Johann Heinrich Friedrich Müller

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Daten zur Person
PersonennameName der Person im Format Nachname, Vorname Müller, Johann Heinrich Friedrich
Abweichende NamensformAlternative Formen des Namens wie z.B. Pseudonyme oder Mädchennamen im Format Nachname, Vorname Schrötter, Johann Heinrich Friedrich; Schröter, Johann Heinrich Friedrich
TitelAkademische Titel (abgekürzt), Amtstitel, Adelstitel
Geschlecht männlich
Wien Geschichte WikiIdentifier/Persistenter URL zur Seite  38954
GNDGemeindsame Normdatei 118737503
Wikidata Q1694390
GeburtsdatumDatum der Geburt 20. Februar 1738
GeburtsortOrt der Geburt Aderstedt bei Halberstadt (Deutschland) 5234537-3
SterbedatumSterbedatum 8. August 1815
SterbeortSterbeort Wien 4066009-6
BerufBeruf Schauspieler, Regisseur, Bühnenschriftsteller
ParteizugehörigkeitAngabe der Partei (bei PolitikerInnen)
EreignisEreignis, mit dem die Person in Verbindung gebracht wird
Nachlass/Vorlass
Siehe auchVerweist auf andere Objekte im Wiki  Frühe Neuzeit, Langes 19. Jahrhundert, Theater, Schauspieler, Kärntnertortheater, Hofburgtheater, Burgtheater (Institution), Burgtheatergalerie
RessourceUrsprüngliche Ressource  Gedenktage
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Letzte Änderung am 19.09.2024 durch WIEN1.lanm09fri
BestattungsdatumDatum der Bestattung  9. August 1815
FriedhofFriedhof, auf dem eine Person begraben wurde Matzleinsdorfer Katholischer Friedhof
Grabstelle
  • auf der Wieden Nr. 537 (Wohnadresse)
Familiäre Beziehung
Berufliche Beziehung
Beziehung, Bekanntschaft, Freundschaft

Johann Heinrich Friedrich Müller (eigentlich Schröt(t)er, genannt "Müller Vater"), * 20. Februar 1738 Aderstedt bei Halberstadt (Deutschland), † 8. August 1815 Wien, Schauspieler, Regisseur und Bühnenschriftsteller.

Biografie

Johann Heinrich Friedrich Müller war der Sohn des Pfarrers von Aderstedt Christoph Peter Schröt(t)er (1708–1738), der wenige Stunden nach der Geburt seines Sohnes starb. Er wuchs im Waisenhaus in Halle/Saale auf, wurde von dort allerdings verwiesen und erhielt seine weitere schulische Ausbildung in Magdeburg. Dort wurde er 1755 von Theaterdirektor Franz Schuch als Privatlehrer für seine Kinder angestellt. Noch im selben Jahr debütierte er bei der Schuchschen Gesellschaft, 1756/57 spielte er in Hamburg in der Truppe Johann Friedrich Schönemanns. Von 1757 bis 1761 war er Schauspieler, Lehrer, Sekretär, Bibliothekar und Aufseher über drei Theater bei Albert Graf Hoditz in Roßwald (Slezské Rudoltice/Tschechien). 1761 spielte er in Linz in der Gesellschaft von Josef Sebastiani, bald übernahm er die Leitung der Truppe.

1763 holte ihn Giacomo Conte Graf Durazzo ans Wiener Kärntnertortheater, wo er am 13. September 1763 als Sever in Pierre Corneilles "Polieucte" debütierte. Erfolgreich war er vor allem in komischen Rollen, Stutzer und Pedanten. Außerdem übersetzte und bearbeitete er französische Stücke und verfasste selbst einige. In der Auseinandersetzung zwischen Stegreifkomödie und literarischem Schauspiel wandte er sich gegen das Extemporieren. Auch gehörte er einem fünfgliedrigen Regiekollegium, dem "Ausschuß" an, das die Stückauswahl vornahm und ebenso für Inszenierung, Besetzungs- und Kostümentscheidungen verantwortlich zeichnete. Was das Theater anbelangte, war er ein enger Vertrauter von Kaiser Joseph II., in dessem Auftrag er 1776 Deutschland bereiste, um Schauspieler und Schauspielerinnen sowie Novitäten für das neu gegründete "Nationaltheater nächst der k. k. Burg" zu gewinnen.

