Café Hugelmann

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Hugelmanns Kaffeehaus (1820)
Daten zur Organisation
Art der OrganisationArt der Organisation Kaffeehaus
Datum vonDatum (oder Jahr) von 1730
Datum bisDatum (oder Jahr) bis
Benannt nach Franz Xaver Hugelmann
Prominente Personen
Wien Geschichte WikiIdentifier/Persistenter URL zur Seite  14852
GNDGemeindsame Normdatei
WikidataIDID von Wikidata
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RessourceUrsprüngliche Ressource  Felix Czeike: Historisches Lexikon Wien
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Letzte Änderung am 4.11.2022 durch WIEN1.lanm08jan
BildnameName des Bildes HMW 096647.jpg
BildunterschriftInformation, die unterhalb des Bildes angezeigt werden soll Hugelmanns Kaffeehaus (1820)
  • 2., Praterstraße 1
  • Zum Bruder Herz

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48° 12' 45.78" N, 16° 22' 46.83" E  zur Karte im Wien Kulturgut

Café Hugelmann, 2., Praterstraße 1, bei der damaligen Schlagbrücke, heute Schwedenbrücke; dort befindet sich seit 2010 das Hotel Sofitel Vienna am Stephansdom, neuerdings als So/Vienna" bezeichnet.

Die Anfänge unter den Brüdern Deodat: Zum Bruder Herz

Mit seinem Bruder Franz Ignaz erwarb Anton Deodat um 1730 zwei Kaffeehütten an der Schlagbrücke in der Leopoldstadt. Er führte aber auch das von seiner Frau in die Ehe eingebrachte Kaffeehaus "Zur blauen Flasche" im Schlossergassel, das nach ihrem Tod an ihren Sohn aus erster Ehe, Wolfgang de Luca, überging. Deodat beschränkte sich daraufhin auf das Schlagbrückenkaffeehaus und ließ dieses (ebenso wie sein Bruder das seine) modernisieren. Spätestens seit damals erhielten beide Kaffeehäuser der Brüder den gemeinsamen Schildnamen "Zum Bruder Herz". Ähnlich wie das gegenüberliegende Café Wagner bestach auch dieses Café im Laufe der Zeit mit einer immer prunkvolleren Ausstattung und zählte daher spätestens im 19. Jahrhundert zum Typus des internationalen Kaffeehauses.

Das Café unter Franz Xaver Hugelmann und Franz Jory: Café Hugelmann

1764 wurden die beiden Lokale in der Wiener Zeitung zum Verkauf angeboten. Franz Xaver Hugelmann und seine Frau Barbara erwarben und vereinigten sie und eröffneten das Café um 1765 in neuem Kleid. Als der Prater für die Öffentlichkeit freigegeben wurde, war die Lage des Café Hugelmann äußerst günstig, weil es auf der viel frequentierten Strecke hin zum Prater gelegen war. Dabei genoss das Kaffeehaus unter dem Besitzer Hugelmann zunächst keinen besonders guten Ruf. Es war zu dieser Zeit noch recht unspektakulär eingerichtet und höchstens Literaten fanden sich im Café ein. Zu den Gästen zählten etwa die Schriftsteller Alois Blumauer oder Franz von Ratschky. Am 13. Dezember 1790 starb Franz Xaver Hugelmann. Zunächst führte seine Frau das Lokal weiter, bis 1798 schließlich der Schwiegersohn Hugelmanns, Franz Jory das Kaffeehaus übernahm. 1802 wurde das relativ kleine Haus abgerissen und ein größeres Lokal an derselben Stelle erbaut. Das unter Jory sehr prominent gewordene Kaffeehaus hätte die vielen Gäste ob seiner kleinen Größe auch nicht mehr fassen können. Das Café Hugelmann war im frühen 19. Jahrhundert in aller Munde und in Zeitungen und Theaterstücken wurde es thematisiert. Der deutsche Schriftsteller und Verfasser von Reiseberichten Ernst Moritz Arndt beschrieb das Hugelmann folgendermaßen: "Dieses Café Hugelmann liegt hart an der Brücke, worüber man aus der Stadt kömmt, links am Wege nach dem Prater, und hat den ganzen Tag eine große und unterhaltende Frequenz. Es ist freilich nicht prächtig, aber doch groß und hell und auch die obere Etage ist zu demselben Gebrauch eingerichtet. Die Bedienung ist gut und schnell, aber eben darum die unterhaltendste. Hier und in dem gegenüberliegenden Café Wagner findet man viele Griechen und Raizen und Fremde, die aus Ungarn kommen oder dahin wollen; [...] Wenn man vollends an die Lebhaftigkeit auf der Brücke, dem Strom und den beiden berühmten Straßen des Vergnügens denkt, so zieht man dieses Kaffeehaus allen selbst in der Stadt vor." [1]

