Emilie Gilewska

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Emilie Gilewska, aus einem Pass herausgerissenes Foto mit Unterschrift, um 1910
Daten zur Person
PersonennameName der Person im Format Nachname, Vorname Gilewska, Emilie
Abweichende NamensformAlternative Formen des Namens wie z.B. Pseudonyme oder Mädchennamen im Format Nachname, Vorname
TitelAkademische Titel (abgekürzt), Amtstitel, Adelstitel
Geschlecht weiblich
Wien Geschichte WikiIdentifier/Persistenter URL zur Seite  44342
GNDGemeindsame Normdatei 1059781522
Wikidata Q59653215
GeburtsdatumDatum der Geburt August 1869
GeburtsortOrt der Geburt Krakau 4073760-3
SterbedatumSterbedatum 15. Mai 1932
SterbeortSterbeort Oed 4800286-0
BerufBeruf Private
ParteizugehörigkeitAngabe der Partei (bei PolitikerInnen)
EreignisEreignis, mit dem die Person in Verbindung gebracht wird
Nachlass/Vorlass Wienbibliothek im Rathaus
Siehe auchVerweist auf andere Objekte im Wiki 
RessourceUrsprüngliche Ressource  Gedenktage-NG
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Recherche
Letzte Änderung am 23.02.2024 durch WIEN1.lanm09lue
BestattungsdatumDatum der Bestattung 
FriedhofFriedhof, auf dem eine Person begraben wurde
Grabstelle
BildnameName des Bildes EmilieGilewska.jpg
BildunterschriftInformation, die unterhalb des Bildes angezeigt werden soll Emilie Gilewska, aus einem Pass herausgerissenes Foto mit Unterschrift, um 1910
  • Alleegasse 39 (Wohnadresse)
Familiäre Beziehung
Berufliche Beziehung
Beziehung, Bekanntschaft, Freundschaft

Emilie Gilewska, * 14. oder 15. August 1869 Krakau, † 15. Mai 1932 Oed (Niederösterreich), Private.

Biografie

Emilie Gilewska war die jüngere zweier Töchter des Arztes Karol Gilewski (1832–1871) und dessen Ehefrau Emilie, geborene Schuh (um 1840–1918). Ihr Vater hatte in Wien Medizin studiert und war ein Schüler des Chirurgen Franz Schuh gewesen, dessen Tochter er heiratete. Ihre Mutter, die ebenfalls Emilie hieß, hatte mit Franz Schuh einen angesehenen Vater und war mütterlicherseits eine Nachfahrin der durch die Herstellung von Uniformknöpfen zu Reichtum gelangten Fabrikantenfamilie Rosthorn.

Emilie Gilewska wurde in Krakau geboren, wo ihr Vater ab 1861 tätig war. Nach seinem frühen Tod 1871 zog dessen Witwe – die ihren Aufenthalt in Polen als "Exil" bezeichnete – mit den beiden Töchtern Marie (auch "Molly" genannt) und Emilie (auch "Mietzka" genannt) ins niederösterreichische Oed, wo die Industriellenfamilie Rosthorn zu Beginn des 19. Jahrhunderts eine Niederlassung gegründet hatte. Franz Schuh hatte dort für seine Frau eine herrschaftliche Villa im Biedermeierstil errichten lassen, die nun von seiner Tochter und seinen Enkelinnen bewohnt wurde. Emilie Gilewska erhielt häuslichen Unterricht, beherrschte Französisch und Englisch und nahm beim Burgschauspieler Josef Lewinsky private Schauspielstunden.

In den 1870er und 1880er Jahren pflegte Emilie Gilewska (Mutter) eine rege Salonkultur und das Haus mit der Nummer 10, das sogenannte "Schuhhaus", wurde zum Treffpunkt von Dichtern, Ärzten und Gelehrten. In Oed herrschte ein reges soziales Leben und als Freundin vieler Kinder der Salonbesucherinnen und -besucher ihrer Mutter ging Emilie Gilewska (Tochter) in bedeutenden Häusern ein und aus. Mit vielen ihrer Jugendfreundinnen blieb sie bis zu ihrem Tod in Kontakt.

