Anton Baumann
Anton Baumann, * um 1757 Ort unbekannt (Wien?), † 6. November 1808 Wien, Schauspieler, Sänger, Tänzer, Choreograf, Regisseur und Theatermeister.
Biografie
Unklar ist, ob sein älterer Bruder Friedrich Baumann oder er selber 1781/82 in der "Theaterpflanzschule" von Johann Heinrich Friedrich Müller eine Gesang- und Tanzausbildung bekam und welcher der beiden 1783 Mitglied der Truppe des Friedrich Gensicke bzw. der Barbara Fuhrmann war. Als im Juli 1784 Fuhrmann keine weitere Spielerlaubnis für das Kärntnertortheater erhielt, ging sie mit ihrer Truppe nach Wiener Neustadt. Ob ein Baumann und insbesondere welcher mit ihr zog, ist ebenfalls unklar. Gesichert ist, dass Anton Baumann bis zum Brand des Brünner Theaters (13./14. Jänner 1785) dem dortigen Ensemble angehörte.
Im April 1786 wurde er gemeinsam mit seiner Gattin Anna Baumann von Karl Marinelli ans Wiener Leopoldstädter Theater engagiert und blieb dessen Mitglied bis zu seinem Tode. Er debütierte in der Uraufführung (28. 4. 1786) der Operette "Je größer der Schelm, desto größer das Glück" von Wenzel Müller. Am 6. März 1789 wurde Baumann zu einem der vier Regisseure gewählt (die anderen waren: Ignaz Sartory, Joseph Marinelli (Marinelli d. J.) und Bartholomäus Bondra, am 16. November 1798 übernahm er die Stelle des Theatermeisters. Im August 1807 spielte Baumann Gastrollen in Baden bei Wien. Am 19. Oktober 1808 stand er das letzte Mal auf der Bühne in Joachim Perinets Singspiel "Das Neu-Sonntagskind" mit der Musik von Wenzel Müller, der mit ihm befreundet war.
Baumanns bevorzugtes Genre waren Rollen in der komischen Oper, vor allem im Singspiel. Er verkörperte gewitzte, (bauern-)schlaue Bediente, lustige Lokalfiguren und Väter. Seine tänzerische Begabung befähigte ihn auch zum Choreografen, unter anderem für "Der Wäschekasten" (28. 4. 1787), "Gandalin und Roxelane" (23. 8. 1788) sowie "Harlekin auf dem Parade-Bett, oder Nach dem Schlimmen folgt das Gute" (14. 5. 1790), alle mit der Musik von Wenzel Müller.
Quellen
- Matricula Online: Sterbebuch der Pfarre St. Johann Nepomuk, Signatur: 03-02, folio 152, Baumann, Anton
- Wienbibliothek digital: Partezettel
Literatur
- Jennyfer Großauer-Zöbinger: Obwohl hier spielen mehr heißt als „auswendig lernen“. Leopoldstädter Bühnenkünstler realisieren Karl Friedrich Henslers "Taddädl der dreyssigjährige ABC Schütz" (1799). In: "Der 30-jährige ABC-Schütz". Text, Musik und szenische Praxis im Wiener Volkstheater. Bd. 3. Hrsg. von Matthias J. Pernerstorfer. Wien: Hollitzer [Stand: 25.07.2022]
- Rudolf Angermüller: Wenzel Müller und "sein" Leopoldstädter Theater. Mit besonderer Berücksichtigung der Tagebücher Wenzel Müllers. Wien, Köln, Weimar: Böhlau 2009
- Ludwig Eisenberg: Großes biographisches Lexikon der Deutschen Bühne im XIX. Jahrhundert. Leipzig: Paul List 1903
- Universität Graz: LiThes – Literatur- und Theatersoziologie: Biographische Skizzen der Angehörigen des Leopoldstädter Theaterbetriebes [Stand: 25.07.2022]