Vereinssynagoge des Brigittenauer Israelitischen Tempelvereins

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Plan der Synagoge 20, Kluckygasse 11, Fassade, 1898
Daten zum Bauwerk
Art des Bauwerks Synagoge
Datum vonDatum (oder Jahr) von 1900
Datum bisDatum (oder Jahr) bis 1938
Andere BezeichnungAndere Bezeichnung für diesen Eintrag
Frühere Bezeichnung
Benannt nach
Einlagezahl 3617, 3618
Architekt Jakob Gartner
Prominente Bewohner
Wien Geschichte WikiIdentifier/Persistenter URL zur Seite  22603
GNDGemeindsame Normdatei
WikidataIDID von Wikidata
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RessourceUrsprüngliche Ressource  Felix Czeike: Historisches Lexikon Wien
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Letzte Änderung am 7.11.2023 durch WIEN1.lanm09fri
BildnameName des Bildes WStLA M Abt 236 A16 EZ 3617.jpg
BildunterschriftInformation, die unterhalb des Bildes angezeigt werden soll Plan der Synagoge 20, Kluckygasse 11, Fassade, 1898
  • 20., Kluckygasse 11

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48° 13' 47.90" N, 16° 22' 5.81" E  zur Karte im Wien Kulturgut

Vereinssynagoge des "Brigittenauer Israelitischen Tempelvereins" (20, Kluckygasse 11)

Die vom "Brigittenauer Israelitischen Tempelverein" in Auftrag gegebene und finanzierte Vereinssynagoge in Wien 20, Kluckygasse 11 war ein lang gehegter Wunsch des seit 1873 bestehenden Vereins. Sie bildete im Zeitraum von 1900 bis 1938 das Zentrum für die im Wohnbezirk Brigittenau lebenden, weniger begüterten Jüdinnen und Juden. Die Synagoge wurde am 20. September 1900 eingeweiht und während des Novemberpogroms am 10. November 1938 zerstört.[1]

Vereinsgeschichte des "Brigittenauer Israelitischen Tempelvereins"

Im Jänner 1884 wurden die Statuten des "Israelitischen Bethausvereines in der Brigittenau in Wien", damals noch 2, Webergasse 12 bei der k. k. Niederösterreichischen Statthalterei eingereicht. Vereinszweck war die "Errichtung und Erhaltung eines Bethauses". Nachdem das Bet- und Vereinslokal in Wien 2, Webergasse 20 zu klein geworden war, beauftragte der Verein den Architekten Jakob Gartner mit dem Bau einer Synagoge für an die 600 Personen. Die Bauarbeiten dauerten von 1899 bis 1900. Der Vereinsname wurde 1902 in "Brigittenauer Israelitischer Tempelverein" abgeändert. Vereinszweck war nunmehr "für die würdige Erhaltung des Vereinstempels, sowie die ordnungsgemäße Abhaltung eines israelitischen Gottesdienstes daselbst Sorge zu tragen". Der Verein hatte bis 1939 die Adresse in Wien 20, Kluckygasse 11. Die Stelle des letzten Obmanns bekleidete Josef Kohn.[2] Die Auflösung des "Brigittenauer Israelitischen Tempelvereins" und dessen Löschung aus dem Vereinsregister erfolgte durch den Stillhaltekommissar für Vereine, Organisationen und Verbände im Verlauf des Jahres 1939.[3]

Baugeschichte der Vereinssynagoge 20, Kluckygasse 11

Plan der Synagoge (20, Kluckygasse 11), Schnitt, 1898
Rekonstruierte Außenansicht des Brigittenauer Tempels
Rekonstruierte Innenansicht des Brigittenauer Tempels

Für den Bau der Vereinssynagoge 20, Kluckygasse 11 wurde vom "Brigittenauer Israelitischen Bethausverein" ein nach drei Seiten von Nachbarhäusern umgrenztes, rechteckiges Grundstück erworben. Der Architekt Jakob Gartner plante den dreischiffigen Sakralbau bestehend aus zwei Türmen und einem "zentralen Rossettenfenster".[4] Die Auswechslungspläne mit 372 Sitzen für Männer und 225 Sitzen für Frauen wurden im März 1900 beim Wiener Magistrat eingereicht und von diesem genehmigt.[5]
Wie Bob Martens anhand von Plänen und Fotos ausführt, wichen die Baupläne aber von der tatsächlichen Bauausführung etwas ab.[6] Pierre Genée bezeichnete die Bauweise als "Distanz zu den zeitgenössischen neuromanischen Kirchen" durch "die relativ hohen Zwirbeltürme", die den "romanisierenden Charakter des Gebäudes (…) milderten".[7]

