Carl Stellwag-Carion
Carl Stellwag-Carion, * 28. Jänner 1823 Langendorf, Mähren, † 21. November 1904 Wien, Ophthalmologe.
Biografie
Nach Studium an den Universitäten Prag und Wien (Dr. med. 1847 Wien, Mag. obstetr. und Dr. chir. 1848) war Stellwag bis 1851 Sekundararzt an der Universitätsklinik für Augenkranke (Allgemeines Krankenhaus) unter Anton Rosas. Nach kurzer Tätigkeit als praktizierender Augenarzt in Brünn kehrte Stellwag nach Wien zurück, wo er sich (gestützt auf führende Mitglieder der zweiten medizinischen Schule, vor allem Carl von Rokitansky) mit eigenen Forschungen befasste. Als Ergebnis legte er die Monografie "Die Ophthalmologie vom naturwissenschaftlichen Standpunkt" (1853–1858) vor. Nach Erscheinen des ersten Bands habilitierte er sich an der Universität Wien und trat kurz danach als Leiter der Abteilung für Augenkranke im Garnisonsspital 1 in feldärztlichen Dienst. Im Dezember 1855 wurde ihm in Nachfolge von Friedrich Jaeger von Jaxtthal) an der Josephs-Akademie (Josephinum) der augenärztliche Unterricht übertragen (ao. Professor 1857, o. Professor 1858).
In seiner pionierhaften Abhandlung über die "Akkomodationsfehler des Auges" beschrieb er erstmals die Hypermetropie. 1860/1861 erschien (in Zusammenarbeit mit dem Histologen Carl Wedl, sein "Atlas der pathologischen Histologie des Auges" und 1862 sein "Lehrbuch der praktischen Augenheilkunde." (51882; auch italienisch, englisch und ungarisch), das erst durch das Lehrbuch von Ernst Fuchs (1889) abgelöst wurde. 1869 beschrieb Stellwag den seltenen und unvollkommenen Lidschlag bei Morbus Basedow, der in der klinischen Nomenklatur bis heute als "Stellwagsches Zeichen" bezeichnet wird.
1873 ging Stellwag wieder als Professor an die Universität Wien, wo er zunächst eine selbstständige Augenklinik führte und 1884 bis 1894 in der Nachfolge von Ferdinand Arlt als Vorstand der ersten Universitäts-Augenklinik fungierte.
Literatur
- Helmut Wyklicky: Das Josephinum. Biographie eines Hauses. Die medicinisch-chirurgische Josephs-Akademie seit 1785, das Institut für Geschichte der Medizin seit 1920. Wien: Brandstätter 1985, S. 116
- Helmut Wyklicky: Zur Geschichte der Augenheilkunde in Wien. 100 Jahre II. Universitäts-Augenklinik. Eine Bilddokumentation. Wien: Brandstätter 1984, S. 10
- Erna Lesky: Die Wiener medizinische Schule im 19. Jahrhundert. Wien [u. a.]: Böhlau 1965 (Studien zur Geschichte der Universität Wien, 6)
- Register zu den Nachträgen in Wurzbachs "Biographischem Lexikon des Kaiserthums Österreich". Wien 1923
- Salomon Kirchenberger: Lebensbilder hervorragender österreichisch-ungarischer Militär- und Marineärzte. Wien: J. Safár 1913, S. 198 ff.
- Die Feierliche Inauguration des Rektors der Wiener Universität für das Studienjahr 1905/1906. Wien: Selbstverlag der Universität, S. 28 f.
- Zeitschrift für Augenkunde 13 (1905), S. 187 ff.
- Klinisches Monatsblatt für Augenheilkunde. 1904 / 1905, S. 98 ff.
- Wiener klinische Wochenschrift. Wien / New York: Springer Rundschau 50 (1904)
- Wiener klinische Wochenschrift. Wien / New York: Springer Rundschau 17 (1904), S. 1288 ff.
- Julius Leopold Pagel [Hg.]: Biographisches Lexikon hervorragender Ärzte des neunzehnten Jahrhunderts. Berlin / Wien: Urban & Schwarzenberg 1901
- Agathon Wernich / August Hirsch: Biographisches Lexikon der hervorragenden Aerzte aller Zeiten und Völker. Wien [u. a.]: Urban u. Schwarzenberg 1884–1888
- Ludwig Eisenberg: Das geistige Wien. Künstler- und Schriftsteller-Lexikon. Mittheilungen über Wiener Architekten, Bildhauer, Bühnenkünstler, Graphiker, Journalisten, Maler, Musiker und Schriftsteller. Wien: Daberkow 1892