Antonius Brus von Müglitz

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Daten zur Person
PersonennameName der Person im Format Nachname, Vorname Brus von Müglitz, Antonius
Abweichende NamensformAlternative Formen des Namens wie z.B. Pseudonyme oder Mädchennamen im Format Nachname, Vorname Brus von Müglitz, Anton; Brus, Antonín
TitelAkademische Titel (abgekürzt), Amtstitel, Adelstitel
Geschlecht männlich
Wien Geschichte WikiIdentifier/Persistenter URL zur Seite  10723
GNDGemeindsame Normdatei 104163763
Wikidata Q588502
GeburtsdatumDatum der Geburt 13. Februar 1518 JL
GeburtsortOrt der Geburt Müglitz, Bezirk Hohenstadt (Mohelnice, Tschechische Republik)
SterbedatumSterbedatum 27. August 1580 JL
SterbeortSterbeort Prag
BerufBeruf Bischof
ParteizugehörigkeitAngabe der Partei (bei PolitikerInnen)
EreignisEreignis, mit dem die Person in Verbindung gebracht wird
Nachlass/Vorlass
Siehe auchVerweist auf andere Objekte im Wiki  Frühe Neuzeit, Erzdiözese Wien, Bischof, Katholische Kirche, Katholiken, Bistum, Erzbistum
RessourceUrsprüngliche Ressource  Felix Czeike: Historisches Lexikon Wien, Gedenktage
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Letzte Änderung am 20.09.2024 durch WIEN1.lanm09kka
BestattungsdatumDatum der Bestattung 
FriedhofFriedhof, auf dem eine Person begraben wurde Veitsdom
Grabstelle

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Familiäre Beziehung
Berufliche Beziehung
Beziehung, Bekanntschaft, Freundschaft
  • Erzdiözese Wien – Bischof von Wien (1558 bis 1563)
  • Prag – Erzbischof von Prag (05.08.1561 bis 27.08.1580)

Anton (Antonius) Brus von Müglitz (Antonín Brus z Mohelnice), * 13. Februar 1518 Müglitz, Bezirk Hohenstadt (Mohelnice, Mähren, Tschechische Republik), Festungsgasse 17, † 28. August 1580 Prag (Veitsdom), Bischof von Wien.

Biografie

Werdegang

Anton Brus von Müglitz wurde am 13. Dezember 1518 in Müglitz (Mohelnice, Mähren, Tschechische Republik) in eine bürgerliche oder bäuerliche Familie geboren. Nach der Schulausbildung in Prag besuchte er verschiedene Universitäten in Deutschland, Italien und Prag.

In Prag trat er in den Hospitalorden der Kreuzherren mit dem roten Stern ein, absolvierte das Noviziat und empfing im Jahre 1540 die Priesterweihe. In den Jahren von 1542 bis 1545 wirkte er als Feldprediger im Krieg gegen die Osmanen und wird Pfarrer in Eger (Erlau, Ungarn).

Auf zwei Ordenskapitelsitzungen setzte er sich für die geistliche Erneuerung des Ordenslebens in der vita communis und für die Verbesserung der Ausbildung ein. 1552 wurde er schließlich Großmeister seines Ordens.

Im erneut ausbrechenden Krieg gegen die Osmanen zog er durch sein Predigttalent als oberster Feldprediger die Aufmerksamkeit von Ferdinand I. auf sich, welcher ihn zu seinem Geheimen Rat und Beichtvater berief (1556, auf Empfehlung von Petrus Canisius).

Bischof von Wien

Da Petrus Canisius die Bischofswürde ablehnte, wurde Brus von Müglitz 1558 für dieses Amt nominiert. Von Papst Pius IV. wurde er auf Empfehlung von Canisius am 17. Mai 1560 bestätigt. Die Zustände des Bistums Wien waren weiterhin nicht attraktiv, nach Canisius’ Weggang gelangte das protestantische Luthertum wieder zur größeren Beliebtheit in der Wiener Bevölkerung. Man stand daher dem neuen Bischof ablehnend gegenüber, und verunglimpfte ihn als romtreuen Papisten.

Aufgrund der Missstände im Klerus veranstaltete Brus von Müglitz am 16. Februar 1558 eine Klerikerversammlung und gab den Teilnehmern unter Androhung von Suspension Direktiven mit auf den Weg (unter anderem die Forderung nach Einhaltung der liturgischen Vorschriften, der Kleiderordnung und des Fastengebotes). Auf die Wiener Bevölkerung versuchte er durch intensive Predigttätigkeit und Verbreitung katholischen Schrifttums einzuwirken.

Im Rahmen seiner Reformen gab Brus von Müglitz der Churgeistlichkeit am 16. April 1559 eigene Statuten (Statuta Curatorum Ecclesiae Viennensis). Die wirtschaftliche Basis des Bistums war schwach; 1558 nennt ein Inventar das Schloss in Ober-St.-Veit, neun Häuser in der Stadt sowie in den Vorstädten einige verpachtete Häuser, Höfe, Mühlen, Gärten, Äcker, Wiesen und Weingärten.

Am 3. Februar 1563 übernahm Bischof Urban Sagstetter von Gurk die Administration des Wiener Bistums in spiritualibus (in den geistlichen Angelegenheiten) auf ein Jahr, um dann die bleibende Nachfolge anzutreten.

Im Februar 1564 nahm Brus von Müglitz, nachdem seine Tätigkeit als Orator des Kaisers in Trient mit der Schlusssitzung des Konzils am 4. Dezember 1563 zu Ende gegangen war, von Wien für immer Abschied.

