Bürgerschule zu St. Stephan

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Daten zur Organisation
Art der OrganisationArt der Organisation Bildungseinrichtung
Datum vonDatum (oder Jahr) von 1237 JL
Datum bisDatum (oder Jahr) bis 1740
Benannt nach Stephansdom
Prominente Personen
Wien Geschichte WikiIdentifier/Persistenter URL zur Seite  13243
GNDGemeindsame Normdatei
WikidataIDID von Wikidata
Siehe auchVerweist auf andere Objekte im Wiki  Mittelalter, Frühe Neuzeit, Katholische Kirche, Erzdiözese Wien, Privatschulen der Erzdiözese Wien, Universität Wien
RessourceUrsprüngliche Ressource  Felix Czeike: Historisches Lexikon Wien
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Letzte Änderung am 11.10.2024 durch WIEN1.lanm08uns
  • 1., Stephansplatz 3

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48° 12' 28.87" N, 16° 22' 22.26" E  zur Karte im Wien Kulturgut

Bürgerschule zu St. Stephan (1., Stephansplatz 3; Gedenktafel). Bedeutendste österreichische Pfarrschule des Mittelalters, die bereits im Privilegium Herzog Friedrichs II. (1237) erwähnt wird und dem Landesfürsten unterstand. Die Bürgerschule zu St. Stephan (von der erst eine Schulordnung aus dem Jahr 1446 erhalten ist und an der auch Konrad von Megenberg und Wolfgang Schmeltzl gelehrt haben) war bis ins 14. Jahrhundert die bedeutendste Lehranstalt der Stadt.

Anfänge

Die erste Erwähnung der Bürgerschule zu St. Stephan findet sich in jener von Kaiser Friedrich II. erlassenen Urkunde von 1237, worin Wien vorübergehend zur unmittelbaren freien Reichsstadt erhoben wurde und der Kaiser die Schule dem österreichischen Herzog entzog und kurzfristig dem kaiserlichen Patronat unterstellte.[1] Die Schule von St. Stephan war also eine dem Herzog unterstellte, landesfürstliche Lateinschule zur Vermittlung von Grundkenntnissen und zur Ausbildung von Klerikerin mit welcher die Babenberger ihren Einfluss auf die ursprünglich Passau unterstehende Stephanskirche zu vermehren versuchten.

Städtische Bürgerschule

1296 verzichtete Herzog Albrecht I. auf das landesfürstliche Patronat, worauf die Schule ihren Typus änderte und seither eine städtische Bürgerschule war. Ernennung und Besoldung des Schulmeisters (Schulrektors) und seines Personals wurden der Stadtgemeinde übertragen und seither von Bürgermeister und Stadtrat besorgt. Aus der Pfarrschule wurde nun eine Bürgerschule (collegium civium).

Das Amt des Rektors der Stephansschule war gleichsam die oberste Schulbehörde der Stadt und hatte das Recht andere Schulen in der Stadt zu stiften bzw. deren Schulmeister zu ernennen (z.B. in den Pfarrschulen 1352 St. Michael, 1446 Schotten, 1384 Bürgerspital).[2] Das Personal bestand aus dem Schulmeister, drei Hauptlehrern (Magister der freien Künste), drei Hilfslehrern (Lokalen, Baccalaureaten), einem Kantor und einem Subkantor. Während an den anderen Schulen nur das Trivium gelehrt werden durfte, wurde bei St. Stephan auch das Quadrivium vorgetragen.

Schulgebäude

Eine 1867 an der Fassade des Erzbischöflichen Churhauses angebrachte Gedenktafel erinnert heute an diese älteste Bürgerschule Wiens. Das Schulgebäude befand sich, anders als die Gedenktafel vorgibt, erst mit Beginn des 14. Jahrhunderts an Stelle des heutigen Churhauses (1740 erbaut). Die erste Stephansschule aus der Zeit der Babenberger befand sich in der Schulerstraße, etwa an Stelle des heutigen Mozarthauses.