Emilie Gilewska, die zeitlebens unverheiratet blieb, lebte viele Jahre gemeinsam mit ihrer Mutter in der Villa in Oed sowie im sogenannten Schönthalerhaus in der Alleegasse 39 in Wien. Sie kümmerte sich um die im Alter zunehmend kränker werdende Mutter, die sich nach ihren Blütejahren, dem schwindenden Kreis an männlichen Bewunderern und dem Verlust ihres Reichtums zunehmend zurückzog. Auch verwaltete sie das Erbe der Familie. Das Rosthorn Imperium zerfiel in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts zunehmends, Geld und Besitz gingen verloren, doch gelange es, das Haus in Oed zu erhalten.

Emilie Gilewska (Mutter) verstarb 1918 in Meran während eines Besuchs bei ihrer älteren Tochter Molly, die den Architekten Felix von Zamboni geheiratet hatte und mit ihm nach Südtirol gezogen war. Die beiden Schwestern standen sich weiterhin nahe. Molly von Zamboni verstarb Mitte März 1932, nur wenige Wochen darauf, am 15. Mai 1932, stirbt auch ihre jüngere Schwester an "Entkräftigung", wie ärztlich attestiert. Die Villa in Oed erbte der entfernte Cousin Dr. Pfleger. Ab den 1970er Jahren stand das Haus leer und verwahrloste, 2014 wurde es verkauft.

In jenem Haus Oed Nummer 10 verwahrte Emilie Gilewska (Tochter) Briefe, Korrespondenzen, Fotografien und andere Dokumente, die 2014 als Schenkung der Wienbibliothek im Rathaus übergeben wurden. Die etwa 700 erhaltenen Korrespondenzstücke in der "Sammlung Emilie Gilewska" stammen zum Großteil aus der weitverzweigten Familie. Vereinzelte Stücke vermitteln einen Eindruck von der erlesenen Gesellschaft, die sich in der Blütezeit des Salons Gilewska getroffen hatte: Es gibt Schreiben der Frauenrechtlerin Marianne Hainisch, von den SchauspielerInnen Helene Hartmann und Josef Lewinsky, von Wissenschaftlern wie Wilhelm Gurlitt, Richard Heinzel, Eduard Reyer, Wilhelm Scherer, Erich Schmidt, Anton Emanuel Schönbach oder Hugo Schuchardt. Auch zwei Adressbücher, ein Konvolut mit rund 130 Verlobungs- und Hochzeitsankündigungen und insgesamt 180 Fotografien dokumentieren das große soziale Netzwerk der Familie.

Zu den zentralen Dokumenten der Sammlung zählen Tagebücher, wie das sogenannte "Müttertagebuch" das Marie Schuh für ihre Tochter Emilie 1845 zu schreiben begann und welches diese dann ab 31. Dezember 1868 für ihre eigenen Töchter weiterführte. In dem vorgedruckten kalendarischen "Gedenkbuch fürs Haus" sammelte Emilie Gilewska (Tochter) von 1887 bis 1890 Alltagsnotizen in Form eines Kalendarischen Tagebuches. Der Aufbau gleicht dem heute besser bekannten "One Line a Day Book".

Wie aus Korrespondenzen der beiden Schwestern hervorgeht, verbrannte Emilie auf Anweisung ihrer älteren Schwester Tagebücher und Briefwechsel der Mutter, um ihr Andenken zu wahren und die mit dem Alter zunehmend depressiven und leidvollen Phasen ihres Lebens für niemanden zugänglich zu machen. Eine Vielzahl an Schriftwechseln mit Personen des öffentlichen Lebens des 19. Jahrhunderts sowie Dokumente zur Salonkultur Oeds und Aufzeichnungen über das Leben einer interessanten Frau gingen dadurch weitergehend verloren.

Der Sammlung liegt auch ein 22-seitiger Computerausdruck von Jolanda Poppovic aus dem Februar 2015 mit dem Titel "Die Damen von Oed" bei, welchen die Autorin nach umfassender Recherche der Archivbestände, Transkription der meisten Briefe, Besichtigung des Hauses und Gesprächen mit Nachkommen verfasste.

Quellen

Literatur


Emilie Gilewska im Katalog der Wienbibliothek im Rathaus.


Weblinks