Fischbrunnen
48° 12' 40.01" N, 16° 22' 21.17" E zur Karte im Wien Kulturgut
Fischbrunnen (1., Hoher Markt), Schöpfbrunnen mit großem Wasserbehältnis am Hohen Markt, der hauptsächlich den dort sitzenden Fischverkäufern diente und den Mittelpunkt des Fischmarkts bildete, der spätestens seit 1282 (vorher Fischhof) bis 1753 zwischen den heutigen Häusern Nummer 5, 6, 7 und 8 abgehalten wurde.
Der Brunnen, der erstmals 1317 erwähnt wird, aber erst ab 1475 im Grundbuch aufscheint, war Eigentum der Gemeinde, wurde aus den Erträgnissen des Trögelamts erhalten und 1499 künstlerisch ausgestaltet (Marienstatue aus Stein mit Schild und Wappen von Jörg Wiltperger). Der Fischbrunnen war von einem Gebäude überwölbt, das erstmals 1491 urkundlich bezeugt wird: ein einstöckiges Häuschen, mit einem platzseitig im Erdgeschoß durch Arkaden geöffneten Zubau. Ebenerdig befand sich der Brunnen, im Stock die Kanzlei des Trögelamts. Schon 1473 bestand eine gemauerte Einfriedung, die den Fischmarkt vom übrigen Platz abtrennte; ferner gab es fünf Lindenbäume, die Wolfgang Schmeltzl 1548 in seinem "Lobspruch" erwähnt. Die beiden letzten wurden 1616 samt der Einfriedung entfernt. Am platzseitigen Abschluss befand sich der (von Bonifaz Wolmuet eingezeichnete) Narrenkotter, ein kleiner viereckiger Bau. Schmeltzl erwähnt ihn bei der Beschreibung des Prangers am Hohen Markt. Nach der Brandkatastrophe von 1525 (Stadtbrand) begann auf Anordnung Erzherzog Ferdinands 1526 der Bau einer Wasserleitung (Hernalser Wasserleitung), die 1565 fertiggestellt wurde, zur gleichen Zeit wie die Neugestaltung des Brunnens. Er hieß 1681 "Schöpfbrunn auf dem Hohen Markt".
Ebenfalls erwähnt wird ein Fischbrunnenknecht ("Statt Wien Fisch Prunknecht"[1]), über seine Aufgaben gibt es jedoch keine Nachricht.[2]
Das Fischbrunnenhaus
1710 wurde das alte Fischbrunnenhaus abgerissen und durch die Gemeinde Wien durch ein dreistöckiges, allseits freistehendes Gebäude ersetzt, dessen hübsche, in den Obergeschoßen durch Pilaster gegliederte Barockfassade uns bildlich überliefert ist. In diesem "Brunnhaus" war auch eine Wachstube für die Tag- und Nachtwache untergebracht, die (1531 erstmals erwähnt) bis 1773 bestand. Der Fischmarkt wurde aufgrund der Verordnung der niederösterreichischen Regierung vom 14. August 1753 zum Schanzel beim Fischertor verlegt. 1801 verkaufte die Gemeinde das Fischbrunnenhaus an Andreas Freiherr von Fellner, der noch zwei weitere Häuser erwarb. Er ließ das Fischbrunnenhaus abreißen, weil er aus seinem Palais, das er sich am Hohen Markt bauen ließ (1805 kam es in den Besitz von Georg Simon Freiherr von Sina; Sinapalais), eine freie Aussicht haben wollte.
Siehe auch: Fischmarkt (1, Hoher Markt).
Literatur
- Paul Harrer-Lucienfeld: Wien, seine Häuser, Geschichte und Kultur. Band 1, 2. Teil. Wien ²1951 (Manuskript im WStLA), S. 372
- Richard Perger: Der Hohe Markt. Wien [u.a.]: Zsolnay 1970 (Wiener Geschichtsbücher, 3), S. 43 ff., S. 59 ff.
- Gerlinde Sanford: Wörterbuch von Berufsbezeichnungen aus dem siebzehnten Jahrhundert. Gesammelt aus den Wiener Totenprotokollen der Jahre 1648-1668 und einigen weiteren Quellen. Bern / Frankfurt am Main: Lang 1975 (Europäische Hochschulschriften. Reihe 1: Deutsche Sprache und Literatur, 136), S. 28 (Fischbrunnenknecht), 130 (Stadt Wien Fischbrunnknecht)
Einzelnachweise
- ↑ Zitiert nach Gerlinde Sanford: Wörterbuch von Berufsbezeichnungen aus dem siebzehnten Jahrhundert. Gesammelt aus den Wiener Totenprotokollen der Jahre 1648-1668 und einigen weiteren Quellen. Bern / Frankfurt am Main: Lang 1975 (Europäische Hochschulschriften. Reihe 1: Deutsche Sprache und Literatur, 136), S. 28
- ↑ Möglicherweise war er für die Instandhaltung des Fischbrunnens zuständig (vgl. ebd.)