Ignaz Philipp Semmelweis

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Ignaz Philipp Semmelweis
Daten zur Person
PersonennameName der Person im Format Nachname, Vorname Semmelweis, Ignaz Philipp
Abweichende NamensformAlternative Formen des Namens wie z.B. Pseudonyme oder Mädchennamen im Format Nachname, Vorname
TitelAkademische Titel (abgekürzt), Amtstitel, Adelstitel Univ.-Prof., Dr. chir., Dr. med., Mag. obstetr.
Geschlecht männlich
Wien Geschichte WikiIdentifier/Persistenter URL zur Seite  16706
GNDGemeindsame Normdatei 118613138
Wikidata Q59736
GeburtsdatumDatum der Geburt 1. Juli 1818
GeburtsortOrt der Geburt Buda, Ungarn
SterbedatumSterbedatum 13. August 1865
SterbeortSterbeort Döbling
BerufBeruf Arzt, Geburtshelfer
ParteizugehörigkeitAngabe der Partei (bei PolitikerInnen)
EreignisEreignis, mit dem die Person in Verbindung gebracht wird
Nachlass/Vorlass
Siehe auchVerweist auf andere Objekte im Wiki  Langes 19. Jahrhundert
RessourceUrsprüngliche Ressource  Felix Czeike: Historisches Lexikon Wien, Gedenktage, Gedenktage-GW
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Letzte Änderung am 19.09.2024 durch WIEN1.lanm09fri
BestattungsdatumDatum der Bestattung 
FriedhofFriedhof, auf dem eine Person begraben wurde Kerepescher Friedhof, Budapest
Grabstelle
BildnameName des Bildes Ignazphilippsemmelweis.jpg
BildunterschriftInformation, die unterhalb des Bildes angezeigt werden soll Ignaz Philipp Semmelweis

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Familiäre Beziehung
Berufliche Beziehung
Beziehung, Bekanntschaft, Freundschaft

  • Assistent an der Geburtshilflichen Universitäts-Klinik (1846 bis 1849)
  • Univ.-Prof. für theoretische und praktische Geburtshilfe in Budapest (1855 bis 1865)

Ignaz Philipp Semmelweis, * 1. Juli 1818 Buda, Ungarn, † 13. August 1865 Döbling, Pathologe, Geburtshelfer.

Biographie

Ignaz Semmelweis studierte auf Wunsch seines Vaters, eines Kaufmanns, zunächst in Budapest und ab 1837 an der Universität Wien Rechtswissenschaft, wechselte jedoch schon im darauffolgenden Jahr zum Medizinstudium, das er 1844 mit der Promotion zum Dr. med. abschloss. Danach wollte sich Semmelweis auf Pathologische Anatomie spezialisieren. Nachdem seine Bewerbungen bei Jakob Kolletschka und Joseph Skoda gescheitert waren, wandte er sich der Geburtshilfe und Gynäkologie zu. Diese Ausbildung beendete er 1845 mit dem Magistergrad. Ab Februar 1846 war Semmelweis provisorischer, ab Juli 1846 definitiver Assistent an der Geburtshilflichen Universitätsklinik unter Johann Klein.

Um die Ursachen des damals epidemisch grassierenden Kindbettfiebers (Puerperalfieber) zu erforschen, beauftragten Carl Rokitansky und Kolletschka Semmelweis, die Leichen der daran verstorbenen Wöchnerinnen zu untersuchen. Auffällig war, dass die Sterblichkeit an der Geburtsstation, an denen Ärzte ausgebildet wurden, signifikant höher war als an der Station, an der die Geburten von Hebammen geleitet wurden, und dass diese während Semmelweis' Tätigkeit noch weiter stieg.

