Franzensbrücke
48° 12' 47.47" N, 16° 23' 28.77" E zur Karte im Wien Kulturgut
Franzensbrücke (2, 3). Franz II. legte am 16. September 1801 anstelle einer seit 1782 hier über den Donaukanal führenden Holzbrücke, die am 27. Februar 1799 eingestürzt war, den Grundstein zu einer neuen Brücke, die die Weißgerbervorstadt mit der Jägerzeile und dem Prater verband („Weißgerberbrücke"). Sie wurde nach Plänen des Freiherrn Johann von Pacassi (1758-1818, Sohn von Nikolaus Pacassi) errichtet[1] und am 7. November 1803 dem Verkehr übergeben.
1809 wollte man die Brücke sprengen, entschloss sich dann aber doch, sie nur teilweise abzutragen. Nach dem Abzug der Franzosen wurde sie wiederhergestellt. Der Entschluss, die Brücke zu schonen, mochte seine Ursache zum Teil darin haben, dass sie von den Wienern kurzweg „die schöne Brücke" genannt wurde. Als sie schließlich 1844 abgetragen werden musste, trat an ihre Stelle eine von Friedrich Schnirch entworfene Kettenbrücke, die am 15. Februar 1848 dem Verkehr übergeben wurde. Während der Revolution von 1848 spielten sich in der Umgebung der Brücke schwere Kämpfe ab. 1866 wurden eine Reparatur und eine Verstärkung des Bauwerks notwendig, da die Brücke die am stärksten frequentierte Lastenbrücke der Stadt geworden war. Man sah sich gezwungen, zu ihrer Entlastung eine hölzerne Parallelbrücke zu errichten.
1898/1899 wurde nach Plänen von Franz Pfeuffer und Freiherr Franz von Krauß eine neue Franzensbrücke errichtet (Bogenbrücke; Beginn der Umbauarbeiten 15. März 1898). 1936 erfolgte eine Sanierung der Brücke. Im April 1945 wurde sie von einer deutschen Einheit gesprengt. Nach Kriegsende errichtete die sowjetrussische Besatzungsmacht zunächst zwischen der Franzensbrücke und der nahegelegenen (ebenfalls gesprengten) Verbindungsbahnbrücke einen hölzernen Behelfssteg. Die anschließend von der Gemeinde Wien errichtete neue Stahlbetonbrücke wurde am 25. September 1948 dem Verkehr übergeben (Planung Waagner-Biró).
Seit 1981 im Zuge des U-Bahn-Baues der Linie U1 der Straßenbahnverkehr auf der Aspernbrücke eingestellt wurde, ist der Praterstern von der Inneren Stadt aus mit der Straßenbahn nur mehr über den 3. Bezirk und die Franzensbrücke erreichbar. Heute verkehrt hier durch die Radetzkystraße und die Franzensbrückenstraße die Linie O (wie o, nicht null).
Quellen
- Wien Museum Online Sammlung: hochauflösende Abbildungen zu Franzensbrücke
- Wiener Stadt- und Landesarchiv, Fotos aus dem Bestand M.Abt. 233, FF - Fotosammlung F 500/9: Franzensbrücke (Album 9)
Literatur
- Josef Lantz: Beschreibung und Darstellung der neuen Franzensbrücke über den Wiener Donaukanal unter den Weißgärbern in Wien. 1808
- Franz Pfeuffer: Die neue Franzensbrücke über den Donau-Canal in Wien. In: Zeitschrift des Österreichischen Ingenieur-und Architekten-Vereins. Nummer 18. Wien: Österreichische Staatsdruckerei 1900
- Robert Weissenberger: Wiener Nutzbauten des 19. Jahrhunderts als Beispiele zukunftsweisenden Bauens. Wien [u.a.]: Jugend & Volk 1977 (Wiener Schriften, 38), S. 162
- Technischer Führer durch Wien. Hg. vom Österreichischen Ingenieur- und Architekten-Verein. Red. von Martin Paul. Wien: Gerlach & Wiedling 1910, S. 196
- Robert Messner: Die Landstrasse im Vormärz. Historisch-topographische Darstellung der südöstlichen Vorstädte und Vororte Wiens auf Grund der Katastralvermessung. Wien: Verband der Wissenschaftlichen Gesellschaften Österreichs 1978 (Topographie von Alt-Wien, 5), S. 193
- Friedrich Achleitner: Österreichische Architektur im 20. Jahrhundert. Ein Führer. Band 3/1: Wien. 1.-12. Bezirk. Salzburg: Residenz-Verlag 1990, S. 112
- Gustav Gugitz: Bibliographie zur Geschichte und Stadtkunde von Wien. Hg. vom Verein für Landeskunde von Niederösterreich und Wien. Band 3: Allgemeine und besondere Topographie von Wien. Wien: Jugend & Volk 1956, S. 40
- Andreas Suttner: Das schwarze Wien. Bautätigkeit im Ständestaat. Wien: Böhlau 2017, S. 71
Einzelnachweise
- ↑ Vergleiche Pacassi, Johann Baptist Freiherr von. In: Allgemeine Deutsche Biographie 25 (1887), S. 42-43, abgerufen am 30.5.2022