Franz Morak
Franz Morak, * 25. Mai 1946 Graz, Schauspieler, Regisseur, Sänger, Politiker.
Biografie
Nach der Matura absolvierte Franz Morak ein Schauspiel- und Regiestudium an der Universität für Musik und darstellende Kunst in Graz und studierte als außerordentlicher Hörer am Max Reinhardt Seminar in Wien. Ein erstes Engagement erhielt er in Düsseldorf. In Wien hatte er ab 1968 erste Erfolge, so etwa in Peter Turrinis "Rozznjogd" und in Wolfgang Bauers "Massaker im Hotel Sacher". Ab 1974 war der Schauspieler Mitglied des Ensembles am Wiener Burgtheater, wo er sein Debüt in Edward Bonds "Die See" (mit Paula Wessely und Ewald Balser) gab.
In der Folge arbeitete er unter anderem mit Luca Ronconi, Adolf Dresen, Thomas Langhoff und Hans Hollmann. 1988 wurde Morak mit dem Albin-Skoda-Ring geehrt, der dem "besten Sprecher unter den Schauspielern des deutschsprachigen Raumes" verliehen wird. Er reüssierte als Nestroy-Darsteller und gelangte als Brechts "Arturo Ui" bis zum Berliner Theatertreffen. 1991 erhielt er für seinen Kasimir Dachl in Nestroys "Heimliches Geld, heimliche Liebe" die Kainz-Medaille. Im gleichen Jahr reüssierte er als Ottokar in Grillparzers Klassiker unter der Regie von Wolfgang Engel. Am Burgtheater war Morak auch als Personalvertreter engagiert und wurde zur Speerspitze des Ensembleprotestes gegen Direktor Claus Peymann.
Außerdem war Morak als Regisseur an mehreren Theatern sowie als Darsteller in TV-, Hörfunk- und Filmproduktionen tätig. Als Regisseur verantwortete er eine viel gelobte Inszenierung von Felix Mitterers Altersheim-Tragödie "Sibirien" mit Fritz Muliar. Eine weitere Facette seines Wirkens waren seine Erfolge als Punkrock-Sänger und Songwriter. Er veröffentlichte Alben wie "Morak" (1980, Covergestaltung: Gottfried Helnwein), "Morak'n'Roll" (1981), "Sieger sehen anders aus" (1983) oder "Herzstillstand" (1993). In seinen musikalischen Werken und auch bei seinen Live-Performances setzte sich Morak auf teilweise drastische Weise mit Themen wie Inzest, Pädophilie, Suizid, Geisteskrankheiten und anderen brisanten Themen auseinander.
Von Erhard Busek in die Kulturpolitik geholt, zog Morak nach der Nationalratswahl 1994 auf der Liste der ÖVP in den Nationalrat ein, wo er unter anderem als Kultursprecher seiner Fraktion wirkte. Im Februar 2000 berief Bundeskanzler Wolfgang Schüssel den Schauspieler als Staatssekretär für Kunst und Medien in seine Regierung. Er übte diese Funktion bis Jänner 2007 aus; anschließend war Morak bis Oktober 2008 erneut Abgeordneter zum Nationalrat. Nachdem ihm bei der Nationalratswahl 2008 der Einzug in den Nationalrat nicht mehr gelang, schied er aus der Politik aus.
Seit dem Ende seiner politischen Karriere trat Morak nur noch selten als Schauspieler in Erscheinung; in der Fernsehproduktion "Geliebter Johann, geliebte Anna" (2009) verkörperte er beispielsweise Kaiser Franz. Ans Theater kehrte er nicht mehr zurück. 2018 veröffentlichte er allerdings mit "Leben frisst rohes Fleisch" ein neues Album, das gemeinsam mit der CD-Box "Morak/alles", einer Sammlung aller seiner Tondokumente, erschien.
Literatur
- Manfred Rebhandl: "Peymann, also na gut…" – Franz Morak im großen WIENER-Interview. In: Wiener. Alles für er, 30.10.2018 [Stand: 16.06.2020]
- Ronald Pohl: Franz Morak: Der Burgmime und Ex-Politiker singt wieder laut. In: Der Standard, 12.10.2018 [Stand: 16.06.2020]
- Thomas Trenkler: Franz Morak: "Meine Ehefrau meinte: Es geht sich noch aus". In: Kurier, 11.10.2018 [Stand: 16.06.2020]
- Franz Morak. Der lange Weg zurück zur Kunst. In: News, 17.09.2008
- last.fm: Franz Morak [Stand: 16.06.2020]
- Parlament: Franz Morak [Stand: 16.06.2020]
- Website von Franz Morak [Stand: 16.06.2020]
Franz Morak im Katalog der Wienbibliothek im Rathaus.