Erzbischof von Prag

Am 5. August 1561 ernannte ihn Ferdinand I. zum Erzbischof von Prag, was vom Papst am 5. September bestätigt wurde. Das seit 1431 vakante Erzbistum war nun wieder neu besetzt.

Im Februar 1564 nahm er auf der Heimreise von Trient Abschied von Wien und arbeitete in Prag im Sinne der katholischen Reform. Da Brus von Müglitz während des Konzils von Trient Vorsitzender der Indexkommission war, übertrug Ferdinand I. ihm in seiner Funktion als Erzbischof von Prag die Aufsicht über alle in Böhmen erscheinenden Druckpublikationen.

Die Schwerpunkte seiner Tätigkeit in Prag

Anton Brus von Müglitz war als Erzbischof von Prag mit der Wiederherstellung der Bistumsverwaltung (Erneuerung der Ämter des Generalvikars und des Offizials) und der finanziellen Erhöhung der Dotation des Erzbistums beschäftigt. Er strebte zudem danach, die Disziplin des Klerus im Sinne der offiziellen katholischen Linie zu erhöhen (durch regelmäßige Visitation der Pfarren durch ihn selbst und seine Dechanten) und suchte durch verschiedene weitere Maßnahmen (Neubesetzung von verwaisten Pfarren, Beseitigung des Priestermangels, geistliche Erneuerung der Orden) die katholische Reform zu stützen.

Brus von Müglitz förderte die Niederlassung der Jesuiten in Prag, gab Petrus Canisius 1556, als er nach Prag kam, Unterkunft bei den Kreuzherren und unterstützte ihn beim Aufbau eines Kollegs im Clementinum.

Die letzte Amtshandlung von Brus von Müglitz als Bischof von Prag war die Weihe der wiederaufgebauten Allerheiligenkirche auf der Prager Burg.

Konzil von Trient und katholische Reform

Während des Konzils von Trient blieb Brus von Müglitz sowohl in Wien wie in Prag tätig. Er war bei der letzten Session des Konzils als Gesandter des Kaisers zugegen, wo er auch im April 1562 das Pallium überreicht bekam. Er verteidigte vor den Konzilsvätern seine Position der Einführung des Laienkelchs und überbrachte die Bitte des Kaisers um Zustimmung zur Priesterehe. Er betrachtete diese Konzessionen an den protestantischen Glauben als wesentlichen Faktor, um die Einheit des Glaubens in den habsburgischen Ländern wieder herzustellen. Ebenso plädierte Brus von Müglitz dafür, das Augenmerk auf die Stärkung der kirchlichen Disziplin (unter anderem die Einhaltung der Residenzpflicht der Bischöfe) zu richten, anstatt auf die Formulierung neuer Dogmen zu setzen. Eine Lösung in der Frage des Laienkelchs wurde dem Papst übertragen, der am 16. April 1564 die Kelchkonzession unter strengen Auflagen erlaubte.

Als Vertreter des Episkopalismus war ihm die Hebung der bischöflichen Autorität als Grundlage der katholischen Reform ein Anliegen. Da der Kaiser aber auf das Wohlwollen der evangelischen Mehrheit der böhmischen Stände angewiesen war, konnte Brus von Müglitz die Stärkung seiner bischöflichen Position nur vorsichtig betreiben. Er verzichtete deshalb auch auf den traditionellen Fürstentitel der Prager Erzbischöfe, übte seine Rechte eines Apostolischen Legaten nicht aus und publizierte die Dekrete des Trienter Konzils nicht.

Tod

Anton Brus von Müglitz starb am 27. August 1580 und wurde im Prager Veitsdom beigesetzt.

Quellen

Diözesanarchiv Wien, Bischofsakten.

Literatur

  • Franz Loidl: Geschichte des Erzbistums Wien. Wien [u.a.]: Herold 1983, S. 53 f.
  • Eberhard Winfried: Anton Brus von Müglitz. In: Die Bischöfe der deutschsprachigen Länder. Ein biographisches Lexikon, Band 2: 1785/1803 bis 1945. Hg. von Erwin Gatz. Berlin: Duncker & Humblot 1983, S. 85-88
  • Franz Loidl / Martin Krexner: Wiens Bischöfe und Erzbischöfe. Vierzig Biographien. Wien: Schendl 1983, S. 40 f.* Heribert Sturm: Biographisches Lexikon zur Geschichte der böhmischen Länder. München: Oldenbourg 1974 - lfd.
  • Allgemeine Deutsche Biographie. Hg. von der Historischen Commission bei der königlichen Akademie der Wissenschaften. 56 Bände. Leipzig: Duncker & Humblot 1875-1912
  • Karl F. Stock / Rudolf Heilinger / Marylène Stock: Personalbibliographien österreichischer Dichter und Schriftsteller von den Anfängen bis zur Gegenwart. Pullach bei München: Verlag Dokumentation 1972
  • Clemens Borovy: Antonius Brus von Müglitz, Erzbischof von Prag. In: Österreichische Vierteljahresschrift für Theologie 13 (1874), S. 1 ff., 161 ff., 321 ff.
  • Anton Frind: Die Geschichte der Bischöfe und Erzbischöfe von Prag. Zur neunhundertjährigen Jubelfeier der Errichtung des Prager Bisthums verfasst und dem Liebesfonde zur Unterstützung bedürftiger Priester gewidmet. Prag: Selbstverlag 1873
  • Rudolf Till: Antonius Brus von Müglitz, 1558-1563 Bischof von Wien. In: Wiener Geschichtsblätter 19 (1964), S. 258 ff.
  • Josef Wodka: Kirche in Österreich. Wegweiser durch ihre Geschichte. Wien: Herder 1959, S. 214

Weblinks