Franz Josef Böhm
Franz Josef Böhm, * 29. Juli 1874 Fünfhaus, † 8. Februar 1938 Mürzzuschlag, Fotograf, Schriftsteller, Schauspieler.
Biografie
Franz Josef Böhm wurde 1874 im Wiener Vorort Fünfhaus geboren. Von seiner Schulbildung ist nichts weiter bekannt, als dass der theaterbegeisterte Böhm 1890 eine Schauspielschule in Wien besuchte. Danach schloss er sich einer Wanderschauspieltruppe an und erhielt 1894 sein erstes Engagement am Stadttheater Pettau (heute Ptuj, Slowenien), es folgte ein Engagement am Stadttheater Marburg für die Saison 1897/98.
Gastspiele hatten Böhm mehrmals nach Müzzuschlag geführt, wo er sich – angeregt von Toni Schruf, dem literatur- und skisportbegeisterten Wirten des dortigen Hotels Post – 1899 als Fotograf niederließ. 1902 heiratete er Leopoldine Riedl, das Paar bekam zwei Töchter (1903, 1905) und einen Sohn (1907).
Als Fotograf machte sich Böhm bald einen Namen durch die zahlreichen Porträts seines engen Freundes Peter Rosegger und der Rosegger’schen Waldheimat sowie durch seine fotografische Dokumentation der Nordischen Spiele in Mürzzuschlag im Jahr 1904. Dass Böhm ab 1903 damit beauftragt wurde, die Aufenthalte von Franz Joseph I. im Jagdschloss Mürzsteg fotografisch festzuhalten, brachte ihm besonderes Renommee, hochrangige Berufstitel und kaiserliche Auszeichnungen ein.
Neben seiner Tätigkeit als Fotograf widmete sich Böhm der Erinnerungspflege österreichischer Schriftsteller, allen voran Ludwig Anzengruber, den er schon als Kind verehrt hatte. Zum 25. Todestag des Wiener Dramatikers legte Böhm seine einzige selbständige Buchpublikation "Gedenkblätter an Ludwig Anzengruber" (1915) vor, die sehr positiv aufgenommen wurden. Ab 1920 verfasste er kulturgeschichtliche Beiträge für verschiedene Periodika, darunter Roseggers "Heimgarten", das "Grazer Tagblatt" oder das "Neue Wiener Journal".
1925 wurde Böhm von der Gemeinde Mürzzuschlag damit beauftragt, ein Heimatmuseum aufzubauen. Es eröffnete 1935 unter seiner Leitung, die er bis zu seinem Tod im Jahr 1938 innehatte. Seine eigene Autographensammlung, die Sammlung Franz Josef Böhm in der Wienbibliothek im Rathaus, hatte Böhm 1927 an die damalige Wiener Stadtbibliothek verkauft.
Sammlung Franz Josef Böhm in der Wienbibliothek im Rathaus
Die Sammlung zählt rund 1.200 Inventarnummern und setzt sich aus Briefen, Werkmanuskripten und Lebensdokumenten von mehr als 30 Persönlichkeiten aus dem österreichischen Kulturbetrieb insbesondere des 19. Jahrhunderts zusammen. Allem voran enthält sie mehrere hundert Autographe von Ludwig Anzengruber, außerdem sind die Schauspielerin Josefine Gallmeyer und die Schriftsteller Adolf Bäuerle, Eduard von Bauernfeld, Ferdinand Kürnberger und Ferdinand Sauter vertreten. Von Franz Grillparzer liegen 12 Inventarnummern vor, darunter das Manuskript des Gedichts "Ruhe".
Werke
- Franz Josef Böhm: Gedenkblätter an Ludwig Anzengruber. Breslau: Schottländer 1915
Quellen
Literatur
- Bianca Russ-Panhofer: Franz Josef Böhm – Die Nordischen Winterspiele von 1904. Museumsblog Universalmuseum Joanneum, Beitrag vom 23.07.2019
- Bianca Russ-Panhofer: Franz Josef Böhm – Chronist des Mürztales. Museumsblog Universalmuseum Joanneum, Beitrag vom 26.06.2019
- Gerhard Hubmann: „Franz Joseph Böhm / Kunstphotograph / Mürzzuschlag“. Mit Anastasius Grün in zwei Sammlungen. In: „So schön kann Wissenschaft sein!“ Mit Kronprinz Rudolf im Unterricht, mit Kaiserin Elisabeth von Schloss zu Schloss, mit Arthur Schnitzler beim Villenkauf. Zeitkapseln aus der Sammlung Brigitte Hamann. Geöffnet und hg. von Marcel Atze unter Mitarbeit von Kyra Waldner. [Wien]: Amalthea 2017, S. 102f.
- Hellfried Böhm: Peter Rosegger und sein Photograph Franz Josef Böhm. Wien: Verlag Der Apfel 2009
- Nachruf Franz Josef Böhm. In: Allgemeine photographische Zeitung, Nr. 2 vom Februar 1938, S. 40