Novemberpogrom

Während des Novemberpogroms am 10. November 1938 wurde die Vereinssynagoge 20, Kluckygasse 11 in Brand gesetzt und zerstört.[8] Die Synagoge wurde zunächst im Inneren verwüstet und die Silbergeräte von der Gestapo geplündert.[9] In einem Strafverfahren beim Landesgericht für Strafsachen Wien rühmte sich der wegen Diebstahls von jüdischen Ritualgegenständen während des Novemberpogroms angeklagte Robert Kaiser[10] mit dem Satz: "Jetzt haben wir den Tempel in die Luft gesprengt. Gemeint war damit der Tempel im 20. Kluckygasse."[11]
Die Abtragung der Synagogenruinen begann bereits kurz nach der Zerstörung. Die mit dem Abbruch der Synagoge beauftragte Firma "Baumeister Löschner & Helmer. Hochbau /Eisenbetonbau", Wien 9, Alserbachstraße 5 schrieb im Jänner 1939 an die Grundstücksabteilung des Stillhaltekommissars für Vereine, Organisationen und Verbände: "Unter Bezugnahme auf Ihren gesch. [=geschätzten] Auftragsbrief vom 8. XII. 1938 teilen wir mit, dass beide Türme nunmehr abgetragen sind und wir bereits zur Demolierung der übrigen Teile, in erster Linie des Giebels, schreiten (…)". Es wurde weiters in diesem Schreiben das Ersuchen ausgesprochen, eine Teilzahlung von 2.000 Reichsmark an die Firma zur Auszahlung zu bringen, da die Arbeiten "beträchtliche Auslagen erforderten, denen jedoch Einnahmsmöglichkeit für verwertbares Material nicht entgegenstanden".[12] Am 2. Februar 1939 erging seitens des "Brigittenauer Israelitischen Tempelvereins" ein Bericht an den Stillhaltekommissar, dass auf der Liegenschaft ein "zerstörter Tempel" stehe, dass die Abbrucharbeiten bereits begonnen hätten, die Liegenschaft 705.81 m2 groß und 11.300 Reichsmark wert sei.[13] Im Dezember 1939 meldete das Baupolizeireferat der Verwaltung des Reichsgaues Wien an das Ministerium für innere und kulturelle Angelegenheiten, dass die Vereinssynagoge 20, Kluckgasse 11 "abgetragen sei".[14]

Eigentumsverhältnisse: Arisierung und Restitution

Eigentümer der Liegenschaft war der Verein "Brigittenauer Israelitischer Tempelverein". Am 8. Mai 1939 verfügte der Stillhaltekommissar für Vereine, Organisationen und Verbände über die Einverleibung des Eigentumsrechts für die Aufbaufondsvermögensverwaltungs Ges.m.b.H. Am 12. März 1940 kam es zum Kaufvertrag zwischen der Aufbaufondsvermögensverwaltungs Ges.m.b.H. und dem Frachtführer Robert Supperer[15] Am 16. Jänner 1948 erfolgte die Einleitung eines Rückstellungsverfahrens beim Landesgericht für Zivilrechtssachen Wien. Es kam im Jahr 1949 zu einem Vergleich und zu einer Rückstellung an die Antragstellerin, die Israelitische Kultusgemeinde Wien. Im Jahr 1953 gelangte die Liegenschaft in den Besitz der Stadt Wien. Heute steht auf dem Grundstück der ehemaligen Synagoge ein Wohnbau.[16]

Bedeutende Rabbiner

Als Rabbiner der Vereinssynagoge 20 Kluckgasse 11 fungierte von 1926 bis 1930 Armin Abeles. Ihm folgte 1931 Benjamin Murmelstein, der das Amt bis 1938 inne hatte.[17]

