Graben 19
1, Graben 19; (Konskriptionsnummern Stadt 281).
Bestand ursprünglich aus zwei Häusern, die ehemals die Nummern Stadt 170 und Stadt 171 trugen.
Haus Stadt 170
Das Haus Stadt 170 trug das Hausschild „Zur goldenen Sonne“.
1445 wird erstmals ein Besitzer dieses Hauses erwähnt. Nach vielfachem Besitzerwechsel gelangte es per Kaufvertrag vom 5. März 1799 an Franz Josef Reichsfreiherr von Haggenmüller zu Grienberg und dessen Gattin Johanna, die einen Monat zuvor auch das Nachbarhaus Stadt 171 erworben hatten.
Haus Stadt 171
Das Haus Stadt 171 trug das Hausschild „Zum weißen Storchen“.
Die erste Besitzerin des Hauses Stadt 171 wird 1441 genannt. Bereits 1451 wurde es an den Richter und späteren Bürgermeister (1458-1460) Jakob Starch verkauft. Zur Vergrößerung seines Besitzes verkaufte ihm am 23. Mai 1459 die Gottsleichnahmszeche zu St. Michael einen Stall, der zu ihrer Badstube hinter St. Pangraetzen gehört hat, in dem Hof derselben gelegen war und an des Stachen Haus anstieß. Die neuen Besitzer des Stalles, daruaf „Yetzt ain stokh gepawt ist, sollen an irn venstern, die sie heraus in der padstuben hof machen lassen zu irn notdürften, ungehindert sein und Regenwasser ab dem dach des stals in den hof daselbs rinnen lassen.“ (Wissgrill I, S. 304). Die folgenden Besitzer waren dessen Söhne, dann 1518 der Salzamtmann zu Wien Hanns Oeder, kaiserlicher Majestätsrat und Salzamtmann zu Wien. 1524 erlangte es deshalb sein Schwiegersohn Marx (Marcus) Treizsauerwein, der Geheimschreiber Maximilians I. Danach ging der Besitz des Hauses an den bekannten Gelehrten Philipp Gundel, durch dessen Tochter Margarete gelangte es später an deren Gatten Dr. Johann Ambros Brassican von Koelburg (1573 Rektor der Universität).
Per Kaufvertrag vom 9. Februar 1799 erwarb Franz Josef Haggenmüller zu Grienberg das Haus, der bereits einen Monat später auch das Nachbarhaus Stadt 170 (siehe oben) dazu kaufte und beide miteinander verbinden lies.
Der Neubau Haus Stadt 281
In dem 1799 neu erbauten Hause befand sich im ersten Viertel des 19. Jahrhunderts das allgemeine Anfrage- und Auskunftscomtoir, eine Einrichtung, wo man gegen ein mäßiges Honorar von 20 Kreuzern bis zu einem Gulden alles erfahren konnte, was man nur wissen wollte. Hier wurde Auskunft erteilt über alle sich in Wien aufhaltenden In- und Ausländer, Doktoren der Medizin und der Rechte, über Beamte und Gelehrte, Künstler und vieles mehr. Über Lokale, Einrichtungen von öffentlichen Instituten und Behörden, über alle Arten von Geschäften, vorhandene Natur- und Kunstprodukte für Käufer und Verkäufer, Dienstgeber und Dienstnehmer, über Käufe und Verpachtungen von Häusern und Realitäten, Wohnungen und Magazinen, Stallungen und Fabriken, Reisegelegenheiten, kurz über alle bürgerlichen und gesellschaftlichen Verhältnisse, welche zu wissen erlaubt waren.
1828 kam das Haus in den Besitz von Johann Baptist Freiherr von Pasqualati. Später wurde im Haus das Geschäft „Zur schwäbischen Jungfrau" untergebracht. 1910 erwarb das Haus die Zentral Europäische Länderbank, Niederlassung Wien, laut Kaufvertrag vom 19. Juli die Länderbank Wien, A.G.
Zu Beginn des 19. Jahrhunderts befand sich in dem Haus das stark frequentierte Hotel Müller.
Gewerbe und Firmen innerhalb des Hauses im Laufe der Jahre
Haus Stadt 281:
- Anfrage- und Auskunftscomtoir
- Geschäft „Zur schwäbischen Jungfrau"
- Hotel Müller
Literatur
- Paul Harrer-Lucienfeld: Wien, seine Häuser, Geschichte und Kultur. Band 1, 1. Teil. Wien ²1951 (Manuskript im WStLA), S. 84-88
- Franz Karl Wissgrill: Schauplatz des landsässigen niederösterreichischen Adels. 1804, S. 304