Automobilbau

Aus Wien Geschichte Wiki
Wechseln zu:Navigation, Suche
Daten zum Eintrag
Datum vonDatum (oder Jahr) von
Datum bisDatum (oder Jahr) bis
Siehe auchVerweist auf andere Objekte im Wiki 
RessourceUrsprüngliche Ressource  Felix Czeike: Historisches Lexikon Wien
Export RDF-Export (Resource Description Framework) RDF
Recherche
Letzte Änderung am 21.03.2014 durch WIEN1.lanm09mer

Es wurden noch keine Bezeichnungen erfasst!


Die Entwicklung des Automobilbaues steht mit der Erfindung von Siegfried Marcus im Zusammenhang; in seiner Wiener Werkstätte (6, Mariahilfer Straße 107) entstanden zwei Autos (der zweite Marcus-Wagen befindet sich im Technischen Museum). Nach der Fahrt einer Daimler-„Kraftdroschke" durch die Innenstadt (1892) begannen sich heimische Kutschen- und Wagenbauer für die Produktion zu interessieren; der Automobilbau wurde jedoch in Wien erst verhältnismäßig spät zu einem industriellen Faktor von nennenswerter wirtschaftlicher Bedeutung. Als erste Firma stellten die Lohner-Werke (Jakob Lohner & Co., 9, Porzellangasse 2), die seit 1821 bestand und sich ab 1878 mit der industriellen Herstellung von Kutschen befaßten, ein Automobil her. Ab 1896 wurden Benzinautomobile in Österreich serienmäßig hergestellt, am 8. Jänner 1897 erhielt Ludwig Lohner die Bewilligung der Polizeidirektion zur Inbetriebnahme. Bahnbrechend war die Konstruktion eines Elektromobils System „Lohner-Porsche" (1899/1900; Zwei-Zylinder-Motor, 12 PS), bei dem Ferdinand Porsche seine Erfindungs- und Konstruktionsgedanken verwirklichte (1898 hatte er bei Lohner seinen elektrischen Radnabenmotor gebaut); die Firma erzeugte auch Luxus- und Automobilkarosserien. 1899 erhielten die Elektrischen Automobile Egger-Lohner auf der Internationalen Motorwagen-Ausstellung in Berlin die Goldene Medaille und bei einer Internationalen Konkurrenzfahrt den Ersten Ehrenpreis; 1900 hatte die Type „Lohner-Porsche" auf der Pariser Weltausstellung Erfolg. 1900 wurde erstmals ein Patent auf einen Vorderradantrieb erteilt. 1902 erfolgte die Gründung der OHG „Graf & Stift". Auf Porsches Elektromobil basierten auch die Oberleitungsbusse „Lohner-Stoll" (1907, „Obus", auf der Strecke Pötzleinsdorf-Salmannsdorf bis 1938 im Einsatz; siehe Städtischer Autobus. 1902 wurde das erste Benzin-Elektro-Auto System „Lohner-Porsche" hergestellt. Auch die Firma Gräf & Stift erzeugte 1898-1914 Autos mit Vorderradantrieb. Ein von Porsche konstruierter Rennwagen war 1910 der internationalen Konkurrenz überlegen. Im ersten Jahrzehnt des 20. Jahrhunderts stellte sich auch die renommierte Hofwagenfabrik Armbruster auf den Bau von Automobilkarosserien um. Vor dem Ersten Weltkrieg gab es folgende Firmen: Lohner-Werke (ab 1917 GmbH), 9, Porzellangasse 2 (Verkaufs- und Büroräume, Fabrik in Floridsdorf); Gräf & Stift, 18, Gymnasiumstraße 32 (1902) bzw. 19, Weinberggasse 17 (1904; Fabrikation von Motoren und Automobilen; die „Voiturette" der Firma Gräf war das erste Benzinauto der Welt mit Vorderradantrieb, erzeugt 9, Nußdorfer Straße 78 [Werkstätte von Karl Gräf], Silbermedaille Erste Wiener Internationale Automobilausstellung 1901); Wiener Automobilfabriks-AG (WAF; ursprünglich in Favoriten angesiedelt [1911 im 1896 errichteten Fabriksgebäude 10, Hardtmuthgasse 95, eingerichtet; Produktion von berggängigen PKW u. LKW]); Filialbetriebe waren die Österreichischen Fiat-Werke AG (21, Floridsdorfer Hauptstraße, gegründet 1907) und die Kraftfahrzeug GmbH (9, Hahngasse 13, gegründet 1906; Erzeugung nach einer Lizenz der Schweizer Saurer-Werke); J. Rohrbacher (13, Hietzinger Hauptstraße 119; ab 1844 Hofwagenfabrik; Bau von Karosserien); Anton Weiser (9, Porzellangasse 19 [ab 1862; Hofwagenfabrik]; ab 1869 „Weiser & So." [Franz, † 1920]; ab 1909: 19, Muthgasse 36, ab 1910 Produktionsgemeinschaft mit Austro-Fiat und Gräf & Stift, ab 1912 auch „Aviatik-Flugzeugbau" in Eßling [mit Werksflugplatz]). Am 25. Juni 1910 gründete die am 1. Februar entstandene „Österreichische Motorenwagenfabrik Ing. Perl & Co." eine Niederlassung in Liesing (ab 26. August 1921 „Automobil-Fabrik Perl", heute Österreichische Automobilfabrik ÖAF Gräf & Stift AG, Carlbergergasse). 1916-1918 wurde die Auto- und Flugzeugfabrik Steyr-Werke (10, Laxenburger Straße 135) errichtet. Vor 1920 produzierte auch Egon Seilnacht in Atzgersdorf Autos. Nach dem Ersten Weltkrieg spielte Wien im Automobilbau keine besondere Rolle mehr.

Literatur

  • Erich Kurzel-Runtscheiner: Österreichs Anteil an der Entwicklung des Automobils. In: Zeitschrift des Österreichischen Ingenieur- und Architektenvereins 5/6 (1924)
  • Alt-Wiener Wagenbauer und ihre Fahrzeuge. "Oldtimer 1800-1918". Katalog der 15. Sonderausstellung des Heimatmuseums Alsergrund, 29. Jänner bis 25. Juni 1967. Wien:Verein zur Erhaltung und Förderung des Heimatmuseums Alsergrund 1967 (Beiträge zur Heimatkunde des IX. Wiener Gemeindebezirks, 2), S. 79 ff.
  • Alfred Wolf: Doch die Wurzeln reichen tiefer. Ein Beitrag über die Anfänge des Automobilbaus auf dem Alsergrund. In: Heimatmuseum Alsergrund 108 (1986), S. 4 ff., 350 f.
  • Ernest Blaschek [Hg.]: Mariahilf einst und jetzt. Wien [u.a.]: Gerlach & Wiedling 1926 (Wiener Heimatbücher), S. 206 ff.
  • Klemens Dorn: Favoriten. Ein Heimatbuch des 10. Wiener Gemeindebezirkes. Wien: Deutscher Verlag für Jugend und Volk 1928, S. 122 f.
  • Werner Schubert: Favoriten. Wien: Mohl 1980, S. 81, 93
  • Ferdinand Opll: Liesing. Geschichte des 23. Wiener Gemeindebezirkes und seiner alten Orte. Wien: Jugend & Volk 1982 (Wiener Heimatkunde, 23), S. 23, 88, 106 f.