Albrecht I. ließ die Schule dann in den alten Pfarrhof von St. Stephan (heute Erzbischöfliches Palais) transferieren. Erst um 1470 wurde das heutige Churhaus als einheitlicher Baublock errichtet, mit Wohnräumen für die Churpriester im Erdgeschoß und der Bürgerschule zu St. Stephan im ersten Stock.

Aufgaben und Zweck der Schule

Bis zur Einrichtung einer theologischen Fakultät der Universität in Wien durch Herzog Rudolf IV. im Jahr 1384 diente die Stephansschule als städtische Lateinschule der bürgerlichen Grundbildung sowie der Priesterausbildung. Mit Verlegung der theologischen Ausbildung an die Universität verblieb St. Stephan eine Mittel- oder Vorschule, welche bis zur Gründung des Jesuitengymnasiums 1553 auf ein Studium an der Universität vorbereiten sollte. Danach bestand die Schule St. Stephan als einfache Grundschule bis 1868.

Ein kurzes Intermezzo gab es unter Maria Theresia zwischen 1771 und 1775, als St. Stephan kurzfristig zur ersten Normalschule (Volks-, Haupt- und Lehrerbildungsanstalt) wurde, welche aber bald in das ehemalige Noviziatshaus der Jesuiten nach St. Anna verlegt wurde.[3]

Literatur

  • Albert Camesina: Die Bürgerschule. In: Berichte und Mitteilungen des Altertums-Vereines zu Wien 11 (1904-1906), S. 276 ff.
  • Felix Czeike: Das Wiener Schulwesen bis 1365. In: Stadt Wien. Offizielles Organ der Bundeshauptstadt 39 (1965), S. 9 f.; 50 (1965), S. 5 ff.
  • Otto Brunner: Die Finanzen der Stadt Wien. Von den Anfängen bis ins 16. Jahrhundert. Wien: Deutscher Verlag für Jugend und Volk 1929 (Studien aus dem Archiv der Stadt Wien, 1/2 ), S. 218 ff.
  • Gustav Gugitz: Bibliographie zur Geschichte und Stadtkunde von Wien. Hg. vom Verein für Landeskunde von Niederösterreich und Wien. Band 1: Geschichte, historische Hilfswissenschaften, Festungswerke und Kriegswesen, Rechtswesen, Kulturgeschichte, Sittengeschischte. Wien: Touristik-Verlag 1947, S. 258
  • Katalog zur Sonderausstellung des Historischen Museums der Stadt Wien 103 (Musik im mittelalterlichen Wien), S. 66
  • Erwin u. Christine Mann: Das Curhaus am Wiener Stephansplatz. Zur Geschichte einer jahrhundertealten Bildungsstätte. Wien 2020
  • Anton Mayer: Die Bürgerschule zu St. Stephan in Wien. 1880
  • Anton Mayer: Über die Schulen der Stadt Wien im Mittelalter mit besonderer Berücksichtigung der Bürgerschule von St. Stephan. In: Monatsblatt des Altertums-Vereines zu Wien (1902), S. 9 ff.
  • J. A. Tomaschek: Die Rechte und Freiheiten der Stadt Wien. Band 2: 1879, S. 53 ff. (Ordnung 1446)

Referenzen

  1. Viktor Flieder: Die Stephansschule. In: Beiträge zur Wiener Diözesangeschichte. Beilage des Wiener Diözesanblattes 1/1 (1970), S. 1–2.
  2. Erwin und Christine Mann: Das Curhaus am Wiener Stephansplatz. Zur Geschichte einer jahrhundertealten Bildungsstätte. Wien: LIT-Verlag 2020 (Religion und Bildung, 4), S. 162 f., S. 281.
  3. Erwin und Christine Mann: Das Curhaus am Wiener Stephansplatz. Zur Geschichte einer jahrhundertealten Bildungsstätte. Wien: LIT-Verlag 2020 (Religion und Bildung, 4), S. 253–264.