Der Wanderer
"Der Wanderer" ist eine 1809 von Johann Michael Armbruster gegründete Zeitung, die – mit Unterbrechungen – bis 1873 in Wien erschien. Aus dem Gründungsjahr haben sich drei Ausgaben erhalten: Ein undatiertes, als "Probe-Blatt" bezeichnetes Exemplar, das in der zweiten Aprilhälfte 1809 erschien, ein "Zweytes Probeblatt" von Montag dem 1. Mai 1809 sowie eine als "3." markierte Ausgabe von Freitag dem 5. Mai 1809. Sie tragen den Titel "Der Wanderer" und sind mit dem Zusatz "Ein Volksblatt" versehen. Ein weiteres Probeblatt, das am 20. März 1809 erschien und entweder den Titel "Der österreichische Wanderer" oder "Der österreichische Wandersmann" trug, war als gedruckte Beilage den der Zensurbehörde vorgelegten Unterlagen beigefügt. Es gilt als verschollen und es ist davon auszugehen, dass es beim Justizpalastbrand 1927 zerstört wurde. Gedruckt wurde "Der Wanderer" bei Anton Strauß am Stephansplatz. Geplant war das Erscheinen von wöchentlich drei Nummern, doch verhinderte der Einmarsch der französischen Truppen in Wien die Produktion weiterer Nummern in diesem Jahr.
Die Gründung von "Der Wanderer" ist eng mit den politischen Umständen jener Jahre verwoben; die drei Blätter aus 1809 widmeten sich vollends dem Widerstand gegen die napoleonischen Truppen und dem Schüren patriotischer Gefühle.
Erst ab 1814 erschien die Zeitung unter dem gleichen Titel und unter Verwendung desselben Sujets (bis Ende 1818) wieder. Mit einer durch die Revolution bedingten Unterbrechung vom 27. Oktober bis 20. November 1848 wurde sie bis 1873 regelmäßig fortgesetzt. In dieser Zeit wechselten die verantwortlichen Redakteure (darunter Ernst Schwarzer, Joseph von Seyfried, August Silberstein, Ernst Schwarzer, Zacharias Konrad Lecher, Johannes Nordmann) und allfällige Neben- bzw. Untertitel. Auch die Erscheinungsfrequenz änderte sich im Verlauf der Jahre. Ab 17. Juli 1816 bis Mai 1817 enthielt "Der Wanderer" in unregelmäßigen Intervallen eine als "Lügen-Zeitung" betitelte Beilage. Wenngleich die Blattlinie je nach Regierung und verantwortlichem Redakteur variierte, wurde die patriotisch-regierungsnahe Ausrichtung im Wesentlichen beibehalten. Im Vormärz zählte "Der Wanderer" zu den vielgelesenen Unterhaltungsblättern, ab der Mitte des 19. Jahrhunderts entwickelte er sich zunehmend zu einem politischen Blatt, das auch wirtschaftspolitische Themen behandelte und in der Gründerzeit auch einen bedeutenden Wirtschafts- und Inseratenteil beinhaltete. Der Zeitungsgründer Johann Michael Armbruster hatte mit all diesen Entwicklungen allerdings nichts mehr zu tun, er war bereits im Jänner 1814 durch Suizid aus dem Leben geschieden.
Trotz staatlicher Subventionierung durch das Pressedepartement kämpfte "Der Wanderer" stets mit finanziellen Schwierigkeiten. Dem Blatt gelang es nicht, die in Folge des Börsenkrachs von 1873 eingetretene Wirtschaftskrise zu überdauern. Es wurde am 15. August 1873 eingestellt.
Quellen
Literatur
- Österreichische Retrospektive Bibliographie (ORBI). Hg. Von Helmut W. Lang. Reihe 3. Österreichische Zeitschriften 1704–1945. Bd. 2. Bibliographie der österreichischen Zeitschriften 1704–1850. München: K.G. Saur 2006
- Hildegard Kernmayer: Judentum im Wiener Feuilleton (1848–1903). Tübingen: Max Niemeyer Verlag 1998, S. 261 f.
- Kurt Paupié: Handbuch der Österreichischen Pressegeschichte 1848-1959. Band 1. Wien: Wilhelm Braumüller 1960, S. 127 f.
- Karl Wagner: Die Wiener Zeitungen und Zeitschriften der Jahre 1808 und 1809. Wien: A. Hölder 1914, S. 46–48
- Wienbibliothek digital: Wiener Kommunal-Kalender und städtisches Jahrbuch (1874), S. 308
- ANNO: Lügen=Zeitung. In: Der Wanderer, 17.07.1816
- Wikipedia: Der Wanderer (1809–1873) [Stand: 09.07.2021]