Erwin Piplits

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Daten zur Person
PersonennameName der Person im Format Nachname, Vorname Piplits, Erwin
Abweichende NamensformAlternative Formen des Namens wie z.B. Pseudonyme oder Mädchennamen im Format Nachname, Vorname
TitelAkademische Titel (abgekürzt), Amtstitel, Adelstitel
Geschlecht männlich
Wien Geschichte WikiIdentifier/Persistenter URL zur Seite  42852
GNDGemeindsame Normdatei 12062785X
Wikidata Q114120
GeburtsdatumDatum der Geburt 19. Juli 1939
GeburtsortOrt der Geburt Wien 4066009-6
SterbedatumSterbedatum
SterbeortSterbeort
BerufBeruf Schauspieler, Bühnenbildner, Theaterdirektor
ParteizugehörigkeitAngabe der Partei (bei PolitikerInnen)
EreignisEreignis, mit dem die Person in Verbindung gebracht wird
Nachlass/Vorlass
Siehe auchVerweist auf andere Objekte im Wiki  Theater, Schauspieler, Serapions Theater, Johann-Nestroy-Theaterpreis, Goldenes Verdienstzeichen des Landes Wien
RessourceUrsprüngliche Ressource  Gedenktage-GW
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Letzte Änderung am 9.04.2024 durch WIEN1.lanm09kka


  • 20., Wallensteinplatz 6 (Wirkungsadresse)
Familiäre Beziehung
Berufliche Beziehung
Beziehung, Bekanntschaft, Freundschaft

  • Goldenes Verdienstzeichen des Landes Wien (Übernahme: 10. April 2014)
  • Nestroy-Theaterpreis (Übernahme: 27. November 2005)


Erwin Piplits, * 19. Juli 1939 Wien, Schauspieler, Regisseur, Theaterdirektor.

Biografie

Erwin Piplits erlernte zunächst den Beruf des Textildruckers, bevor er 1962 mit Conny Hannes Meyer bei den "Komödianten am Börseplatz" als Bühnenbildner und Schauspieler anfing. Neben seinem Studium an der Hochschule für angewandte Kunst war er bei der Arena 70, der ersten alternativen Programmschiene im Rahmen der Wiener Festwochen, tätig. Dabei arbeitete er mit Kunstfiguren aus verschiedensten Materialien wie Alteisen, Holz, Pappe und Styropor. Diese Arbeit führte 1971 zu der experimentellen Musiktheater-Aufführung "Pupofon" gemeinsam mit Dieter Kaufmann: An den Puppen wurden Mikrofone angebracht, die bei der Bewegung der Figuren entstehenden Geräusche wurden elektronisch in Klänge umgewandelt. Eine Weiterentwicklung war das "Pupodrom", ein ovaler Spielraum, in dem der "Pupo" lärmend Marionetten bewegt.

Ab 1971 war Piplits im Museum des 20. Jahrhunderts beschäftigt. Seine Tätigkeit beschreibt er im Band "Serapions Fabel": "Malen mit Kindern, die Gestaltung der Plakate für das Museum, Pressebetreuung und die Organisation von Führungen durch die Sammlung waren meine Aufgaben. Eine wahre Freude waren Führungen für Arbeiter im Dialekt. So waren die Leute wirklich für die zeitgenössische Kunst anzusprechen."

1973 gründete er zusammen mit der Bühnenbildnerin Ulrike Kaufmann (1953−2014) das Serapionstheater. Die beiden, in Berufs- und Lebenspartnerschaft jahrzehntelang verbunden, wandten sich von bürgerlich-konventionellen Vorstellungen und Stückvorlagen ab und orientierten sich an konkreter und visueller Poesie, aus der szenisch Neues wuchs. Piplits erprobte eine neue Bildsprache, arbeitete mit Kunstfiguren, gestaltete etwa Jura Soyfers "Vineta" als poetische Traumreise und entwickelte in "Mensch und Kunstfigur" (1978) musikalisch-szenische Versuche. Im Jahr 1980 inszenierte er Fritz von Herzmanovsky-Orlandos "Gaulschreck im Rosennetz".

Sein Theater zählte schlagartig zu den wichtigsten Kulturadressen Wiens. Nach dem Erfolg von "Anima" (1986, zusammen mit dem Vienna Art Orchestra) und "A BAO A QU" (1987) war klar, dass die Truppe einen neuen, eigenen Raum brauchte. Seit 1988 bespielt Erwin Piplits nun den Prunksaal der 1889 erbauten Landwirtschaftlichen Produktenbörse in der Taborstraße, der 42 Jahre lang leer gestanden hatte, und nannte ihn "Odeon". Hier entstanden legendäre Produktionen wie "Axolotl Visionarr" (1988), "Kispotlatsch" (1990) oder "Lazarus" (mit dem Wiener Kammerchor). Heute besteht das Serapionstheater aus Tänzern, Schauspielern und Autodidakten aus unterschiedlichen Kulturkreisen und wird von Erwin Piplits und seinem Sohn Max geleitet.

1993 inszenierte Piplits Mozarts "Cosi fan tutte" bei den Salzburger Festspielen, 1994 "Rusalka" (mit Franz Welser-Möst als Dirigent) und 1998 "Attila" am Opernhaus Zürich. Bei den Raimund-Spielen Gutenstein setzte Piplits 2015 den "Theatermacher auf der Zauberinsel" in Szene.

Piplits erhielt 2010 gemeinsam mit Ulrike Kaufmann den Nestroy-Theaterpreis für das Lebenswerk und wurde 2014 mit dem Goldenen Verdienstzeichen des Landes Wien ausgezeichnet. Max Kaufmann, der Sohn von Erwin Piplits und Ulrike Kaufmann, übernahm 2022 die Leitung des "Odeon-Theaters". Erwin Piplits wurde Alt- und Ehrenobmann.

Literatur

  • Erwin Piplits: Serapions Fabel. Universelle Theaterarbeit seit 1973. Wien: Theaterverein Odeon 2013
  • Julia Danielczyk: Gegensätzliches, zu einer Einheit gefügt. In: Die Furche, 30.09.2010, S. 8
  • Erwin Piplits: Serapions Theater. Verwandlung und Wirklichkeit. Wien: Böhlau 1998


Erwin Piplits im Katalog der Wienbibliothek im Rathaus.

Weblinks