Gustav Alexander
Alexander Gustav, * 18. Dezember 1873, † 12. April 1932 (von einem Patienten erschossen[1]) Wien 8, Alser Straße, Ecke Skodagasse (wohnhaft 8, Skodagasse 15; Döblinger Friedhof), Otologe, Chirurg, Gattin Dr. Gisa Rubel.
Nach Studium an der Universität Wien (Dr. med. univ. 1898) war Alexander Assistent an der ersten Anatomischen Lehrkanzel bei Emil Zuckerkandl und danach Operationszögling an der ersten Chirurgischen Universitäts-Klinik unter Eduard Albert. Schon damals mit anatomischen Untersuchungen des Ohrs beschäftigt, wurde Alexander Assistent an der Ohrenklinik der Universität Wien unter Adam Politzer, bei dem er sich 1903 für Ohrenheilkunde habilitiert. Als Nachfolger von Viktor Urbantschitsch leitete er 1907-1932 die Ohrenabteilung der Wiener Allgemeinen Poliklinik (1909 außerordentlich Titularprofessor, 1919 außerordentlicher Universitärer Titularprofessor).
Alexanders Hauptarbeitsgebiete waren die pathologische Histologie und Klinik der Erkrankungen des Innenohrs; hierbei arbeitete er mit dem Nobelpreisträger Robert Bárány und mit Heinrich Neumann zusammen. Von Alexander stammen wichtige Verbesserungen otologischer Operationsverfahren; die Ohrspritze trägt noch heute seinen Namen. Zu seinen rund 300 wissenschaftlichen Veröffentlichungen gehören „Chirurgische Erkrankungen des Ohres" (in J. Hocheneggs „Lehrbuch der Chirurgie", 1907), „Die Ohrenkrankheiten des Kindesalters" (1912) sowie mehrere Handbuchbeiträge über Syphilis, Kriegsverletzungen und nervöse Erkrankungen des Gehörorgans; gemeinsam mit Otto Marburg gab Alexander das „Handbuch der Neurologie des Ohres" (1925-1929) heraus. Sein besonderes Interesse galt auch der Taubstummenfürsorge; 1916 eröffnete er den ersten österreichischen Kindergarten für Taubstumme und wirkte auch als Präsident der Israelitischen Taubstummenanstalt in Wien.
Quellen
- Wiener Stadt- und Landesarchiv, Totenbeschreibamt, A1.10622/1932: Totenbeschaubefund, Grabanweisung: Alexander Dr. Gustaf
- Meldezettel von Gustav Alexander (WStLA, BPD Wien: Historische Meldeunterlagen, K11)
- Strafverfahren wegen des Mordes an Dr. Gustav Alexander (WStLA, Landesgericht für Strafsachen, A11 - Vr-Strafakten: LGSt I Vr 2385/1932)
Literatur
- Isidor Fischer [Hg.]: Biographisches Lexikon der hervorragenden Ärzte der letzten fünfzig Jahre. Band 1: Aaser-Komoto. München: Urban & Schwarzenberg 1962
- Das Jahrbuch der Wiener Gesellschaft. Biographische Beiträge zur Wiener Zeitgeschichte. Hrsg. von Franz Planer. Wien: F. Planer 1929
- Österreichisches biographisches Lexikon 1815 – 1950. Hg. von der Österreichischen Akademie der Wissenschaften. Wien: Verlag der Österreichischen Akademie der Wissenschaften / Wien/Graz: Böhlau 1954 - lfd.
- Erna Lesky: Die Wiener medizinische Schule im 19. Jahrhundert. Wien [u.a.]: Böhlau 1965 (Studien zur Geschichte der Universität Wien, 6), Register
- Klaus Lohrmann [Hg.]: 1000 Jahre österreichisches Judentum. Ausstellungskatalog. Eisenstadt: Edition Roetzer 1982 (Studia Judaica Austriaca, 9)
- Eduard H. Majer: Die Geschichte der Hals-Nasen-Ohren Abteilung der Wiener Allgemein Poliklinik. In: Wiener klinische Wochenschriftd 59 (1947), S. 602 ff.
- Eduard H. Majer / Manfred Skopec: Zur Geschichte der Oto-Rhino-Laryngologie in Österreich. Eine Text-Bild-Dokumentation. Wien [u.a.]: Brandstätter 1985, S. 34 f.
- Erich Deimer: Erich E. Deimer: Chronik der Allgemeinen Poliklinik in Wien. Wien: Göschl 1989, S. 121 f.
- Neue Freie Presse. Wien 13. April 1932, S. 6 f. (Der Mord an Professor Gustav Alexander)
Nachrufe:
- Wiener medizinische Wochenschrift 82 (1932), S. 542 f.
- Wiener medizinische Wochenschrift 45 (1932), S. 569
- Monatsschrift für Ohrenheilkunde und Laryngo-Rhinologie. Organ der Österreichischen Oto-laryngologischen Gesellschaft und der Wiener Gesellschaft der Hals-, Nasen-, Ohren-Ärzte 66 (1932), S. 513