Ursachen und Bekämpfung des Kindbettfiebers

Als sein Kollege Jakob Kolletschka an einer kleinen Wunde, die er sich beim Sezieren zugezogen hatte, starb und dabei die gleichen Symptome wie die an Kindbettfieber verstorbenen Frauen aufwies, war für Semmelweis klar, dass es sich beim Kindbettfieber um eine von außen übertragene Wundinfektion handelte. Die Übertragung eiterbildender Stoffe kam durch die Untersuchung von Schwangeren nach dem Sezieren, aber auch durch unreine Wäsche, unsaubere Wunden oder die Übertragung bei Reihenuntersuchungen zustande. Semmelweis hatte dies zu einem Zeitpunkt erkannt, als noch nicht bekannt war, dass eitrige Infektionen (Sepsis) durch lebende Krankheitserreger (Mikroorganismen, beispielsweise Bakterien) hervorgerufen werden. Nach dieser Erkenntnis führte Semmelweis an der Geburtshilflichen Klinik für Ärzte und Studenten die verpflichtende Händedesinfektion mit wässriger Chlorkalklösung ein, wodurch die Fälle an Puerperalfieber rasch verringert werden konnten. In der Folge sandte Semmelweis an alle europäischen Geburtshelfer zum Teil mit heftigen Anschuldigungen versehene Briefe, um sie zu den gleichen Vorsichtsmaßnahmen zu verpflichten. In Wien erfuhr Semmelweis Unterstützung vor allem von Joseph Skoda, Ferdinand Hebra und Johann Dumreicher.

Der größere Teil seiner Kollegenschaft stellte sich jedoch gegen Semmelweis, was schließlich zu einem Konflikt mit seinem Vorgesetzten Johann Klein führte, der den Vertrag seines Assistenzarztes 1849 nicht verlängerte. Nach einer Intervention Kleins lehnte auch das Ministerium die Überprüfung von Semmelweis' Theorie ab.

Im Tierversuch mit Kaninchen konnte Semmelweis den Beweis für den Übertragungsweg des Kindbettfiebers erbringen, dennoch wurde im Frühjahr 1850 seine Habilitation für Geburtshilfe abgelehnt. Im Herbst desselben Jahres bekam der Arzt schließlich doch die Venia Legendi, musste aber als Privatdozent auf Demonstrationen an Leichen verzichten und sich auf den Unterricht am Phantom beschränken.

Rückkehr nach Budapest

Kurze Zeit später ging Semmelweis zurück nach Budapest, wo er als unbesoldeter Honorarprimarius am St.-Rochus-Spital tätig war und ab 1855 als Universitätsprofessor für theoretische und praktische Geburtshilfe sowie als Hebammenlehrer fungierte. 1861 erschien mit "Die Ätiologie, der Begriff und die Prophylaxe des Kindbettfiebers" das Hauptwerk des Arztes.

Da seine Umgebung Zeichen einer fortschreitenden Geistesverwirrung erkannte, lieferte man Semmelweis im Juli 1865 in die Niederösterreichische Landesirrenanstalt ein, wo er wenig später aus bis heute nicht gänzlich geklärter Ursache starb. Er wurde zunächst auf dem Schmelzer Friedhof begraben. 1891 wurden seine sterblichen Überreste nach Budapest überführt. Mit den grundlegenden Erkenntnissen Semmelweis' konnte in weiterer Folge nicht nur die Hygiene bei Geburten, sondern auch bei Operationen wesentlich verbessert werden.

Siehe auch: Semmelweisdenkmal (1, Innere Stadt), Semmelweisdenkmal (9, Alsergrund), Semmelweisdenkmal (18, Währing), Ignaz-Semmelweis-Frauenklinik, Semmelweisgasse, Geburtshilfe

