Heinrich von Bamberger
Heinrich von Bamberger, * 27. Dezember 1822 Zwornarka bei Prag, † 9. November 1888 Wien 1, Lichtenfelsgasse 1, Internist. Nach Studium an den Universitäten Wien und Prag (Dr. med. 1847) war Bamberger, der durch seinen Lehrer Johann von Oppolzer für innere Medizin interessiert worden war, Assistent an der Medizinischen Klinik der Universität Prag (1849/1850) und übersiedelte, als Oppolzer zum Vorstand der zweiten Medizinischen Universitätsklinik in Wien berufen wurde, nach Wien, wo er weiter als Assistent tätig war.
1854-1872 war Bamberger Leiter der Medizinischen Universitätsklinik in Würzburg, wo damals auch der Pathologe Rudolf Virchow wirkte (dessen Lehren Bamberger sich anschloss). 1872-1888 war Bamberger als Nachfolger seines Lehrers Oppolzer Ordinarius und Vorstand der zweiten Medizinischen Universitätsklinik in Wien. Weil Bamberger in die von Rokitansky, Skoda und Oppolzer geprägte neue Krankheitslehre die Chemie und Mikroskopie einführte, gilt er als Vollender der Zweiten Wiener Medizinischen Schule und wurde zum geistigen Vermittler zwischen der deutschen und der österreichischen wissenschaftlichen Heilkunde. Schwerpunkte von Bambergers etwa 50 Publikationen bildeten die Erkrankungen des Herzens, der Leber, der Niere, der Verdauungsorgane und des Gehirns. Zu seinen Monographien gehören "Krankheiten des chylopoetischen Systems" (Handbuch der speciellen Pathologie und Therapie, herausgegeben von Rudolf Virchow, VI/1 [1855]) und das "Lehrbuch der Krankheiten des Herzens" (1857). Präsident der Gesellschaft der Ärzte in Wien (1886 als Nachfolger Ferdinand von Arlts), Begründer der Wiener klinischen Wochenschrift (1887, gemeinsam mit Ernst Fuchs), Hofrat.
Siehe auch Bambergerdenkmal, Bambergergasse.
Quelle
Literatur
- Heribert Sturm: Biographisches Lexikon zur Geschichte der böhmischen Länder. München: Oldenbourg 1974 - lfd.
- Josef Fraenkel: The Jews of Austria. London: Vallentine 1967, S. 45
- Österreichisches biographisches Lexikon 1815 – 1950. Hg. von der Österreichischen Akademie der Wissenschaften. Band 1 (A - Glä). Wien: Verlag der Österreichischen Akademie der Wissenschaften 1957
- Julius Leopold Pagel [Hg.]: Biographisches Lexikon hervorragender Ärzte des neunzehnten Jahrhunderts. Berlin / Wien: Urban & Schwarzenberg 1901
- Constantin von Wurzbach: Biographisches Lexikon des Kaiserthums Österreich. Enthaltend die Lebensskizzen der denkwürdigen Personen, welche 1750 bis 1850 im Kaiserstaate und in seinen Kronländern gelebt haben. Band 1: A - Blumenthal. Wien: Verlag der typografisch-literarisch-artistischen Anstalt 1856
- 1000 Jahre österreichisches Judentum. Ausstellungskatalog. Hg. von Klaus Lohrmann. Eisenstadt: Edition Roetzer 1982 (Studia Judaica Austriaca, 9), S. 167
- Erna Lesky: Die Wiener medizinische Schule im 19. Jahrhundert. Wien [u.a.]: Böhlau 1965 (Studien zur Geschichte der Universität Wien, 6), S. 310 ff.
- Max Neuburger: Heinrich von Bamberger, der Begründer der Wiener klinischen Wochenschift. In: Wiener klinische Wochenschrift 50 (1937), S. 2 ff.
- Wiener klinische Wochenschrift 12 (1899), S. 1084 ff. (Denkmalenthüllung)
Sterbeanzeige:
Nachrufe:
- Zeitschrift klinischer Medizin 15 (1888), Heft 4
- Wiener medizinische Wochenschrift 38 (1888), S. 1719 ff., 1745 ff.
- Wiener klinische Wochenschrift 1 (1888), S. 713 ff.
- Münchner medizinische Wochenschrift 36 (1889), S. 63 f.
- Wiener medizinische Blätter 11 (1888), S. 1445 f.
- Allgemeine Wiener Medizinische Zeitung 33 (1888), S. 563 f.