Schmelzer Friedhof

Aus Wien Geschichte Wiki
Wechseln zu:Navigation, Suche
Schmelzer Friedhof, um 1904
Daten zum Objekt
Die Karte wird geladen …

48° 12' 7.19" N, 16° 20' 5.95" E  zur Karte im Wien Kulturgut

Schmelzer Friedhof am Generalstadtplan von 1904

Der Schmelzer Friedhof (15., Neubaugürtel, Hütteldorfer Straße, Sorbaitgasse, Roland-Rainer-Platz) war einer der fünf im Jahr 1784 außerhalb des Linienwalls eröffneten Kommunalfriedhöfe, nachdem Kaiser Joseph II. ein Verbot für die Beisetzung in Kirchen und innerstädtischen Friedhöfen erlassen hatte. Hier wurden die Opfer der Märzrevolution 1848 beigesetzt. Die Kommunalfriedhöfe wurden mit der Eröffnung des Zentralfriedhofs 1874 gesperrt und geschlossen sowie in den 1920er-Jahren in Parkanlagen umgewandelt. Der ehemalige Friedhof besteht seit 1928 als Märzpark, ein Denkmal erinnert an die Märzgefallenen.

Geschichte

Anlegungen des Friedhofs

Der Schmelzer Friedhof war einer der fünf Kommunalfriedhöfe, die 1784 von Joseph II. vor dem Linienwall eingerichtet wurden, mit einer Fläche von 73.938 m² war dieser der größte unter den "communalen Leichenhöfen". Dieser Friedhof diente als Begräbnisstätte für die Bewohnerinnen und Bewohner aus Mariahilf, St. Ulrich, Schottenfeld, Josefstadt, Fünfhaus, Sechshaus und Rudolfsheim. Auf alten Stadtplänen scheint dieser oft als „Mariahilfer Friedhof“ auf[1]. In direkter Nachbarschaft lag von 1832-1888 der Neulerchenfelder Friedhof.

Der Schmelzer Friedhof und Neulerchenfelder Friedhof. Plan von 1846.

In der Oktoberrevolution 1848 fanden hier erbitterte Kämpfe zwischen Mobilgardisten (überwiegend aus Fabriksarbeitern bestehend) und kaiserlichen Truppen statt.

Erweiterungen

Der Friedhof erfuhr in den ersten Jahrzehnten des 19. Jahrhunderts die größte Erweiterung. 1828 wurden die Mauer an der Ostseite und der schmucklose Eingang sowie die Kapelle, die Totengräberwohnung, die Kanzlei und das Beinhaus errichtet. Laut dem Administrationsbericht des Bürgermeisters Johann Kaspar Seiller vom 30. Juni 1858[2] erging bezüglich des Schmelzer Friedhofs die Mitteilung über die schon Jahre zuvor bestehende Platznot, woraufhin die im Jahr 1857 im Tauschweg erworbenen Flächen des Schmelzer Exerzierplatzes dem Friedhof angegliedert und eingezäunt wurden. Auf einem im Juli 1858 vom Stadtbauamt erstellten Plan ist die Einteilung der Gräber auf dem alten sowie neuen Teil ersichtlich.

Schmelzer Friedhof. Plan der Gräbereinteilung auf dem alten und neuen Teil, Juli 1858.

Sperre und Auflassung des Friedhofs

Am 10. Oktober 1874 verordnete der Magistrat die Schließung der Kommunalfriedhöfe, per Erlass des Statthalters vom 22. Dezember 1874 wurde die Bestattung auf diesem Friedhof ab dem November 1879 untersagt. Gegen die Sperre des Friedhofs erhoben die Bewohnerinnen und Bewohner aus Rudolfsheim, Fünfhaus und Sechshaus Einspruch, da ihnen der Weg zum Zentralfriedhof zu weit erschien. Nach langen Verhandlungen bewilligte die Gemeinde Baumgarten den westlichen Vororten ein Mitbenützungsrecht auf ihrem Friedhof. 1876 überführte man die auf dem Schmelzer Friedhof begrabenen Leichen der Gemeinden Fünfhaus, Sechshaus und Rudolfsheim auf den Baumgartner Friedhof.

