Hochstrahlbrunnen
48° 11' 54.19" N, 16° 22' 33.85" E zur Karte im Wien Kulturgut
Hochstrahlbrunnen (3., Schwarzenbergplatz).
Der Hochstrahlbrunnen wurde errichtet von Gustav Bruck[1], in Betrieb gesetzt am 24. Oktober 1873 anlässlich der feierlichen Vollendung der Ersten Hochquellenleitung in Anwesenheit Franz Josephs I.
Antonio Gabrielli hatte von seinem Verdienst als Bauunternehmer der Hochquellenleitung 200.000 Kronen zugunsten der Errichtung dieses Brunnens gespendet; er hatte nämlich auf sein Gehalt verzichtet, bis dieser Geldbetrag zustande gekommen war. Die letzte Zahlung erfolgte am 31. Dezember 1872 mit der vollständigen Einzahlung der 200.000 Kronen, die von der Wasserversorgungskommission bzw. dem Gemeindebeschluss bei den städtischen Depositen unter der Rubrik "Widmung Antonio Gabriellis zur Errichtung eines monumentalen Brunnens" verrechnet wurden. Gustav Bruck leitete die Erbauung dieses Brunnens, der ursprünglich vor der Votivkirche stehen sollte, aber dem (ebenfalls hier nicht ausgeführten) Tegetthoffdenkmal-Projekt weichen musste.
Die Gestaltung des Brunnens verweist auf die Astronomie. Am Beckenrand befinden sich 365 kleine Springbrunnen (die Tage des Jahres symbolisierend). Die sechs Springbrunnen zwischen Beckenrand und innerer Insel („Königsschlösser") und diese Insel entsprechen den sechs Wochentagen und dem Sonntag. Zwölf hohe Strahlen versinnbildlichen die Monate, 24 niedrige die Stunden des Tages und die 30 Strahlen in der mittleren Insel die Tage des Monats.
Später wurde der Hochstrahlbrunnen mit einem Kostenaufwand von 285.000 Kronen durch die Firma Marinelli & Faccanoni (4., Karlsgasse 18) zu einem Leuchtbrunnen (Fontaine lumineuse) umgestaltet, der am 23. Juni 1906 erstmals vorgeführt wurde. Das Stadtbauamt hegte Hoffnungen, dass diese Umgestaltung als Anziehungspunkt im Fremdenverkehr fungieren und die Leistungsfähigkeit der österreichischen Industrie hervorheben werde. Nach der Vollendung erhielten nicht nur die Baumeister eine finanzielle Anerkennung, sondern auch die Gehilfen bzw. wurden deren Rechnungen übernommen.
Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde der Brunnen verändert. Nach Installierung einer neuen elektrischen Anlage nahm man ihn am 30. April 1959 wieder in Betrieb. Vor dem Brunnen stand ab 1945 ein russischer Panzer, der 1956 ins Heeresgeschichtliche Museum gebracht wurde (siehe auch: Befreiungsdenkmal).
1985 wurde der Hochstrahlbrunnen generalüberholt.
Im Juni 2017 wurden die ca. 600.000 Liter Wasser des Brunnens grün eingefärbt[2]. Im März 2023 wurde der Brunnen erneut grün eingefärbt, diesmal als Protestaktion von Klima-Aktivistinnen und Aktivisten der Gruppe Extinction Rebellion gegen die Gaskonferenz in Wien[3].
Quellen
- Wiener Stadt- und Landesarchiv, Pläne der Plan- und Schriftenkammer, P4/2: 107988
- Wien Museum Online Sammlung: hochauflösende Abbildungen zum Hochstrahlbrunnen
Literatur
- Friedrich Achleitner: Österreichische Architektur im 20. Jahrhundert. Ein Führer. Band 3/1: Wien. 1.-12. Bezirk. Salzburg: Residenz-Verlag 1990, S. 118
- Felix Czeike: Wien. Kunst und Kultur-Lexikon. Stadtführer und Handbuch. München: Süddeutscher Verlag 1976, S. 150 f.
- Felix Czeike: III. Landstraße. Wien [u.a.]: Jugend & Volk 1984 (Wiener Bezirkskulturführer, 3), S. 62
- Gustav Gugitz: Bibliographie zur Geschichte und Stadtkunde von Wien. Hg. vom Verein für Landeskunde von Niederösterreich und Wien. Band 3: Allgemeine und besondere Topographie von Wien. Wien: Jugend & Volk 1956, S. 47
- Ruth Koblizek, Nicole Süssenbek, Die Trinkwasserversorgung der Stadt Wien von ihren Anfängen bis zur Gegenwart, Teil 3 (ungedruckte Dissertation Wien). Wien. 1999/2000, S. 484-487
- Paul Kortz: Wien am Anfang des 20. Jahrhunderts. Ein Führer in technischer und künstlerischer Richtung. Hg. vom Oesterreichischen Ingenieur und Architekten-Verein. Wien: Gerlach & Wiedling 1906. Band 2, 1906, S. 990
- Tom Rottenberg: Ein Friedens-, kein Kriegsmonument. In: Falter 35/19, 28.08.2019, S. 45
- Wien aktuell Wochenblatt. Wien: Schmid 21/1985, S. 5
- Die Landstraße in alter und neuer Zeit. Ein Heimatbuch. Hg. von Landstraßer Lehrern. Wien: Gerlach & Wiedling 1921, S. 239