Eduard Hitschmann
Eduard Hitschmann, * 28. Juli 1871 Wien, † 31. Juli 1957 Gloucester, Massachusetts, USA, Arzt, Psychoanalytiker.
Biografie
Eduard Hitschmann entstammt einer wohlhabenden Wiener jüdischen Familie. Sein Vater arbeitete leitend für die Rothschildbank, sein Bruder Maximilian war Jurist. Er besuchte das Akademische Gymnasium, wo Josef Karl Friedjung und Paul Federn zu seinen Mitschülern zählten. Nach der Matura absolvierte er ein Studium der Medizin an der Universität Wien und war anschließend an verschiedenen Kliniken tätig, unter anderem bei Richard Krafft-Ebing an der Psychiatrisch-Neurologischen Universitätsklinik (Allgemeines Krankenhaus). Daneben eröffnete er eine eigene Praxis für Allgemeinmedizin.
Um 1905 lernte Hitschmann Sigmund Freud kennen, der ihn in die neu gegründete Psychologische Mittwoch-Gesellschaft einführte. Er engagierte sich in weiterer Folge in der Psychoanalytischen Vereinigung und fasste Freuds Thesen 1911 unter dem Titel "Freuds Neurosenlehre" zusammen. Sein Interesse galt ebenso Fragen der Sexualität und der Verhütung.
1922 avancierte der Arzt zum Direktor des Psychoanalytischen Laboratoriums in Wien, das er bis zu dessen Schließung 1938 leitete. Nach dem "Anschluss" emigrierte er mit seiner Frau und seiner Tochter zunächst nach Großbritannien und nach dem Tod Freuds 1940 in die USA, wo er sich in Cambridge, Massachusetts niederließ. Er arbeitete am Boston Psychoanalytic Institute und hielt Vorlesungen und Kurse, vor allem an der Harvard Medical School. Er starb 1957 während eines Sommerurlaubs.
Hitschmann veröffentlichte über 100 wissenschaftliche Arbeiten und analytische Biografien berühmter Persönlichkeiten, etwa zu Arthur Schopenhauer (1912), Gottfried Keller (1919) oder Johann Wolfgang von Goethe (1932).
Literatur
- Christof Goddemeier: Eduard Hitschmann (1871 – 1957): Ein Leben für die Psychoanalyse. In: Deutsches Ärzteblatt 8/2021, S. 365 f.