Literatur

  • Anna Durnová: In den Händen der Ärzte. Ignaz Philipp Semmelweis − Pionier der Hygiene. St. Pölten [u. a.]: Residenz Verlag im Niederösterreichischen Pressehaus 2015
  • Sabine Fellner / Katrin Unterreiner: Medizin in Wien. Semmelweis, Billroth & Co. Wien: Metroverlag 2010
  • Berühmter Internist wollte Semmelweis zurückkholen. In: Die Presse, 30.06.1993, S. 22
  • Der "Retter der Wöchnerinnen". Vor 175 Jahren wurde der Gynäkologe Ignaz Philipp Semmelweis geboren. In: Wiener Zeitung, 07.07.1993, S. 23
  • Kunst des Heilens. Aus der Geschichte der Medizin und Pharmazie. Niederösterreichische Landesausstellung Kartause Gaming. Wien: Amt der NÖ Landesregierung 1991 (Katalog des Niederösterreichischen Landesmuseums, N.F. 27), S. 692 ff., S. 698 ff.
  • Salzburger Nachrichten, 14.08.1990
  • Die Welt, 03.05.1986
  • Helmut Wyklicky: Ignaz Philipp Semmelweis. In: Jochen Jung [Hg.]: Österreichische Porträts. Leben und Werk bedeutender Persönlichkeiten von Maria Theresia bis Ingeborg Bachmann. Band 1. Salzburg [u.a.]: Residenz Verlag 1985, S. 256 f
  • István Benedek: Ignaz Philipp Semmelweis 1818−1865. Wien [u.a.]: Böhlau 1983
  • Helmut Wyklicky / Manfred Skopec: Ignaz Philipp Semmelweis, the prophet of bacteriology. In: Infection Control 5 (1983), S. 367-370
  • Georg Silló-Seidl: Die Wahrheit über Semmelweis. Das Wirken des grossen Arzt-Forschers und sein tragischer Tod im Licht neu entdeckter Dokumente. Eine Bild-Biographie. Genf: Ariston-Verlag 1978
  • Walter Pollak [Hg.]: Tausend Jahre Österreich. Eine biographische Chronik. Band 2: Vom Biedermeier bis zur Gründung der modernen Parteien. Wien / München: Jugend & Volk 1973, S. 370 ff.
  • Erna Lesky: Die Wiener medizinische Schule im 19. Jahrhundert. Wien [u.a.]: Böhlau 1965 (Studien zur Geschichte der Universität Wien, 6), S. 210 ff.
  • Erna Lesky: Ignaz Philipp Semmelweis und die Wiener medizinische Schule. Graz [u.a.]: Böhlau 1964
  • Leopold Schönbauer: Das medizinische Wien. Geschichte, Werden, Würdigung. Wien: Urban & Schwarzenberg 1947, S. 275 ff.
  • Constantin von Wurzbach: Biographisches Lexikon des Kaiserthums Österreich. Enthaltend die Lebensskizzen der denkwürdigen Personen, welche 1750 bis 1850 im Kaiserstaate und in seinen Kronländern gelebt haben. 60 Bände. Wien: Verlag der typografisch-literarisch-artistischen Anstalt 1856−1891. Register 1923
  • Max Neuburger: Zum 100. Geburtstag von Ignaz Philipp Semmelweis. In: Wiener medizinische Wochenschrift 26 (1918), S. 1173-1178
  • Isidor Fischer: Geschichte der Geburtshilfe in Wien. Leipzig [u.a.]: Deuticke 1909, S. 285 ff.
  • Fritz Schürer von Waldheim: Ignaz Philipp Semmelweiss. Sein Leben und Wirken. Urtheile der Mit- und Nachwelt. Wien: Hartleben 1905
  • Julius Leopold Pagel [Hg.]: Biographisches Lexikon hervorragender Ärzte des neunzehnten Jahrhunderts. Berlin / Wien: Urban & Schwarzenberg 1901
  • Agathon Wernich / August Hirsch: Biographisches Lexikon der hervorragenden Aerzte aller Zeiten und Völker. Wien [u.a.]: Urban u. Schwarzenberg 1884−1888
  • Alfred Hegar: Ignaz Philipp Semmelweis. Sein Leben und seine Lehre, zugleich ein Beitrag zur Lehre der fieberhaften Wundkrankheiten. Freiburg: Akademische Verlagsbuchhandlung Mohr 1882
  • Jakob Bruck: Ignaz Philipp Semmelweis. Eine geschichtlich-medicinische Studie. Wien: Prochaska 1877