und 1945 befand sich hier ein Zwangsarbeiterlager.
- Bei Nummer 18A: Weisseldenkmal
- Nummer 20: ehemalige Villa der Familie Mautner Markhof und Brauerei zum St. Georg, seit 1975 Jugendzentrum der Stadt Wien
- Nummer 27: Lichtspiele Weltbild
- Nummer 31: Marianne-und-Oscar-Pollak-Hof
- Nummer 33: Bezirksmuseum Floridsdorf; Smital-Gedenkstein (Smital Hans)
- Nummer 42: Gasthaus Zant (1944 durch Bomben zerstört); seit 1955 „Zant-Hof"
- Nummer 43-47: Alois-Appel-Hof; zuvor erstreckte sich hier die „Kleine Pollack-Wies'n", deren Niveau 1,5 Meter unter der Straße lag.
- Nummer 56-58: Städtische Wohnhausanlage
- Nummer 62: Hier stand vor dem Ersten Weltkrieg das gut besuchte Wirtshaus Endres mit seinem schattigen Garten, in denen „der blinde Poldl" Klavier spielte.
- Nummer 74: Geburtshaus von Franz Jonas
- Nummer 78: ehemaliges Brauhaus-Restaurant „Gambrinus" (Jedleseer Brauerei)
- Nummer 89: Zwischen 1942 und 1945 befand sich hier ebenfalls ein Zwangsarbeiterlager.
- Nummer 92-96: Hedwig-Lehnert-Hof
- Nummer 93-99: städtische Wohnhausanlage; künstlerische Ausschmückung durch Alois Heidel (Bronzeplastik Pelikan, 1958), Wilhelm Frass (Fruchtträgerin, 1958) und Luise Wolf (zwei Mädchen, 1958)
- Nummer 142: Zwischen 1942 und 1945 hier ebenfalls ein Zwangsarbeiterlager
- Nummer 282-284: Oskar-Helmer-Hof
Historische Doubletten
Im 3. Bezirk bestand bis 1909 eine ebenfalls "Prager Straße" genannte Verkehrsfläche, isolierter Rest einer durch die Weißgerbervorstadt verlaufenden einstigen Ausfallstraße: Er verlief vom Radetzkyplatz bis zur Franzensbrücke über den Donaukanal. Nach der vier Jahre früher erfolgten Eingemeindung von Floridsdorf mit der heutigen Prager Straße wurde dieser Rest 1909 zur Vermeidung von Doubletten in die Radetzkystraße einbezogen, die seit damals vom Radetzkyplatz nach Norden biegt.
Ebenso wurde ein isolierter Rest der früheren Prager Straße im 2. Bezirk, zwischen Am Tabor und Nordbahnstraße, 1909 umbenannt und heißt seither Alliiertenstraße.
Literatur
- Felix Czeike: XXI. Floridsdorf. Wien [u.a.]: Jugend & Volk 1979 (Wiener Bezirkskulturführer, 21), S. 43 f.
- Rudolf Geyer: Handbuch der Wiener Matriken. Ein Hilfswerk für Matrikenführer und Familienforscher. Wien: Verlag des Österreichischen Instituts für Genealogie, Familienrecht und Wappenkunde, 1929
- Franz Polly: Floridsdorfer Spaziergänge. 1989, S. 101 ff.