48° 10' 15.46" N, 16° 22' 55.50" E zur Karte im Wien Kulturgut
Der traditionsreiche Fußballverein aus dem 10. Wiener Gemeinde Bezirk Favoriten entstand 1910, zunächst vermutlich als eine Abteilung des Kegelklubs „Favorit“. Noch im selben Jahr machten sich die Fußballer vereinsrechtlich eigenständig: Am 19. August wurde der neue Klub unter dem Namen „Favoritner Athletic Club“ ins Vereinsregister aufgenommen. Ihren ersten Sportplatz übernahmen die Rot-Schwarzen auf der „Steinmetzwiese“ in der Nähe der Gudrunstraße, wo spätestens ab Mitte 1912 Fußballspiele stattfanden. Doch schon im Ersten Weltkrieg wurde das in der Nähe des Ostbahnhofs gelegene Areal vom Militär beschlagnahmt. Auch sportlich ging es bergab: In den folgenden Saisonen fristeten die nun heimatlosen Athletiker ihr Dasein in den unteren Klassen.
Zwischen Arbeitersport und Professionalismus
Aufschwung nahm der Verein ab 1922, als über Vermittlung des Verbands der Arbeiter- und Soldatenvereinigungen (VAS) ein Sportplatz auf den Wagemannschen Gründen in der Kennergasse 3 im 10. Wiener Gemeindebezirk in Pacht genommen werden konnte. 1924 ließ sich der Verein auf das Wagnis Professionalismus ein und spielte in der dritthöchsten Klasse. Doch aus finanziellen Gründen wechselte man 1926 aus dem Profitum in die Liga des Verbands der Amateurfußballvereine Österreichs (VAFÖ) zurück und spielte bis zu dessen Auflösung im Februar 1934 in der obersten Spielklasse der Amateurliga.
1927 gewann der FavAC das prestigeträchtige Silberball-Turnier des VÄFO und durch die enge Verbindung mit dem sozialdemokratischen Verband fanden auf dem Platz der Rot-Schwarzen auch Arbeiterauswahlspiele statt. Fußballer der Favoritner spielten für die österreichische Arbeiterauswahl, so etwa Karl Gspann 1932 im Länderkampf gegen Ungarn. Bis zur Auflösung des VAFÖ im Februar 1934 spielte der Verein im Amateurverband und musste danach nicht ganz freiwillig ins Profitum zurückkehren. Sportlich entwickelte sich der Umstieg aber überaus zufriedenstellend: So gelang 1935 der Aufstieg in die oberste Spielklasse, der der Klub bis 1938 angehörte. Bei Besuchen von Austria und Rapid waren fünfstellige Zuschauerzahlen in Favoriten keine Seltenheit. Je zwei achte Plätze (1935/1936 und 1936/1937) stellten die besten Meisterschafts-Platzierungen in der Vereinshistorie dar. 1937 ging der Verein auch auf eine Spielreise nach Südfrankreich.
In der Zwischenkriegszeit kamen neben dem FavAC mit dem FC Wien, der Hertha und dem SK Slovan, dem Verein der tschechischen Minderheit in Wien, mehrere traditionsreiche Wiener Fußballvereine aus Favoriten. Die Bezirksderbys zwischen diesen erzeugten großes Zuschauerinteresse. Im Zweiten Weltkrieg kam der Spielbetrieb zum Erliegen; zudem wurde dem Sportplatz in Simmering durch Bombentreffer verheerender Schaden zugefügt.
Nach 1945 belebte sich das Sportleben in Favoriten langsam wieder und der Verein nahm in der 2. Klasse A seinen Spielbetrieb auf. Vier Jahre später, 1949, gelang die Rückkehr in die Wiener Liga. Auch die Spielstätte konnte allmählich wiederhergestellt werden und als der Verein, nach zwischenzeitlichen Schwierigkeiten, im Jahr 1960 von der Gemeinde Wien die Dauerpacht zugestanden erhielt, kam es unter tatkräftiger Unterstützung von rot-schwarzen Vereinsmitgliedern und Gönnern zur Errichtung eines neuen Klubhauses mit Umkleidekabinen und Kantine. Auch bestand zwischenzeitlich eine Frauenabteilung, die in der vom Wiener Fußballverband (WFV) organisierten Meisterschaft in der Premierensaison 1972/1973 gegen Union Landhaus den Meistertitel erringen konnte.
Rückkehr ins Oberhaus
1978 gelang der Männersektion der Aufstieg in die zweithöchste Spielklasse. Im Sommer 1983 kehrten die Athletiker sogar in die oberste Spielklasse zurück. Mit Spielern wie Robert und Josef Sara, dem Ex-Austria Legionär Alberto Martinez und Dietmar Constantini konnten sich die Favoritner zwei Jahre in der obersten Spielklasse halten. Auch der spätere Nationalspieler Peter Stöger kam bei den Rot-Schwarzen zu seinen ersten Einsätzen in der obersten Spielklasse.
Besondere Brisanz hatten die Bezirksderbys zwischen den „alten“ Favoritner Athletikern und der seit Mitte der 1970er im 10. Wiener Gemeindebezirk beheimateten Austria. So lockte am 17. September 1983 die erste Begegnung 6.800 Zuschauer auf den FavAC-Platz. Mit dem folgenden Abstieg folgte ein schrittweiser Absturz bis in die Regionalliga Ost. 1991 gelang wieder die Rückkehr in die 2. Division. Aus dieser Zeit datiert auch der größte sportliche Erfolg der Favoritner: Nachdem die Mannschaft unter Trainer Alfred Riedl 1991/1992 schon beim prestigeträchtigen Wiener Stadthallenturnier den zweiten Platz erreichen konnte, folgte ein Jahr später mit dem Turniersieg die Krönung. Auch im österreichischen Cup konnte zweimal (1991/1992, 1992/1993) das Semifinale erreicht werden, wobei man am 06. Mai 1992 vor 4.500 Zuschauern zuhause denkbar knapp mit 1:2 an Admira Wacker scheiterte. Stützen der Mannschaft waren dabei Zoran Barisic, Johann Dihanich, Tomislav Kocijan sowie Damir Canadi und Günther Jerabek. Im nächsten Jahr verhinderte eine Niederlage auswärts gegen Rapid unter Trainer Fred Schaub den Einzug ins österreichische Cupfinale.
Absturz
Aufgrund hoher Ausgaben schlitterte der Verein trotz seiner spielerischen Erfolge 1993 in den Konkurs. Die Konsolidierung des FavAC erfolgte vermeintlich rasch und so feierte der Verein nach dem Meistertitel in der Regionalliga Ost 1995 seine Rückkehr in die 2. Division. Doch schon in der Winterpause 1996/1997 mussten die Favoritner den Spielbetrieb einstellen und konnten bis dato nicht mehr in das Oberhaus des österreichischen Fußballs zurückkehren. Nach einer mühsamen finanziellen Konsolidierung spielte der Verein unter dem Namen „Cashpoint FavAC“ in der Wiener Stadtliga, der vierthöchsten Spielklasse. Erst nach 25 Jahren, in der Saison 2022/23, gelang dem FavAC als Meister der Wiener Stadtliga erneut der Aufstieg in die Regionalliga.
Literatur
- Hubert Pramhas/Wolfgang Slapansky: Rote Teufel leben länger. Die bewegte Geschichte des Favoritner Athletic Club. Wien: Eigenverlag 1993
- Wolfgang Slapansky: FavAC-Platz. In: Das große Buch der österreichischen Fußballstadien. Hg. von Andreas Tröscher u.a. Göttingen: Verlag Die Werkstatt 2007, S. 53-56