Helfort
48° 12' 21.41" N, 16° 18' 36.40" E zur Karte im Wien Kulturgut
Der SPC Helfort 15 ist ein 1910 gegründeter Fußballverein (Farben: blau-weiß) aus Ottakring, dem 16. Wiener Gemeindebezirk. Neben dem 1903 gegründeten SC Red Star Penzing ist Helfort der älteste bestehende Ottakringer Klub.
Gründung und lokale Identität
Die Wurzeln des als „SC Helfort“ gegründeten Klubs liegen im Arbeitermilieu der Zinshausviertel rund um die nördlichen und westlichen Teile der damals noch großteils unverbauten Schmelz, die zahlreichen Klubs und „wilden“ Mannschaften als Spielort diente. Vor allem das nahe "Negerdörfl", eine 1911 auf dem Areal des heutigen Franz-Novy-Hofs errichtete und bis 1952 bestehende Barackensiedlung für arme und kinderreiche Familien, diente Helfort lange als Homebase und Nachwuchsreservoir. Seit seiner Gründung spielt Helfort direkt gegenüber auf dem Areal mit der heutigen Adresse Kendlerstraße 42. Die damals dort angelegte, ursprünglich „Ottakringer Sportplatz“ genannte Spielstätte wurde i.d.F. vom 1911 gegründeten SC Transvaal betrieben, den die Blau-Weißen 1921 als Platzinhaber ablösten. Die Herkunft des Vereinsnamens ist ungewiss. Der mündlichen Überlieferung zufolge nahmen sich die Gründer Helforts die französische Festung Belfort zum Vorbild, deren zäher Widerstand gegen die preussische Belagerung während des Deutsch-Französischen-Kriegs 1870/71 sprichwörtlich geworden war.
Meister des Arbeiterfußballs
Nach der kriegsbedingten Einstellung des Vereinsspielbetriebs zwischen 1914 und 1918 konnten die Blau-Weißen Mitte der 1920er-Jahre mit zwei aufeinanderfolgenden Meistertiteln im Amateurbereich erste sportliche Erfolge erzielen. Im März 1926 schloss sich Helfort der neu konstituierten sozialistischen "Freien Vereinigung der Amateur-Fußballvereine Österreichs" (VAFÖ) an, welche die Verbandshülle des ÖFV übernahm, aus dem die Profiklubs wegen wirtschaftlicher Interessen und ideologischer Differenzen ausgetreten waren, um kurz darauf den ÖFB zu gründen (siehe Arbeiterfußball). Bis zur Auflösung des VAFÖ im Zuge der austrofaschistischen Machtübernahme im Februar 1934 hielt sich Helfort in der höchsten Spielklasse dieses Verbands und wurde 1929/1930 Meister. In diesen Jahren wurde das Fassungsvermögen des Helfort-Platzes durch verschiedene Um- und Ausbauten auf 10.000 Zuschauer ausgeweitet.
Höchste Klasse 1945/1946
Nach der behördlichen Auflösung des Vereins im März 1934 und der Wiederaufnahme des Spielbetriebs im September d.J. folgten in den Saisonen 1936/1937 und 1944/1945 zwei weitere Titelgewinne in der zweithöchsten Spielklasse. Nachdem Helfort 1937 den Aufstieg in die erste Klasse im Zuge der Qualifikation allerdings noch verpasst hatte, wurde der Klub als Tabellenführer der vorzeitig Anfang April 1945 aufgrund der Kämpfe um Wien abgebrochenen letzten Kriegssaison zum Meister erklärt und daraufhin für die Spielzeit 1945/1946 in die damals höchste Klasse, die Wiener Liga, eingereiht. Zurecht, wie der Einzug der Blau-Weißen in das Finale um den „Befreiungspokal“ im Juni 1945 beweist, ein von den Sowjets ausgerichtetes Turnier, an dem u.a. auch der spätere Sieger Vienna, Rapid und Austria teilnahmen. Den Höhepunkt der einzigen höchstklassigen Saison in der bisherigen Vereinsgeschichte bildete ein 2:1-Heimsieg der vom 40-jährigen Karl Sesta als Spielertrainer angeführten Helforter am 11. Mai 1946 gegen den späteren Meister Rapid vor einer Rekordkulisse von 14.000 Zuschauern. In der unmittelbaren Nachkriegszeit erlebten nicht nur der Klub, sondern auch sein Stadion eine bislang ungekannte Popularität, denn am 29. April 1945, nur zwei Wochen nach Ende der Kampfhandlungen, nur zwei Tage nach der Ausrufung der Zweiten Republik, wurde genau hier erstmals im befreiten Wien wieder Fußball gespielt. Die Reserve der Blau-Weißen spielte gegen eine Auswahl der Roten Armee, danach trat die erste Mannschaft Helforts gegen ein Team von Wiener Tschechen an, das aus Spielern des SK Slovan und Mitgliedern des von den Nazis aufgelösten Turnverbands „Sokol“ zusammengesetzt war. Nicht von ungefähr war gerade der Helfort-Platz Austragungsort dieser Begegnungen, überstand Ottakring das Kriegsende doch aufgrund einer vom lokalen linken Widerstand organisierten, großangelegten Entwaffnung von Wehrmachtssoldaten, und der dadurch möglichen kampflosen Übergabe des Bezirks an die Rote Armee nahezu unbeschadet.
