Ernst Schneider
Ernst Schneider * 19. Oktober 1850 Wien, † 17. Juli 1913 Wien, Mechaniker, Gewerbetreibender, Politiker.
Biografie
Ernst Schneider war der Sohn eines Staatstelegrafeninspekteurs und besuchte höhere Schulen in Zara (Zadar, Kroatien), Innsbruck und Wien. Danach erhielt er eine Ausbildung zum Feinmechaniker an der k. k. Telegrafenwerkstätte Wien. Er war auch außerordentlicher Hörer des Polytechnikum in Wien. Er arbeitete zunächst als Mechanikergehilfe in seiner Geburtsstadt, dann in Berlin, Budapest und London. Ab 1872 betrieb er ein eigenes Unternehmen für astronomische, geodätische und physikalische Präzisionsinstrumente in Währing und arbeitete eng mit dem Militärgeographischen Institut zusammen. Er konzipierte unter anderem ein neuartiges Fernrohr für die Artillerie.
Ab 1878 engagierte sich Schneider in verschiedenen Interessenorganisationen, zunächst in der Wiener Mechanikergenossenschaft, und profilierte sich im Kampf gegen die Gewerbeordnung von 1859 als Wortführer der Kleingewerbetreibenden. 1881 gehörte er zu den Mitbegründern der Gesellschaft zum Schutz des Handwerks und 1882 des "Österreichischen Reformvereins", dessen Obmann er ab 1885 war. Außerdem war er für den Wiener Gewerbegenossenschaftstag in führenden Positionen tätig.
Ab den späten 1880er Jahren war Ernst Schneider über seine Kontakte zu Aloys von und zu Liechtenstein und Karl von Vogelsang am Aufbau der christlichsozialen Bewegung beteiligt. 1890 wurde er in den Niederösterreichischen Landtag Landtag gewählt, dem er bis 1913 angehörte. Von 1891 bis 1907 gehörte er überdies dem Abgeordnetenhaus des Reichsrates an. In diesen Gremien fiel der Unternehmer, der nie zur Führungsriege der Christlichsozialen zählte, durch rabiate antisemitische Ausfälle auf. 1893 ventilierte er ein "Schußgeld" für Juden, bei anderer Gelegenheit verteidigte er antijüdische Ritualmordlegenden.
Obwohl Schneider "bei Lebzeiten Dr. Luegers in der Partei kaltgestellt war" (Neue Freie Presse, 18.07.1913), avancierte er 1911 zum Mitglied des Landesausschusses für Niederösterreich, wobei insbesondere seine Betrauung mit den Schulagenden auf heftige Opposition stieß. Er übte dieses Amt bis zu seinem Tod im Juli 1913 aus.
Quellen
Literatur
- Österreichisches biographisches Lexikon 1815–1950. Hg. von der Österreichischen Akademie der Wissenschaften. Band 10. Wien: Verlag der Österreichischen Akademie der Wissenschaften 1994, S. 373 f.
- † Ernst Schneider. In: Neue Freie Presse, 18.07.1913, S. 6 f.
- LA. Ernest Schneider gestorben. In: Reichspost, 18.07.1913, S. 6