Agnes Ulmann, * 23. Dezember 1875 Wien, † 1. April 1942 New York, Grafikerin, Malerin, Bildhauerin.
Biografie
Agnes Ulmann war die Tochter von Nanette Speyer, geborene Wallach, und Albert Speyer, Textilfabrikant und erster jüdischer Laienrichter in Wien. Sie heiratete 1910 den Richter und späteren Oberlandesgerichtsrat Emil Ulmann (1870–1947) und wurde dadurch Schwägerin von Jakob Wassermann. Das Ehepaar übersiedelte nach München, wo ihr Haus zu einem kulturellen Treffpunkt wurde. Nach der nationalsozialistischen Machtübernahme und der Zwangspensionierung ihres Ehemannes 1933 lebte das Ehepaar in Garmisch-Partenkirchen, im Februar 1939 emigrierte es in die USA.
Agnes Speyer besuchte die Wiener Allgemeine Zeichenschule von Franz Pönninger am Kommunalpädagogium und erhielt Malunterricht im Atelier von Imre Révész. Während ihres Aufenthaltes in Paris von 1901 bis 1903, bei dem sie Rainer Maria Rilke kennenlernte, studierte sie an der Académie Julian und der Académie Ranson und ließ sich in den Ateliers der Bildhauer Aristide Maillol und Auguste Rodin ausbilden. In der Zeit von 1901 bis 1907 war sie an der Kunstgewerbeschule Wien eingeschrieben und studierte Bildhauerei bei Franz Metzner, besuchte den Spezialkurs Teppichrestaurierung bei Leopoldine Guttmann und die Fachklasse Malerei bei Koloman Moser. Während ihrer Ausbildungszeit veröffentlichte Agnes Speyer Beiträge in der Kunstzeitschrift "Die Fläche" und illustrierte 1906 J. A. Lux’ "3 Puppenspiele". 1906 entwarf sie einen Kalender und 1907 Postkarten für die Wiener Werkstätte.
Agnes Speyer entwarf vor allem Gebrauchsgraphik wie etwa Plakate, Kalender, Postkarten, Bucheinbände und Buchschmuck. Mit Arthur Schnitzler, von dem sie ein Porträt schuf, Hugo von Hofmannsthal und Richard Beer-Hofmann war sie freundschaftlich verbunden.
Literatur
- Christoph Thun-Hohenstein / Anne-Katrin Rossberg / Elisabeth Schmuttermeier [Hg.]: Die Frauen der Wiener Werkstätte. Basel: Birkhäuser 2020, S. 269]
- Ilse Korotin (Hg.): biografiA. Lexikon österreichischer Frauen. Band 3. Wien: Böhlau 2016, S. 3115 f.
- Österreichisches Biographisches Lexikon: Speyer(-Ulmann), Agnes