Jüngere Vergangenheit und Gegenwart
Nach dem unglücklichen Abstieg als Drittletzter (mit der gleichen Punkteanzahl wie, aber dem schlechteren Torverhältnisses als die Admira) pendelte Helfort dann von 1946/1947 bis 1975/1976 zwischen zweit- und dritthöchster Spielklasse. 1959 konnte der Wiener Cup gewonnen werden. Danach hielten sich die Blau-Weißen zwischen viert- und fünfthöchster Spielklasse auf und erlebten dabei mehrere Namensänderungen und zwei Fusionen. Heute spielt der SPC Helfort 15 in der 2. Wiener Landesliga, der fünften Leistungsstufe. 1978 wurde der Helfort-Platz letztmals im großen Stil umgestaltet. Der vor allem von den Gegnern gefürchtete Schlackenbelag des Spielfelds wurde zuerst durch einen Sandplatz und später durch eine Rasenfläche ersetzt. Außerdem wurde eine Betontribüne gebaut, die heute ca. 250 Zuschauern Platz bietet.
Bekannte Helforter
Der wohl prominenteste Helforter ist der ehemalige SPÖ-Vorsitzende und Bundespräsident Adolf Schärf, der in einer Ottakringer Arbeiterfamilie aufwuchs und um 1945 als Ehrenpräsident des Klubs fungierte. Das Westwiener Talentereservoir rund um die Schmelz und die traditionell bemühte Nachwuchsarbeit des Klubs brachte weiters einige Spitzenspieler hervor. So ging etwa Tormann Kurt Schmied, spätere Stütze des Wiener Sportclubs, der Vienna und kurzzeitig auch der Austria, sowie zweimaliger WM-Teilnehmer (1954, 1958), durch die Nachwuchsschule der Blau-Weißen. Der Verteidiger und Mittelfeldspieler Leopold Barschandt, ebenfalls WM-Teilnehmer 1954 und Mitglied der Meistermannschaft des Wiener Sport-Clubs in den 1950er-Jahren, wuchs noch im "Negerdörfl" auf und begann seine Karriere ebenfalls bei Helfort. Auch Stürmer Horst Nemec, Nationalspieler und Goalgetter der Austria in den 1960er-Jahren, spielte im Nachwuchs von Hefort.
Literatur
- Fritz Bauer: 55 Jahre Sportklub Transvaal. Wien: Selbstverlag 1962
- Winfried R. Garscha: Linker Widerstand - „Rote Hilfe“ - Arbeiterwiderstand [Stand 04.06.2016]
- Josef Huber: 75 Jahre Wiener Fußball Verband. Wien: 1998
- Christine Klusacek, Kurt Stimmer: Ottakring: Wien: Mohl 2005
- Mario Kubista, Reinhard Pillwein: SC Helfort 1910-1994. Wien: 1995
- Matthias Marschik: Helfort-Platz. In: Andreas Tröscher, Matthias Marschik, Edgar Schütz: Das große Buch der österreichischen Fußballstadien. Göttingen: Werkstatt 2007, S. 84f.
- Österreichische Fußballdatenbank Austria Soccer [Stand 04.06.2016]