Garnison
Garnison. Erstmalig findet sich 1368 ein Hinweis darauf, dass von der Bürgerschaft Söldner (ursprünglich für Unternehmungen außerhalb der Stadt) aufgenommen wurden. Mitte des 15. Jahrhunderts stieg die Zahl der verpflichteten Landsknechte sprunghaft an, weil sich die wehrpflichtigen Bürger (beziehungsweise Zechen) vom persönlichen Kriegsdienst freizukaufen begannen (es war ihnen gestattet, Vertreter zu stellen). Die älteste landesfürstliche Garnison gab es im Zuge der Verteidigung Wiens gegen Matthias Corvinus (1483-1485); 1485-1490 hielten die Ungarn in der besetzten Stadt 3.000 Söldner.
Während der ersten Türkenbelagerung (1529) waren rund 17.000 Mann in der Stadt stationiert. Die ältesten Nachrichten über eine Garnison in Friedenszeiten beziehen sich auf die Jahre 1531 (Ordnung der Wächter auf den Stadtmauern) und 1543 (Tagwacht unter der Leitung eines Obrist-Wachtmeisters beziehungsweise Nachtwacht unter der Leitung des Stadtoberkämmerers). 1569 wurden diese beiden Wachen zur Stadtguardia, einem ständigen Wachkörper, vereinigt. Verfügte die Wache 1543 über 70 Mann, so zählte man 1586 bereits 270 Mann. Ab 1591 kommandierten Stadtguardia-Obristen (im 17. Jahrhundert kurz Stadt-Obristen genannt) die Stadtguardia, die anfangs in den Vorstädten Quartier nahm, seit 1613 jedoch in den Soldatenhäusern auf den Basteien untergebracht wurde. 1618 hatte die Stadtguardia eine Stärke von 1.200 Mann, zu denen noch 300 Reiter kamen (1621 wurde dieses Reiterkorps aufgelassen). 1663 stieg die Stärke durch Zuwerbung auf 3.200 Mann, wurde jedoch nach dem Friedensschluss von 1664 auf 2.200 Mann reduziert.
Am 20. November 1741 wurde die Stadtguardia aufgelöst. Obwohl daneben 1620 beziehungsweise 1645/1646 landesfürstliche Regimenter einquartiert waren, kam es doch erst 1679 zu einer echten Garnisonierung in Friedenszeiten (Deutsches Regiment zu Fuß Obrist Johann Carl Graf Serenyi, später Ungarisches Infantrie Regiment Nummer 25). Weitere Regimenter wurden 1698 und 1715 als Garnisonen einquartiert. Eine Dauerlösung wurde jedoch erst nach dem Regierungsantritt Maria Theresias (1740) durch den Bau von Kasernen geschaffen (Leopoldstädter Kaserne der Stände, [Kavalleriekaserne], Salzgrieskaserne und Getreidemarktkaserne der Stadt Wien, später Alser Kaserne [alle Infanteriekasernen], Josefstädter Kaserne [Kavalleriekaserne], Rennweger Kaserne [Artilleriekaserne]) geschaffen. Möglicherweise war die Entscheidung dadurch beschleunigt worden, dass die Bayern 1741 bis nach Niederösterreich vorgedrungen waren und St. Pölten erobert hatten. Auch zahlreiche andere Gebäude (Ausbildung, Verwaltung, Tross, Garnisonsspital, Garnisonskirche und so weiter) wurden für die Garnison erbaut. Seit 1791 ist ein Platzkommando nachgewiesen (seit 1803 mit fester Organisation), 1801 wurde das Generalkommando eingerichtet (seit 1883 Korpskommandos).
Der Übergang von der Werbung zur Konskription (1771/1781) führte zur Anwesenheit verschiedener Truppenkörper (Konskriptionsamt; die Aufnahmebögen, die sich weitgehend erhalten haben, geben heute Einblick in die damaligen Bevölkerungsstruktur und Aufschluss über Wohnadressen). Den eigentlichen Garnisondienst übernahmen diese Linientruppen jedoch erst um 1855 (sogenannte Garnisonbataillone); die Regimenter wechselten die Garnison alle 5-6 Jahre. Dem Infantrie-Regiment Hoch- und Deutschmeister Nummer 4 wurden ab 1771 der ständige Werbebezirk Viertel unter dem Wienerwald, Stabsstation Wien, zugewiesen, 1807 auch das Stadtgebiet. Zur Ergänzung wurde Wien 1891 das (1883 gegründete) Infantrie-Regiment Nummer 84 zugewiesen. Weitere Truppenkörper (Feldjägerbataillon Nummer 21, errichtet 1849; Radfahrbataillon Nummer l, errichtet 1915; Dragoner-Regiment Nummer 3, errichtet 1786, seit 1830 Ergänzungsbezirke Niederösterreich und Wien; Dragoner-Regiment Nummer 15, errichtet 1891; Feldartillerie-Regiment Nummer 2, errichtet 1885; Feldhaubitzen-Regiment Nummer 2, seit 1908; Luftschifferabteilung, errichtet 1908; Traindivision Nummer 2, errichtet 1880) und Landwehreinheiten ergänzten die Garnison.
Ab der Aufstellung des Bundesheers (1920) kam es zu einer weitgehenden Dislozierung; Militärkommandant von Wien war der Kommandant der 2. Brigade (ab 1935: 2. Division). Nach dem "Anschluss" Österreichs (1938) wurde Wien dem Wehrkreis XVII zugeordnet, in dem während des Zweiten Weltkriegs die 44. (Hoch- und Deutschmeister), 137., 177., 262., 297., 417., 487., 556., 557. und 717. Infanterie-Divisionen aufgestellt wurden. 1938-1940 wurde als Waffen-SS-Kaserne die Fasangartenkaserne errichtet (13; 1938-1945 offiziell "Kaserne Wien-Schönbrunn" benannt; seit 1967 Maria-Theresien-Kaserne), 1939 die Marine-Kaserne (19, Kuchelau; seit 1967 Tegetthoff-Kaserne), 1941 das Wehrmachtslazarett (ursprünglich als Artilleriekaserne geplant), ab 1957 Heeresspital, seit 1967 Van-Swieten-Kaserne-Heeresspital (21, Stammersdorf) und 1941 die Luftnachrichtentruppen-Kaserne (23, St.-Georgen-Berg, 1949 demoliert). 1945 wurde Wien die Garnison der alliierten Truppen. 1955 übernahm das österreichische Bundesheer Wien als Garnison; zuständig war das neugeschaffene Stadtkommando Wien. 1962 wurde das Militärkommando Wien geschaffen, das bis heute die Wiener Truppen ausbildet und führt. Neben diesen Truppen gibt es noch zusätzlich Heeres-, Armee- und Korpstruppen und Schulen sowie Einrichtungen der Heeresversorgung.
Literatur
Siehe Kasernen, Stadtguardia.