Graben 16

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1., Habsburgergasse 2; Graben 16, um 1940
Daten zum Bauwerk
Art des Bauwerks Gebäude
Datum vonDatum (oder Jahr) von 1371
Datum bisDatum (oder Jahr) bis
Andere BezeichnungAndere Bezeichnung für diesen Eintrag Brothaus, Zum deutschen Reiter, Gunkelhaus
Frühere Bezeichnung
Benannt nach
Einlagezahl
Architekt
Prominente Bewohner Antoine Villars, Joseph Gunkel, Admiral Nelson
Wien Geschichte WikiIdentifier/Persistenter URL zur Seite  32599
GNDGemeindsame Normdatei
WikidataIDID von Wikidata
Siehe auchVerweist auf andere Objekte im Wiki  Adolf Loos (Portal)
RessourceUrsprüngliche Ressource  Paul Harrer: Wien, seine Häuser
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Letzte Änderung am 17.01.2022 durch WIEN1.lanm09mur
BildnameName des Bildes Habsburgergasse2.jpg
BildunterschriftInformation, die unterhalb des Bildes angezeigt werden soll 1., Habsburgergasse 2; Graben 16, um 1940
  • 1., Graben 16
  • 1., Habsburgergasse 2
  • Nr.: 1144 (Bezirk: Innere Stadt, 1821, bis: 1862)
  • Nr.: 1174 (Bezirk: Innere Stadt, 1770, bis: 1795)
  • Nr.: 1212 (Bezirk: Innere Stadt, 1795, bis: 1821)


1; Graben 16, identisch mit Habsburgergasse 2; Konskriptionsnummern Stadt 1144).

Das Gebäude am Graben 16 diente im 14. Jahrhundert als städtisches Brothaus. 1371 wird erstmals vom Grunddienst der damaligen Besitzer auf das "Prathause“, an den Bürgermeister und Rat der Stadt Wien berichtet. Nach mehreren Besitzern die ihren Grunddienst im "Prothaus/Prothaus am Graben“ taten berichtet Altmann (eigentlich Holzinger) in der Geschichte des Wiener Bürgerspitals 1860, S. 15, dass es im Jahre 1429 ein Schank, -Spiel und Tanzhaus zu leichtfertigem Lebenswandel bestimmt war.

Die Bezeichnung "Alt Prothaus“ erhält sich in den Gewerbüchern bis zum Beginn des 17. Jahrhunderts, trotzdem es bereits im Jahre 1534 in Privatbesitz übergegangen war. Angeblich war zum Angedenken an den Ritter und Dichter Ulrich von Hutten, der gelegentlich seines Wiener Aufenthaltes im Jahre 1511 im Brothaus gewohnt haben soll, das Haus mit dem Schilde "Zum deutschen Reiter“ versehen worden (allerdings spricht wenig für die Glaubwürdigkeit dieser Überlieferung). Im Zusammenhang damit wollte das Volk in einem an dem Hause angebrachten Ölbild mit der Darstellung eines gepanzerten Reiters in diesem das Abbild Huttens erblicken, doch stellte dieser Gewaffnete kein Porträt Huttens dar, sondern die Figur des Franz von Sickingen aus dem bekannten Blatt "Ritter, Tod und Teufel“ von Albrecht Dürer.

Graben 16 (1880)

1787 hatte sich hier der französische Koch Anthoine Villars, der vordem in gräflichen Harrachschen Diensten gestanden war, ein Wohn- und Speisehaus eingerichtet, das der Bewirtung und Beherbergung der in Wien ankommenden Standespersonen dienen sollte. Er gab ihm das Schild "Gasthof aller Biedermänner“. Die im ersten Stock gelegenen Säle waren früher von Graf Starhemberg bewohnt gewesen. Das aus neun Zimmern bestehende und geschmackvoll eingerichtete Etablissement vereinigte in den Räumlichkeiten die feinste Gesellschaft Wiens wie auch die prominentesten Gäste des Auslandes. 1795 übernahm sein Sohn Johann den Betrieb, der in ansehnlich erweiterte. 1800 soll hier der Adimral Nelson mit dem Ehepaar Hamilton gewohnt haben.

Auf welche Art und Weise der bekannte Biedermeier Schneidermeister Joseph Gunkel in den Besitz des Hauses kam ist nicht bekannt, dennoch scheint sein Name von solcher Bedeutung gewesen zu sein, dass das Haus nach ihm sogar das "Gunkelhaus“ genannt wurde.

1910 wurde das Haus abgebrochen, der an seiner Stelle aufgeführte Neubau war Privateigentum. 1942 wurde es dem (damaligen) Markgrafen Alexander Palavicini eingeantwortet.

Eine "wahre Anekdote"

In der josefinischen Zeit soll sich hier nach Kisch vor dem Hause eine Begebenheit zugetragen haben, die er als "wahre Anekdote“ bezeichnet: Der Hofrat Kressl, ein Liebling des Kaisers, sah eines Morgens nach dem Frühstück aus dem Fenster seiner dort befindlichen Wohnung auf den Graben hinaus. Sträflinge in langen Reihen kehrten, wie es damals üblich war, in Ketten die Straße. Da kam ein höchst anständig gekleideter junger Mann eben seines Weges daher und seine Haltung verrieten eine bessere Herkunft und sorgfältigere Erziehung. Er ging auf einen der Sträflinge zu und küsste ihm ehrerbietig die Hand. Dies fiel dem Hofrat auf und er lies den jungen Mann durch einen Bedienten zu sich bitten. Auf des Hofrats Frage, was diese sonderbare Ehrfurchtsbezeugung zu bedeuten habe, antwortete der Befragte, dass der Sträfling sein Vater sei. Ergriffen von der kindlichen Pietät, erkundigte sich Kressl über den jungen Mann und als er das Beste erfuhr, erwirkte er beim Kaiser die Freilassung des Vaters.

Gewerbe und Firmen innerhalb des Hauses im Laufe der Jahre

  • Städtisches Brothaus
  • Schank, -Spiel und Tanzhaus (1429)
  • "Gasthof aller Biedermänner": Wohn- und Speisehaus des Anthoine Villiars
  • Schneiderei Joseph Gunkel
  • Herrenmodesalon P. C. Leschka & Co: 1933 übersiedelte die Firma vom Haus Spiegelgasse 13 an diese Adresse. Das von Adolf Loos gestaltete Interieur wurde größtenteils übertragen. Das historische Interieur von Leschka & Co wurde nach Betriebsauflösung im Jahr 2001 demontiert.

Literatur

  • Paul Harrer-Lucienfeld: Wien, seine Häuser, Geschichte und Kultur. Band 1, 1. Teil. Wien ²1951 (Manuskript im WStLA), S. 77-80
  • Wilhelm Kisch: Die alten Straßen und Plätze von Wiens Vorstädten und ihre historisch interessanten Häuser. (Photomechan. Wiedergabe [d. Ausg. v. 1883]). Cosenza: Brenner 1967, Band 1, S.131
  • Burkhardt Rukschcio / Roland Schachel: Adolf Loos. Leben und Werk. Salzburg: Residenz Verlag 1987, S. 569
  • Dieter Klein, Martin Kupf, Robert Schediwy: Stadtbildverluste Wien. Ein Rückblick auf fünf Jahrzehnte. Wien: LIT 2004, S. 13