Quellen

Literatur

  • Pierre Genée: Wiener Synagogen, 1825-1938. Wien: Löcker 1987, S. 83
  • Pierre Genée: Wiener Synagogen. Wien: Löcker 2014, S. 97 f.
  • Bob Martens / Herbert Peter: Die zerstörten Synagogen Wiens. Virtuelle Spaziergänge. Budapest: Mandelbaum Verlag 2009, S. 197-208
  • Elisheva Shirion: Gedenkbuch der Synagogen und Jüdischen Gemeinden Österreichs. Hg. vom Synagogen Memorial, Jerusalem. Wien: Berger-Horn 2012 (Synagogen Gedenkbücher Deutschland und Deutschsprachige Gebiete, 5: Österreich), S. 90-91

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Bob Martens / Herbert Peter: Die zerstörten Synagogen Wiens. Virtuelle Spaziergänge. Budapest: Mandelbaum Verlag 2009, S. 197-201.
  2. Österreichisches Staatsarchiv, Archiv der Republik, Stillhaltekommissar Wien, IV Ac 31: A 20/12, Schachtel 557 und Wiener Stadt- und Landesarchiv, M.Abt. 119, A32: 1209/1922.
  3. Österreichisches Staatsarchiv, Archiv der Republik, Stillhaltekommissar Wien, IV Ac 31: A 20/12, Schachtel 557.
  4. Bob Martens / Herbert Peter: Die zerstörten Synagogen Wiens. Virtuelle Spaziergänge. Budapest: Mandelbaum Verlag 2009, S. 204; Pierre Genée: Wiener Synagogen. Wien: Löcker 2014, S. 97-98.
  5. Wiener Stadt- und Landesarchiv, M.Abt. 236, A16: 20. Bezirk EZ 3617.
  6. Bob Martens / Herbert Peter: Die zerstörten Synagogen Wiens. Virtuelle Spaziergänge. Budapest: Mandelbaum Verlag 2009, S. 206-207.
  7. Pierre Genée: Wiener Synagogen.1825-1938. Wien: Löcker 1987, S. 97.
  8. Bob Martens / Herbert Peter: Die zerstörten Synagogen Wiens. Virtuelle Spaziergänge. Budapest: Mandelbaum Verlag 2009, S. 206.
  9. Elisheva Shirion: Gedenkbuch der Synagogen und Jüdischen Gemeinden Österreichs. Hg. vom Synagogen Memorial, Jerusalem. Wien: Berger-Horn 2012 (Synagogen Gedenkbücher Deutschland und Deutschsprachige Gebiete, 5: Österreich), S. 91.
  10. * 12. Dezember 1903 Wien, bestattet 27. April 1979 Wien, siehe Friedhöfe Wien (Stand: 2.11.2017).
  11. Wiener Stadt- und Landesarchiv, Landesgericht für Strafsachen, A11: LG I, Vr 4904/1945, S. 43.
  12. Österreichisches Staatsarchiv, Archiv der Republik, Stillhaltekommissar Wien, Referat König: Mappe 69a, Schachtel 978.
  13. Österreichisches Staatsarchiv, Archiv der Republik, Stillhaltekommissar Wien, IV Ac 31: A 20/12, Schachtel 557.
  14. Wiener Stadt- und Landesarchiv, M.Abt. 119, A6: 22874/1939.
  15. * 30. Mai 1905, + 2. November 1985, siehe Friedhöfe Wien (Stand: 2.11.2017) und Österreichisches Staatsarchiv, Archiv der Republik, Stillhaltekommissar Wien, Referat König: Mappe 69, Schachtel 978.
  16. Bob Martens / Herbert Peter: Die zerstörten Synagogen Wiens. Virtuelle Spaziergänge. Budapest: Mandelbaum Verlag 2009, S. 208.
  17. Elisheva Shirion: Gedenkbuch der Synagogen und Jüdischen Gemeinden Österreichs. Hg. vom Synagogen Memorial, Jerusalem. Wien: Berger-Horn 2012 (Synagogen Gedenkbücher Deutschland und Deutschsprachige Gebiete, 5: Österreich), S.91.