1893 wurde die gänzliche Auflassung und Räumung des Friedhofs per Stichdatum 1. Juni 1896 beschlossen, doch 1897 die Frist auf unbestimmte Zeit verlängert sowie 1898 im Gemeinderat die Parzellierung der vor dem Friedhof liegenden Gründe des Bürgerspitalfonds beantragt; ferner wurde 1898 die Erhaltung und Umwandlung der aufgelassenen Friedhöfe in Parkanlagen beantragt. 1905 wurde der Friedhof für den allgemeinen Besuch gesperrt und einzig den Gräberbesuchern der Zutritt gewährt.

1910 und 1912 wurde die Durchführung mehrerer Straßenzüge über das Friedhofsareal projektiert, wofür bestimmte Friedhofsteile geräumt werden mussten. Ein Beschluss des Jahres 1913 sah die gänzliche Abräumung der Grabdenkmäler und Grabausstattungen vor. Im Rahmen des geplanten und nicht realisierten Stadtmuseums auf der Schmelz wurde 1914 die Umbettung der in diesem Teil Bestatteten in einem eigenen, noch bestehenden Teil beschlossen, ferner sollten die schönsten Grabdenkmäler mit einer Kapelle in einem Halbkreis angeordnet und auch ein Denkmal der mit dem Maria-Theresien-Orden geehrten Bestatteten errichtet werden; all dies blieb jedoch infolge des Ersten Weltkriegs unrealisiert. 1927 wurde das Totengräberhaus demoliert.

Totengräberhaus am Schmelzer Friedhof (1912)

Märzpark

Der Schmelzer Friedhof wurde nach dem Ersten Weltkrieg aufgelassen und 1926-1928 in den "Märzpark" umgewandelt. Die Benennung erfolgte 1928 in Erinnerung daran, dass auf dem Friedhof am 17. März 1848 die 35 Gefallenen des 13. März 1848, die sogenannten "Märzgefallenen", bestattet gewesen waren. Sie erhielten nach ihrer Exhumierung am 6. September 1888 ein Ehrengrab auf dem Zentralfriedhof, das Grabdenkmal mit dem Obelisken wurde ebenso überführt (Denkmal für die Opfer der Märzrevolution 1848). 1998 wurde ein neues Denkmal für die Märzgefallenen enthüllt. Von den Grabdenkmälern wurden einige auf den Zentralfriedhof übertragen (nächst der Kirche Zum Heiligen Karl Borromäus aufgestellt), andere stehen bei der nahegelegenen Seipel-Dollfuß-Gedächtniskirche. Auf einem Teil des ehemaligen Schmelzer Friedhofs steht heute die von Roland Rainer im Jahr 1958 eröffnete Stadthalle (mit dem 1974 eröffneten Stadthallenbad).

Bestattete Personen

Im Wien Geschichte Wiki gibt es 24 Einträge von Personen, die auf diesem Friedhof bestattet sind.

BildName des BildesPersonennameBerufBerufGeburtsdatumDatum der GeburtSterbedatumSterbedatumGrabstelle
Laurenz BarchettiSeidenzeugfabrikant12 Juli 177116 Mai 1809
Karl Berger von BergenheldOberst176923 April 1846
Bleich peter.jpgPeter BleichPädagoge
Autor
29 Juni 179821 Juni 1871
Franz Josef DobiaschofskyHistorienmaler23 November 18187 Dezember 1867
Josef EggerthBadhausbesitzer18 März 180414 Juni 1878
Bonaventura EmlerMaler19 Oktober 183120 April 1862
Joseph GottdankSänger
Regisseur
1 August 177914 Juli 1849
Friedrich Graumann17822 Oktober 1856
HMW 055577 00028.jpgCarl Friedrich HenslerVolksdichter
Bühnenschriftsteller
Theaterdirektor
1 Februar 175924 November 1825
Anton KrotenthallerPriester
Gemeinderat
22 April 180722 September 1871
… weitere Ergebnisse

Quellen

Literatur

  • Christine Klusacek, Kurt Stimmer: Rudolfsheim-Fünfhaus. Wien: Mohl 1978, S. 88-91.
  • Franz Knispel: Zur Geschichte der Friedhöfe in Wien. Wien: Wiener Stadtwerke - Städtische Bestattung 1992, Band 2, S. 136 ff.
  • Rudolf Pichler: Der Schmelzer Friedhof. In: Mitteilungen der k. k. Zentralkommission für Denkmalpflege 11 (1912)
  • Edgar Weyrich: Rudolfsheim und Fünfhaus. Ein Heimatbuch. Wien: Selbstverlag 1922, S. 109 ff., Register
  • Hertha Wohlrab: Wien in alten Ansichtskarten 14/15, S. 92 f.

Weblinks

Referenzen