Felix Graf
Felix Graf, * 7. Februar 1875 Wien, Journalist, Sportfunktionär.
Biografie
Der in Wien geborene und aufgewachsene Felix Graf kam schon früh mit dem Sport in Berührung. Anders als viele seiner Generation geschah dies aber nicht durch Freunde oder ältere Brüder, sondern durch seine 1845 geborene Mutter Antonie Graf. Sie war eine der ersten Sportfunktionärinnen in Österreich und zählte unter anderen zu den Gründerinnen des Damenschwimmklubs Austria. Gemeinsam mit ihrem Sohn Felix war sie im Vorstand des Sportklubs Wien 1908 tätig.
Neben Schwimmen wurde Leichtathletik zum wichtigsten sportlichen Feld von Felix Graf. Er war ein guter Mittelstreckenläufer, der selbst mit fast fünfzig Jahren noch an Wettkämpfen teilnahm.
Beim Österreichischen Zentralverband für gemeinsame Sportinteressen (dem Vorgänger des Hauptverbands für Körpersport) zählte Graf im Jahr 1911 zu den Gründungsmitgliedern und wurde in der konstituierenden Hauptversammlung zum zweiten Schriftführer gewählt. Im Hauptverband für Körpersport engagierte sich Graf ab 1918 als Schriftführer. Das war nur eine seiner vielen Funktionen: Er fungierte als Vorstandsmitglied der Cricketer, Direktionsmitglied des ÖOC und Kassier des Verbandes der österreichischen Schwimmvereine. Außerdem arbeitete Graf als Trainer des Schwimmers Otto Scheff, der im Jahr 1906 bei den Olympischen Zwischenspielen in Athen über 400 Meter Freistil die Goldmedaille gewann. Für kurze Zeit amtierte Graf auch als Präsident des österreichischen Ringsportverbands. Im Februar 1921 gewählt, trat er ein knappes halbes Jahr später wieder zurück, weil sich eine von ihm geplante Verbandssportanlage im Prater nicht umsetzen ließ.
Der Sport prägte auch Grafs Berufsleben. Er leitete das Sportressort der "Neuen Freien Presse" und war Präsident des Sportjournalistenverbandes. Hinter den Kulissen agierte er bei einer Kampagne gegen die Vergabe des Planungsauftrags für das Wiener Stadion (heute: Ernst-Happel-Stadion an den deutschen Architekten Otto Ernst Schweitzer: Er griff die Kritik des Wiener Architekteams Otto Schönthal und Emil Hoppe auf und ließ die beiden Architekten − die selbst am Auftrag interessiert und zum Wettbewerb geladen worden waren − unter einem Pseudonym einen Artikel verfassen. Im Jahr 1922 trat Graf aus der Israelitischen Kultusgemeinde aus und konvertierte zum Protestantismus.
Vor der Verfolgung durch den Nationalsozialismus schützte das nicht. Graf überlebte aber und war nach dem Zweiten Weltkrieg wieder als Journalist und Sportfunktionär tätig. 1947 wurde er Mitglied im Presseausschuss des ÖOC.
Quellen
- Vorarlberger Volksblatt, 24.01.1947, 4
- Wiener Kurier, 02.05.1947, S. 3
- Der Montag mit dem Sportmontag, 02.05.1922, S. 12
- Wiener Neueste Nachrichten, 28.02.1921, S. 6
- Illustriertes Österreichisches Sportblatt, 04.05.1917, S. 8; 13.08.1921, S. 19
- Austritte in Wien aus der IKG 1915−1945, online unter https://www.genteam.at
Literatur
- Bernhard Hachleitner / Matthias Marschik / Spitaler Georg [Hg.]: Sportfunktionäre und jüdische Differenz. Zwischen Anerkennung und Antisemitismus – Wien 1918 bis 1938. Berlin: De Gruyter 2018
- Österreichisches Biographisches Lexikon: Antonie Graf