Im Dezember 1777 erhielt Müller vom Kaiser den Auftrag, das erste deutsche Singspiel einzustudieren: "Die Bergknappen" von Josef Weidmann mit der Musik von Ignaz Umlauf (erste öffentliche Aufführung 17. Februar 1778). 1779 installierte er eine "Theaterpflanzschule", in der auch Gesang und Tanz unterrichtet wurde. Mit den Eleven spielte er im Kärntnertortheater Schauspiele, Singspiele und Ballette. 1781 gab er die Schule auf und widmete sich vermehrt dem Schreiben, weiterhin spielte er kleine Rollen.

1789 übernahm er kurzfristig in Vertretung Franz Karl Brockmanns den Vorsitz im Regiekollegium und war ab 1791 Erster Regisseur. Am 17. Dezember 1801 trat er als Philipp Bertram in August von Kotzebues "Bruderzwist" zum letzten Mal auf und wurde danach pensioniert. Er leitete noch bis 1805 das Sommertheater des Fürsten Alois von Liechtenstein in Penzing.

Müller war an der Übersetzung von "Les Amours de Bastien et Bastienne" ins Deutsche von Friedrich Wilhelm Weiskern beteiligt: "Bastien und Bastienne", das Stück stand ab 5. Mai 1764 auf dem Spielplan des Kärntnertortheaters. Das Singspiel "Bastien und Bastienne" komponierte Wolfgang Amadeus Mozart wahrscheinlich 1767/68.

Von seinen Kindern spielten unter anderem am Hofburgtheater die Töchter Anna (Nanette) (* 1771 Wien, † 11. Februar 1842 Wien), Victoria (* 1781 Wien, † 17. Februar 1802 Wien) und (Anna) Josefa Hortensia sowie der Sohn Friedrich Josef.

Werke

Dramatisches (Auswahl; Datum: Uraufführung; Ort: bis 1775 Kärntnertortheater, danach Burgtheater)

  • Der Ball oder Der versetzte Schmuck. Lustspiel in zwei Aufzügen, 25. 1. 1770
  • Stirbt der Fuchs, so gilt sein Balg, 6. 2. 1770
  • Die unähnlichen Brüder oder Unglück prüft das Herz. Ein Originallustspiel in fünf Aufzügen, 5. 1. 1771
  • Gräfin Tarnow, 15. 10. 1771
  • Die Insul der Liebe oder Amor, Erforscher der Herzen. Kinderkomödie, 22. 8. 1772
  • Präsentiert das Gewehr. Lustspiel (nach "Cistellaria" von Plautus) 17. 6. 1775 (19. 6. 1775 Burgtheater)
  • Der Graf von Walltron oder Die Subordination. Trauerspiel, 27. 7. 1776
  • Das Geburtstagsgeschenk. Kinder-Schauspiel (nach August von Rode) 29. 11. 1777
  • Der Ausgang oder Die Genesung. Lustspiel, 14. 10. 1778
  • Wind für Wind. Posse -- Was ist's? Nachspiel, 26. 12. 1786

Theaterhistorische Schriften

  • Genaue Nachrichten von beyden kaiserlich-königlichen Schaubühnen und andern öffentlichen Ergötzlichkeiten in Wien. Wien: Joseph Kurzböck 1772 -- Zweyter Theil. Nebst einem Lustspiel. Wien: Joseph Kurzböck 1773
  • Geschichte und Tagbuch Der Wiener Schaubühne. Wien: Joh. Thom. Edlen von Trattnern 1776
  • Gedanken über die Gründung eines k.k. Philantropins für Schauspieler, Sänger und Tänzer, Ohne Ort und Verlag, 1797 (= Handschrift)
  • J. H. F. Müllers Abschied von der k. k. Hof- und National-Schaubühne. Wien: Wallishausser 1802 (gekürzte Ausgabe: J. H. F. M. Theatererinnerungen eines alten Burgschauspielers, herausgegeben von R. Daunicht. Berlin: Henschel 1958)

Quellen

Literatur


Johann Heinrich Friedrich Müller im Katalog der Wienbibliothek im Rathaus.

Weblinks