Fische bilden seit jeher einen wesentlichen Bestandteil der menschlichen Ernährung; bis ins 18. Jahrhundert war der Fischkonsum infolge der strengeren Einhaltung der kirchlichen Fastengebote, nicht zuletzt vor dem Hintergrund der Gegenreformation, noch größer als heute. In Wien stand der Fischfang in der Donau im Vordergrund. In der Vorstadt vor dem Werdertor (wo es bis ins 16. Jahrhundert einen Straßenzug "Unter den Fischern" gab), in der Roßau und in Erdberg waren zahlreiche Fischer ansässig. Sie bildeten mit den Fischhändlern eine Bruderschaft, die bis ins 16. Jahrhundert bei der Johanneskirche vor dem Werdertor, später in der Peterskirche ihren Sitz hatte (erst 1661 kam es zur Bildung getrennter Korporationen).
Die Stadt Wien unterhielt bis ins 16. Jahrhundert eine Fischzucht im Stadtgraben. Der Fischbedarf der Bevölkerung konnte dennoch nur teilweise von bodenständigen Unternehmen gedeckt werden, im übrigen war man auf Zulieferungen von auswärts angewiesen (Fischhändler). Die Situation verschärfte sich in der Zeit der Türkenkriege, als es im Zuge der osmanischen Eroberung Ungarns zu Unregelmäßigkeiten in der Fleischzufuhr kam.[1] Der hohe Stellenwert, den Fischfang und Fischhandel innerhalb der Approvisionierung der Wiener Bevölkerung aufwiesen, darf wohl in Beziehung zu den häufigen Privilegienverleihungen an die Fischer und Fischhändler betrachtet werden: So bestätigte Ferdinand I. 1522 den Fischkäuflern das Privileg des mautfreien Fischhandels auf der Donau; 1531 wurden sie vom so genannten Pfeffergeld befreit.[2]
Seit der Gewerbeordnung 1859 ist die Fischerei kein Handwerk, sondern eine landwirtschaftliche Tätigkeit, die im Sinne des Reichsgesetzes vom 25. April 1885 auf landesgesetzlicher Ebene geregelt wird.
Siehe auch: Fischbrunnen, Fischhändler, Fischhof, Fischmarkt.
Quellen
- Wiener Stadt- und Landesarchiv, Innungen und Handelsgremien: Fischer
- Wiener Stadt- und Landesarchiv, Innungen und Handelsgremien: Fischer in Marchegg und Lobau
- Wiener Stadt- und Landesarchiv, Innungen und Handelsgremien: Fischer in Albern
- Wiener Stadt- und Landesarchiv, Innungen und Handelsgremien, U: Urkunden: Gesamtserie aller Innungen (enthält Urkunden der Fischerinnungen)
Literatur
- Otto Brunner: Die Finanzen der Stadt Wien. Von den Anfängen bis ins 16. Jahrhundert. Wien: Deutscher Verlag für Jugend und Volk 1929 (Studien aus dem Archiv der Stadt Wien, 1/2), S. 156, S. 253, S. 407
- Gerlinde Sanford: Wörterbuch von Berufsbezeichnungen aus dem siebzehnten Jahrhundert. Gesammelt aus den Wiener Totenprotokollen der Jahre 1648-1668 und einigen weiteren Quellen. Bern / Frankfurt am Main: Lang 1975 (Europäische Hochschulschriften. Reihe 1: Deutsche Sprache und Literatur, 136), S. 27 f.
- Reinhold Reith [Hg.]: Lexikon des alten Handwerks. Vom Spätmittelalter bis ins 20. Jahrhundert. München: Beck 1990, S. 81 ff.
- Viktor Thiel. In: Heinrich Srbik / Reinhold Lorenz: Die geschichtliche Stellung Wiens 1740-1918. Wien: Verein für Geschichte der Stadt Wien 1962 (Geschichte der Stadt Wien, Neue Reihe, 4), S. 492 f.
- Karl Uhlirz. In: Heinrich Srbik / Reinhold Lorenz: Die geschichtliche Stellung Wiens 1740-1918. Wien: Verein für Geschichte der Stadt Wien 1962 (Geschichte der Stadt Wien, Neue Reihe, 2/1), S. 701 ff.
- Heinz Zatschek: Handwerk und Gewerbe in Wien. Von den Anfängen bis zur Erteilung der Gewerbefreiheit im Jahre 1859. Wien: Österreichischer Gewerbeverlag 1949, S. 15, S. 26, S. 96, S. 119, S. 133, S. 245
Einzelnachweise
- ↑ Gerlinde Sanford: Wörterbuch von Berufsbezeichnungen aus dem siebzehnten Jahrhundert. Gesammelt aus den Wiener Totenprotokollen der Jahre 1648-1668 und einigen weiteren Quellen. Bern / Frankfurt am Main: Lang 1975 (Europäische Hochschulschriften. Reihe 1: Deutsche Sprache und Literatur, 136), S. 28
- ↑ Ebd.