Café Pucher
48° 12' 31.67" N, 16° 22' 2.89" E zur Karte im Wien Kulturgut
Café Pucher (1., Kohlmarkt 8–10, Konskriptionsnummer 259)
Das Café Pucher war ab 1878 am 1., Kohlmarkt 8–10 angesiedelt und galt bis zum Ersten Weltkrieg als eines der vornehmsten Kaffeehäuser Wiens mit traditionellem Interieur. Besonders hohe Beamte, Minister und Abgeordnete zählten zu den Stammgästen.
Der erste Inhaber war der Kaffeesieder Andreas Pucher. Nach diesem hatten nacheinander Sigmund Kammergruber, Viktor Poduschka, Rudolf Glattauer und Albert Frankl das Kaffeehaus inne. Die nächste Inhaberin war Berta Leupold, die 1918 das Café Pucher leitete und am gleichen Standort zusätzlich auch ein Restaurant, eine Frühstücksstube und einen Musik-Tee-Salon betrieb.
Nach der Schließung des Café Griensteidls 1897 wanderte der Satiriker und Schriftsteller Karl Kraus mit seinem sogenannten Kraus-Tisch in das Café Pucher über. An diesem nahmen neben vielen anderen regelmäßig der Architekt Paul Engelmann, der Lehrer und Schriftsteller Karl Hauer, der Dramatiker und Journalist Otto Soyka sowie der Psychoanalytiker und Schriftsteller Fritz Wittels Platz. Auch Adolf Loos war häufiger Gast in Café Pucher, unter anderem am Kraus-Tisch.
1938 führte Hugo Lustig das Café Pucher. Während der NS-Zeit schloss das Kaffeehaus und die Räumlichkeiten wurden als Wehrmachtsevidenzstelle genutzt.
Quellen
- Wienbibliothek Digital: Adolph Lehmann's allgemeiner Wohnungs-Anzeiger
- Findbuch für Opfer des Nationalsozialismus: Lustig Hugo (Pucher) [Stand: 08.04.2024]
Literatur
- Katharina Prager / Simon Ganahl [Hg.]: Karl Kraus-Handbuch. Leben – Werk – Wirkung. Berlin: J.B. Metzler 2022
- Iris Meder: Offene Welten. Die Wiener Schule im Einfamilienhausbau 1910–1939. Diss. Universität Stuttgart. Stuttgart 2004
- Paul Harrer-Lucienfeld: Wien, seine Häuser, Menschen und Kultur. Band 7. Wien: Selbstverlag 1957
- Karl Theodor Bach: Die Anteilnahme der Wiener Bau-Gesellschaft an der baulichen Entwicklung Wiens. Wien: Druckerei des Sport 1905