Im Laufe der Jahre wurde aus dem recht bescheidenen Kaffeehaus ein immer prächtigeres Lokal. Die Literaten, die zuvor gerne in das einfache Café kamen, blieben mit Einzug von Prunk und Glanz aus, aber andere Gäste folgten. Ebenerdig wurde ein großer Billardsaal mit drei Billardtischen eingerichtet. Im ersten Stock fanden sich abermals ein Billardzimmer, sowie ein für Kartenspiele arrangiertes Zimmer.[2] In den Eipeldauerbriefen wird in den 1820er Jahren auf die neue Einrichtung hingewiesen, allerdings mit dem Vermerk, dass der Umbau viel zu lange angedauert habe. Im Billardsaal seien zwei Säulen aus grünem Marmor zur Stütze angebracht gewesen, zahlreiche Tische positioniert und eine Kaffeeküche wurde ebendort eingerichtet. Besonders prächtig seien die malerischen Tapeten gewesen, die mitunter Wald- und Jagdszenen zeigten. Am 10. August 1824 starb Anna Jory, geb. Hugelmann und das Kaffeehaus wechselte den Besitzer. 1846 kam es abermals zu einem Führungswechsel.

Auf dem Weg zum internationalen Kaffeehaus unter Josef Littmann und Theodor Römer: Zur Stadt Pest

Unter dem neuen Besitzer Josef Littmann wurde das Café noch eleganter ausgestattet und neu eröffnet. Als Spezialitäten wurden nun verschiedene Gebäcksorten und ein Eierpunsch angeboten. 1847 wurde das Lokal von Café Hugelmann in "Zur Stadt Pest" umbenannt. Es war sehr selten, dass einem Lokal nicht der Namen des Besitzers gegeben wurde. Littmann aber versuchte, die Ungarn als Gäste anzulocken. Dazu stellte er zusätzlich zum neuen Namen ein Zelt mit ungarischer Aufschrift vor das Kaffeehaus. Dort wurde mit Beginn der jüdischen Feiertage der vorschriftsmäßig zubereitete Koscherkaffee an jüdische Gäste serviert. Dazu wurde ungesäuertes Brot gereicht. Delegierte der Synagoge überwachten streng die Zubereitung des Kaffees. Die Preise für den Kaffee wurden an diesen Tagen erhöht, denn auch nichtjüdische Gäste kamen zahlreich, um den besonderen Kaffee zu kosten. 1858 wurde das Café von Theodor Römer übernommen und die Inneneinrichtung erneuert. Das Lokal blieb weiterhin vielbesuchter Treffpunkt von Reisenden und Händlern aus den Ländern des Balkans und aus Armenien. Es wurde lange Zeit hauptsächlich von Sensalen, Agenten, Klein- und Großhändlern besucht, die hier ihre Geschäfte abwickelten. Das Café Hugelmann wurde vom Wiener Schriftsteller Franz Gräffer in seinen Memoiren als die "Universität des Billardspiels" bezeichnet.

Literatur

  • Die Leopoldstadt. Ein Heimatbuch. Wien: Lehrer-Arbeitsgemeinschaft 1937, S. 296
  • Gustav Gugitz: Das Wiener Kaffeehaus. Ein Stück Kultur- und Lokalgeschichte. Wien: Deutscher Verlag für Jugend und Volk 1940, S. 99-105
  • Karl Teply: Die Einführung des Kaffees in Wien. Georg Franz Koltschitzky, Johannes Diodato, Isaak de Luca. Wien [u.a.]: Verein für Geschichte der Stadt Wien 1980 (Forschungen und Beiträge zur Wiener Stadtgeschichte, 6], siehe Anton Deodat
  • Das Wiener Kaffeehaus. Von den Anfängen bis zur Zwischenkriegszeit (Katalog zur 66. Sonderausstellung des Historischen Museums der Stadt Wien), Wien: Eigenverlag der Museen der Stadt Wien 1980, S. 20, 24-25, 31 und 62

Einzelnachweise

  1. Gustav Gugitz: Das Wiener Kaffeehaus. Ein Stück Kultur- und Lokalgeschichte. Wien: Deutscher Verlag für Jugend und Volk 1940, S. 101-102
  2. Wiener Theaterzeitung 09.03.1820, S. 4. Lokalitäten (Digitalisat)